Hello Games' Sean Murray: "Man darf nicht zu viel über den Spieler nachdenken"
"The Movie wird das letzte Joe Danger-Spiel."
Hello Games Sean Murray gab auf der gamescom zu Protokoll, dass ihm die Veröffentlichung des erst zweiten Spiels des Studios auch ein wenig Sorgen bereite und ließ dabei tief in den Gedankenprozess des sympathischen Studios aus Guildford im Süden Englands blicken.
Angesprochen darauf, ob ihm die Veröffentlichung von Joe Danger 2: The Movie irgendwie auch Angst bereite, bejaht er.
"Man fragt sich einfach, schert es die Leute überhaupt, verstehen sie, was in diesem Spiel steckt, verstehen sie alles, was man daran gemacht hat? Es ist schwierig, den Leuten zu erklären, was man alles daran gemacht hat", findet er. "Letzten Endes wird es zwar eine Demo geben, wenn das Spiel herauskommt, aber es ist auch hier schwer, alles zu zeigen. Und wenn man das macht, hat man vermutlich schon zu viel gezeigt. Es ist einfach eine schwierige Balance, die man da treffen muss."
"Ich glaube, wir … wir machen uns Sorgen, weißt du? Ich glaube aber auch, dass es häufig das ist, was uns antreibt. Man ist niemals zufrieden, mit dem, was man gemacht hat. Vielleicht für fünf Minuten. Danach dreht man sich um und hasst es wieder", beschreibt der den Prozess.
"Wir veröffentlichen nur ein Spiel alle zwei Jahre, wir stecken alles, was wir haben, hier rein. Also ja, wir machen uns natürlich viele Gedanken. Aber weißt du, es gibt auch eine Kehrseite, das erste Spiel war sehr erfolgreich und ich glaube, dass dieses hier so viel besser ist."
"Letzten Endes - und das klingt vielleicht böse - darf man nicht so viel über den Spieler nachdenken. Du musst dich fragen, 'macht mir das selbst Spaß?' Und das siehst du ja hier, wir spielen immer noch unser eigenes Spiel [zeigt auf seinen Kollegen, der am Stand neben uns gerade das 35. Mal versucht, eine besonders haarige Strecke zu knacken]."
"Weißt du", fährt er fort, "wir müssen darauf vertrauen, dass wir es nicht nur für uns selbst machen, sondern auch für unsere engsten Freunde. Hoffentlich funktioniert das, du magst es, sie mögen es und ich hoffe, andere Leute auch."
Darauf zu hören, was Fokusgruppen zu sagen haben, wäre im Fall von Joe Danger keine Hilfe. Im Gegenteil.
"Ich glaube, große Studios sind vielleicht zu versessen auf Fokusgruppen-Tests und dergleichen. Wenn wir das machen würden, das wäre ein großer Fehler. Wenn du versuchst, ein Spiel zu machen, das jedem gefällt, hast du am Ende ein sehr langweiliges Spiel. Das wäre für uns definitiv nicht gut. Unsere Nische ist ein kleiner Zweig der Spieler, auf den wir uns konzentrieren müssen. Es sind hoffentlich Leute wie wir. "
Vielleicht ist ja auch die Tatsache, dass das Kapitel Joe Danger mit dem zweiten Teil ein für alle Mal beendet sein wird, ein Kaufanreiz für die Fans des ersten Teils. Sieht man von der kommenden Umstetzung für iOS einmal ab, wird es keinen neuen Teil des waghalsigen Motorrad-Stuntman mehr geben.
"Wir werden niemals ein weiteres Joe Danger machen", bestätigt uns Murray. "Ich finde, es hilft uns wirklich, dies vor Augen zu haben. Denn auf diese Weise stecken wir alles hier rein. Ich meine, wir denken nicht eine Sekunde, 'das heben wir uns für den nächsten Teil auf'."
"Und dann scherzen wir darüber, 'aber was, wenn es wirklich, wirklich erfolgreich wird? Was machen wir dann?', aber wir müssen uns daran halten."
In welche Richtung es gehen könnte, das kann man vielleicht ein wenig aus der Firmenphilosophie ableiten.
"Als wir anfingen haben wir immer gesagt, wir wollten Spiele machen über Dinge, die man als Kind sein wollte. Stuntman, Farmer, Cowboy, Astronaut, diese Sachen. Es ist erstaunlich, dass diese Dinge nicht bedient werden. Selbst im Fernsehen und in Filmen sind diese Sachen ein großer Teil dessen, was diese Medien ausmacht. In Videospielen dagegen - wenn du ein Soldat sein willst, bist du gut bedient. Mehr noch als in jeder anderen Form von Entertainment-Medium - zehnmal besser als in Büchern, Filmen und Fernsehen zusammen", schätzt er.
"Wenn du nur töten willst, hast du alles, was du brauchst. Dabei gibt es so viele Themen, die keiner anfasst, oder nur in ein oder zwei Spielen erforscht wurden", findet Murray.
In jedem Fall wird man wohl der Joe-Danger-artigen, mechanisch befriedigenden Spezies Spiel treu bleiben, ein Titel mit ausgefeilter Handlung steht nicht zu befürchten.
"Wir sind mit SNES und Mega Drive aufgewachsen und lieben einfach diesen Style Spiele. Ich glaube nicht, dass die Sachen die wir machen immer so aussehen und sich anfühlen müssen [zeigt auf Joe Danger 2], aber du solltest uns mal reden hören. Es gibt immer alles nur um das Feeling von etwas, um das Feedback an den Spieler. Wenn wir uns andere Spiele anschauen, dann ist das immer das erste, worauf wir achten."
Veränderungen seien aber auf jeden Fall Pflicht. "Ich glaube, das was wir als nächstes machen, muss sehr anders sein, hervorstechen und Sinn machen," so sein Fazit.