Hei$t
Hände hoch, das ist ein Banküberfall
Und damit ist kein Headset der Spielfigur, sondern Euer eigenes, echtes gemeint. Hei$t bringt eine Spracheingabe mit, die Euch auch die Koordination Eures Teams erleichtern soll. Wollt Ihr, dass Euer Muskelmann nicht ganz so rabiat mit den Geiseln umgeht, reicht ein deutliches „Genug!“, um ihn zurückzupfeifen. Ihr kontrolliert von einem zentralen Punkt aus das Geschehen, schickt per Sprachkommando Euren Safeknacker zu seinem Job und übt das aus, was Codemasters „Crowd Control“ nennt. Die Menge in Zaum halten. „Schön ruhig bleiben, dann passiert auch keinem was!“
Nichts kann Euren Plan schneller zum Kippen bringen, als ein Bankkunde, dem die Flucht nach draußen gelingt. Oder ein Angestellter drückt einen Alarmschalter. Oder ein Wächter spielt Held und versucht unauffällig, seine Waffe zu ziehen. In diesen Momenten habt Ihr zwei Probleme, denn selbst wenn Ihr dies gerade noch verhindern könnt, gilt es eine Eskalation abzuwenden.
Nicht nur die Geiseln, auch Eure Leute können die Ruhe verlieren – sofern sie sie jemals hatten – und unüberlegte Dinge tun. Gefällt Euch die Reaktion der Kompagnons nicht, rüffelt Ihr sie per Headset kräftig an oder verpasst ihnen eine schallende Ohrfeige. Gingen sie dagegen gut mit einer Situation um, solltet Ihr sie auch loben, denn sie merken sich Eure Reaktion und werden sich beim nächsten Mal ähnlich verhalten.
Ihr müsst also alle im Griff haben und dafür muss genau das richtige Maß gefunden werden. Zu viel Gewalt und es artet in Sekunden in ein Blutbad aus, das sofort Personen außerhalb der Bank alarmiert. Tretet Ihr dagegen zu soft auf, unterschätzen die Geiseln leicht Eure Entschlossenheit und versuchen irgendwas.
Es ist ein Balanceakt, den Ihr je nach Überfall für zwei bis zehn Minuten aufrecht halten müsst. Aber selbst wenn mal etwas schief laufen sollte – und meist wird es das, gerade wenn Ihr frisch im Business seid – , heißt es keineswegs Game Over. Sollte beispielsweise ein Alarm ausgelöst werden und sich zusätzliche Metallgitter vor dem Safe schließen, habt Ihr entweder auch dafür schon einen Plan B bereit oder Ihr müsst schnell improvisieren. Beispielsweise mit einer wenig subtilen und eigentlich viel zu lauten Dynamitstange.
Sind alle Hindernisse überwunden, das Geld im Fluchtwagen verstaut und Ihr hört schon die Sirenen, solltet Ihr auch sehr schnell richtig Kette geben, denn von den Hei$t–Cops wollt Ihr nicht erwischt werden. Es bestehen nur wenige Chancen, einen Shoot-Out zu überleben. Und selbst wenn, die rufen einfach Verstärkung und Ihr seid immer noch da. Die Entwickler selbst vergleichen die Polizei mit den Agenten aus Matrix. Wenn die Cops auftauchen, dann rennst Du. So einfach.
Und Platz zum Rennen, beziehungsweise Fahren, gibt es viel, aber nicht zu viel. Die Größe von GTAs Liberty City wird angepeilt, gemischt mit dem Look & Feal von San Francisco, aber einem veränderten Layout der Straßen, das die Atmosphäre von Hollywood-Verfolgungsjagten besser unterstützen soll. Codemasters will auf Größe der Größe halber verzichten und sich stattdessen auf jeden einzelnen Aspekt der etwas kleiner ausgefallenen Metropole konzentrieren. Und die Polizei wird natürlich alles, was nicht den Tod von zu vielen Zivilisten bedeutet, versuchen, um Euch aufzuhalten. Straßensperren, wilde Rempeleien, Shoot-Outs.
Und sollte wirklich alles mehr oder weniger glatt gegangen sein und Ihr sicher den Unterschlupf erreicht haben, ruht Ihr Euch auf der Beute natürlich nicht aus. Euer Ruf hat sich gebessert, es ist Zeit für eine größere Bank, vielleicht auch mal der Abwechslung halber ein Schiff kapern oder einfach den Schnapsladen an der Ecke überfallen, um ein wenig Anstoßfinanzierung für die nächste große Sache zusammenzubekommen.
Allerdings müsst Ihr auch berücksichtigen, dass Euer Verhalten bei den letzten Jobs nicht ohne Auswirkungen bleibt. Habt Ihr Euch erst mal einen Ruf als raubende Psycho-Mörder gemacht, die als erstes die Wächter per Kopfschuss niederstrecken, seht Ihr Euch schon nach kurzer Zeit schwer bewaffneten Elite-Cops beim Betreten der Bank gegenüber. Gentleman-Räuber provozieren solche Reaktionen nicht.
In Hei$t stecken noch zu viele Unbekannte. Dass ein großes Entwicklungshaus eine Stadt und Autos hinbekommen dürfte, steht wohl weniger zur Frage. Auch die derzeit noch durchwachsene Optik wird sicher noch ein wenig geschliffen. Kritischer sieht es mit den glaubwürdigen Verhaltensweisen für Freund und Feind aus, die hier noch wichtiger sein dürften als in den üblichen Squad-Games. Dort ballert letztlich jeder auf jeden.
Hier geht es um die Balance in einer Spannungssituation, bei der eigentlich kein Schuss fallen sollte, aber jederzeit könnte. Kann eine KI das glaubwürdig handhaben? Auch das Spracheingabefeature klingt etwas zu gut, als dass ich mir ein reibungsloses Funktionieren derzeit vorstellen könnte. Aber irgendwer muss ja mal mit so was anfangen und sollte es Codemasters wirklich gelingen, das Feeling und die Spannung der Hollywood-Überfälle zu übertragen, wird Hei$t für mich ein ganz harter GTA-Konkurrent.
Hei$t sollte eigentlich schon letztes Jahr fertig sein, der derzeitige Termin wurde auf Juli 2008 gesetzt. Dann soll es PC, Xbox 360 und PS3 losgehen.