Hero of Time: Music from Zelda: Ocarina of Time - Soundtrack auf Vinyl - Review
Komponist: Materia Collective
Label: iam8bit
Stil: Arranged64 mit 64 Symphonikern
Erhältlich über: Amazon, Label, Discogs
Das Spiel: Zelda wird 3D und alle lieben es.
Editionen: Es gibt nur eine Ausgabe und für die ging iam8bit in die Vollen. Das 180g Farb-Vinyl dreht sich mit 33rpm und wurde einmal grünlich und einmal purpur gesplattert und das nennt sich dann Rupee-Style. Von mir aus, sehr schick. Die Umverpackung ist wundervoller Fanservice mit stilvollem Cover, pastellfarbenem Traum im Inneren und inneren Sleeves, die sich vom Design her perfekt in die geschnittenen Ecken des Covers einpassen. Schmuckstück, egal von welcher Seite man es sieht. Ein Downloadcode kommt mit dem Kauf dazu.
Angehört
Seite A: Ich habe Ocarina nie groß gespielt, aber ein paar Dinge in der Welt sind einfach Legende und das hier Orchestral arrangierte Hero of Time, zart mit einer Flöte in einer Minute zu einem vollen Orchester anschwellend, ist Deep Blue Hero Stuff vom Allerfeinsten. Das ist die Musik, zu der man Abenteuer erlebt. Als unbestrittener Held. Das Zelda-Hauptthema steht da im Anschluss fast nach, auch wenn das hier eine der epischsten Versionen sein dürfte und jedem, der mal irgendein Zelda spielte, Gänsehaut bescheren dürfte. Aber, Helden brauchen einen Gegenpol und der spielt nicht weniger groß auf. Wie ein Balrog persönlich dominieren die Bläser im Orchester, harte Streicher und... eine kleine Marimba-Einlage mit Zwei-Noten-Beat? Es klingt fast so. Herr der Ringe mit Humor.
Dann ist es wieder Zeit für die Wunder der Welt, denn der große Kampf ist ja noch ein Abenteuer weit weg. Und es könnte kaum verspielter sein als hier. Das nervige Dorf, die majestätischen Bäume, eine Art Fee, die man am liebsten mit einer Fliegenklatsche vertraut machen möchte... Ach, es ist wirklich der Atem der Wildnis, der einen ruft, um das hinter sich zu lassen. Und ja, wie eine frühe Vision dieses damals noch unendlich weit entfernten Erlebnisses führt euch die Musik in eine Welt voller Wunder hinaus. Aber auch Gefahren, das lassen die unterschwelligen Moll-Töne einen schon wissen, aber nicht zu deutlich. Der heroisch ausreitende Heroe genießt mit aufspielenden Streichern den Augenblick, ein fluffiges Adagio trägt ihn in die Welt hinaus. Einen wilden Ritt später, hinein in den Sonnenuntergang und wie ein 50er-Widescreen-Epos ausklingend, es war ein erfolgreicher erster Heldentag. Und als wäre alles schon geschafft, spielen noch einmal die Themen in Variation auf, die Endcredits der ersten Seite freuen sich, dass sie so gut gelang.
Seite B: Zu jeder guten Abenteuergeschichte gehört natürlich eine weibliche Hauptrolle. Auftritt: Zelda. Weniger pompös, mit Grazie und weit geschwungenen Streichereinlagen, dem Adel angemessen wird sie in die Geschichte eingeführt, ein Piano kümmert sich um hoheitliche Details und Anmut. Das ist Zelda. Sheik kommt später. Erst mal geht es auf die Ranch. Eine Mississippi-Geige klagt einem Banjo verträumt ihr Lied und zusammen passen sie wunderbar zu nichts, was bisher passierte. Inn-Time. Perfekt, denn es geht in den Dungeon und da will man ja vorher gut geruht haben. Hier konkurriert Dunkelheit mit wilden japanischen Flöten-Klängen, bevor der Donner einsetzt und der Kampf losgeht. Fallen schnappen zu, Wände stürzen ein, aber es gibt keinen Zweifel, dass unser Held dem gewachsen ist. Wieder hört ihr alte Zelda-Themen durch, alles ist vertraut, aber auf 11 und Orchester gedreht. Das NES wippt glücklich im Takt mit. Und dass es legendäre Schwerter nicht umsonst und ohne Gefahr gibt, wird schnell klar. Aber ist es dann entdeckt, offenbart sich eine Waffe, die mehr ist als das und durch Themen und Klänge mit der zuvor eröffnetet Welt verwoben scheint. Wieder habt ihr diesen Heldenmoment, in dem ihr vor dem inneren Auge keine Pixel mehr seht, sondern einen Helden, der das Schwert aus dem Stein zieht und... Ach was soll es, es ist der Typ mit der Zipfelmütze, ich werde nie drüber hinwegkommen. Aber mit der Musik schaffe ich es fast. Dann folgt eine mystische Montage. Die Zeit zieht vorüber und dann der Auftritt von... Fast-Zelda? Nein Sheik ist da. Wie eine ehrliche, bodenständige Version des hochadligen Zelda-Themas ist es ein leiser aber nicht weniger beeindruckender Auftritt mit einem der schönsten Themen eines Soundtracks, der mit solchen wahrlich nicht geizt.
Seite C: Leise, verspielt klimpernd fast schon, dann wieder die fernöstlichen Flötenklänge, alles langsam und zurückhaltend, wenn ein Wald magisch ist, dann dieser. Der Feuertempel ist ebenso zurückhaltend, ebenso verspielt, aber das emotionale Gegenteil, wenn er seine Drohung zischt. Nur um dann in die Vollen zu gehen, dramatisch wie eine John Williams Verfolgungsjagd aufspielt, nur um dann wieder tänzelnd über das Klavier zu hüpfen. Wie Feuer tanzt die Musik durch den Raum. Zur Abkühlung dann eine Piano-Solo. Düster, fast schon unheimlich zunächst, dann aber horcht das N64 auf, als es lang vertraute Notenfolgen rieselt. Eine Ocarina-Suite auf Klavier bietet ein unerwartetes aber sicher nicht unwillkommenes Intermezzo, bevor es in das Dorf der Schatten geht. Eine zunächst einsame Violine spielt auf, bevor ihre Gefährten in die Klage einstimmen und von einer großen Tragödie berichten, ohne dabei an Drama zu sparen. Keine Zeit, zu verweilen, es geht durch eine Schlucht in wildem Galopp, begleitet von einer spanischen Gitarre in fast schon extatischem Tempo, immer weiter, wobei sich die Musik geschickt und vielschichtig auf- und abbaut, um sich nie überschlagen zu müssen. Die Belohnung folgt auf dem Fuße und passender könnte ein so kurzer wie effektiver Track kaum betitelt werden: Courage, Wisdom and Light, wobei letzteres fast eine Indiana-Jones-Kartenraum-Qualität entfaltet. So kann man eine Seite gut enden lassen.
Seite D: Ganon hat sich auf jeden Fall bei Castlevanias Dracula umgehört, als er die Musik zu seinem Turm plante und ließ sich erst mal eine große Orgel liefern, auf der man schön diabolisch aufspielen kann. Was er dann auch hingebungsvoll tut, der kleine Möchtegern-Bach, der Schelmische. Aber insgeheim ist er doch eine tragische Figur, wie die einsame Violine des nächsten Tracks andeutet... Hah, reingelegt! Voller Action-Orchester-Einsatz, ganz nah am Original dran und doch unendlich voluminöser haut euch der große König des Bösen durch den Raum. In variierenden Tempi hat der Kampf verschiedene Ebenen des Dramas, durch die sich der Track in halsbrecherischer Manier durcharbeitet, um es dann auf der Klippe hängenzulassen, in der Luft zu wenden und nur kurz durchatmen zu lassen, bevor es immer wieder mit neuen Elementen weiterführt. Heroische Themen konkurrieren mit der ersten Geige, um die Herrschaft, bevor sie alle wieder zusammenfinden und die Schlacht in die nächste Runde geht. Ein Kampf kann akustisch kaum größer werden als das. Weltentscheidertag am Abgrund. Aber natürlich, das Gute gewinnt und der Epilog mit seinem überschwänglichen Pathos, seinen Anklängen an die großen Heldenthemen aus dem Begin dieser fantastischen Reise, ist wohl verdient. Alle großen Fantasy-Epen brauchen das und Hero of Time enttäuscht nicht. Und dann als Bonus: Loot! Mit Treasure wird noch eine letzte Kiste aufgemacht und das Abenteuer beendet.
Gehört und genossen auf...
Dies ist die "Eurogamer-Referenz-Anlage": Plattenspieler - Thorens TD 203 (Test); Phono-Verstärker - Pro-Ject Phono Box DS2 USB; Stereo-Verstärker - Teufel Kombo 62 CD-Receiver; Boxen - Nubert nu Vero 30 (Test); Kopfhörer: Beyerdynamic Amiron (Test) + A20 (Test)
Das wäre noch zu sagen...
Eine Platte wie: Der Traum des Helden von glorreichen Tagen (während er neue in Breath of the Wild erlebt).
Eine Art Fazit: iam8bit wird oft kritisiert, dass ihre Platten teurer sind, als sie sein müssten - was auch stimmt -, aber diesmal gingen sie sowohl beim Design als auch beim Sound in die vollen. Ein wundervolles Arranged-Album und eine Zierde für die Sammlung.
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