Hell Yeah! Der Zorn des toten Karnickels - Test
Der Fürst der Finsternis ist ein Hase und mag Quietscheentchen. Und blutrünstig ist er auch.
Wann immer es um blutrünstige Karnickel geht, kommt mir automatisch Monty Pythons Ritter der Kokosnuss in den Sinn. Das kleine flauschige Tierchen zählt wohl mit zu meinen liebsten Film-"Bösewichten" überhaupt. Und in Hell Yeah! Der Zorn des toten Karnickels vom französischen Entwicklerstudio Arkedo ist ein Hase mal eben kurzerhand der Fürst der Finsternis - oder so etwas in der Richtung. Darüber hinaus mag er es, mit seinem Quietscheentchen zu baden. Dem Image eines Schreckensherrschers würde es natürlich schaden, wenn das bekannt würde, aber dummerweise macht ein Paparazzo genau davon ein Foto und stellt es ins "Hellternet".
Also versucht Ash - so der Name des Karnickels - nun, die Spuren wieder zu verwischen. 100 Höllenbewohner haben das Foto gesehen, also was tut man am besten? Richtig, sie alle massakrieren! Simple Logik, nicht wahr? So leicht, aber nur ganz leicht, verrückt wie dieser Storyansatz präsentiert sich auch das restliche Spiel. Es ist nicht das übliche Jenseits, das man hier präsentiert bekommt. Ob nun Forschungslabors, Katakomben, Kasinos oder Raumschiffe, die zehn Welten von Hell Yeah führen euch durch alle möglichen, abwechslungsreichen Schauplätze. Dabei begeistert das Spiel stets von Neuem mit seinem charmanten und liebevoll umgesetzten 2D-Cartoon-Stil. Ein echter Hingucker.
Das Spielprinzip ist im Grunde ganz einfach. In diesen zehn Welten müsst ihr die insgesamt 100 Monster - Bossmonster, wenn ihr so wollt - aufspüren und erledigen. Hell Yeah spielt sich dabei wie einer der üblichen 2D-Sidecroller, groß umgewöhnen müsst ihr euch also nicht, wenn ihr schon Erfahrungen damit habt. Aber auch diejenigen, die, wie ich, solche Titel nicht unbedingt regelmäßig zocken, können hier wenig falsch machen. Das Spiel fängt relativ gemächlich an, wirft euch anfangs noch nicht die kniffligeren Varianten der Monster vor die Nase und führt euch somit langsam heran. Mit der Zeit merkt man, wie dann nicht nur die Umgebung teils fordernder wird, sondern auch die Monster schon mal andere Taktiken erfordern als einfach nur draufzuhalten. Es wird Stück für Stück herausfordernder, ohne dass plötzlich schlagartig der Hebel von einsteigerfreundlich auf frustrierend umgelegt würde.
Den Überblick dürftet ihr währenddessen kaum verlieren. Ihr könnt beispielsweise über die rechte Schultertaste ein wenig herauszoomen, außerdem steht euch ein Radar zur Verfügung, das eine Gesamtübersicht zeigt und euch verrät, wo das nächste Monster auf euch wartet. Damit ihr die Welten passieren könnt, müsst ihr diese übrigens zwingend zerlegen, denn versperrte Türen öffnen sich erst, wenn ihr eine bestimmte Zahl dieser 100 Ziele erledigt habt. Was aber nicht heißt, dass diese Bosse die einzigen Feinde sind. Auch diverses Kleinvieh tummelt sich hier, ebenso wie Geschütztürme, Fallen und dergleichen.
Immer mal wieder müsst ihr Gegner einfach nur mit euren Waffen bearbeiten, andere wiederum könnt ihr mit eurem Super-Jetpack, an dem praktischerweise ein Bohrer befestigt ist, in Einzelteile zerlegen. Einige von ihnen trefft ihr ohne große Schwierigkeiten, manch einen Gegner müsst ihr allerdings von oben attackieren oder ein paar Atomreaktoren auf der Ebene darunter sprengen, da er nur von unten verwundbar ist. Gegebenenfalls hilft ein bisschen experimentieren, aber meist ist die Lösung des Problems doch recht offensichtlich, wenn man nur genau hinschaut. Belohnt werdet ihr mit Mini-Spielchen als Finisher - keine Angst, keine allzu komplexen oder nervigen Sachen -, von denen es über 25 verschiedene Varianten gibt. Da müsst ihr schon mal einen Haifisch per Tastendruck in den Orbit abheben lassen, der dann von einem Satelliten auf euren Feind gefeuert wird. Oder aber, ihr röstet den Feind mit einem gewaltigen Laserstrahl, zerquetscht ihn einfach zwischen euren Fingern oder überfahrt ihn mit einem gewaltigen Truck, nur um ihm dann noch mal im Rückwärtsgang den Rest zu geben, während munter das Blut spritzt. Wie gesagt, ziemlich abgedreht das Ganze, wer schon einmal ein Wario Ware gespielt hat, hat einen guten Begriff davon, wie das abläuft.
Wenn ihr nicht gerade eure Widersacher zerlegt, sammelt ihr Geld ein und ebenso Juwelen. Nicht einfach so zum Spaß, ihr könnt das daraus resultierende Bare in Shops wieder investieren. Einerseits in nützliche Dinge wie Waffen- oder Gesundheits-Upgrades, andererseits in kosmetische Sachen wie Hüte für den Hasen oder neue Skins für sein Gefährt. Mit Abenteurer-Hut und einem Quietscheentchen-förmigen Vehikel durch die Level rasen? Kein Problem! Dass Ash eine Herrschernatur ist, zeigt sich an einem weiteren Feature des Spiels: der Insel. Hier werden nach und nach die 100 Monster hingebracht, sobald ihr sie ausgeschaltet habt. Denn ihr Tod ist nicht die einzige Bestrafung, nun dürfen sie auch noch für euch schuften. Schickt einige von ihnen in die Minen, damit sie euch mehr Geld bescheren, oder verdient euch spezielle Belohnungen im Hafen. Was auch immer ihr tut, von allem profitiert ihr in gewisser Art und Weise. Zwischendurch einen kleinen Ausflug zur Insel zu machen, ist also mehr als nur Spielerei.
Zugegeben, für echte Experten in diesem Genre mag Hell Yeah vielleicht keine große Herausforderung sein und nach dem einmaligen Durchspielen gibt es nicht den riesigen Ansporn, es nochmal anzugehen. Dennoch macht das Spiel einfach verdammt viel Spaß, weil es eben so überdreht, verrückt und witzig ist. Sich die verschiedenen Bildschirmtode der 100 Monster anzuschauen, ist für mich alleine schon Belohnung genug. Um es kurz zu machen: Ein äußerst spaßiger, nicht allzu frustrierender und dabei sehr schick anzuschauender 2D-Sidescroller, mit dem man die eine oder andere unterhaltsame Stunde verbringen kann. Allen voran, wenn ihr nach einem Spielchen sucht, das ihr zwischendurch immer mal ein wenig spielen könnt.