Heroes over Europe
Ziel verfehlt
Davon abgesehen mangelt es vielen Aufträgen größtenteils an spannenden Augenblicken, sofern man nicht gerade unter Zeitdruck einen Jäger abfangen oder im Tiefflug aus Berlin entkommen muss. Es fehlt oftmals etwas, das einen wirklich mitreißt. Die Zwischensequenzen schaffen das jedenfalls nicht.
Einerseits bekommt man hier Filmchen ähnlich dem Wochenschau-Stil mit ein paar echten Aufnahmen serviert, andererseits etwas Comic-artige Szenen, in denen es um verschiedene Charaktere der insgesamt vier Geschwader geht, für die man kämpft. Durch weitere Gespräche innerhalb der Missionen versucht man zwar, eine Bindung zu den Piloten aufzubauen, aber im Großen und Ganzen bleiben sie im wahrsten Sinne des Wortes gesichtslos, da man sie so gut wie gar nicht zu sehen bekommt. Man fühlt nicht wirklich mit ihnen mit.
Ein wenig skurril erscheint dabei der Verlauf der Kampagne. Wie bereits erwähnt, fliegt man im Spiel für insgesamt vier Geschwader. Normalerweise würde man nun erwarten, dass jedes Geschwader für sich genommen eine eigene „Mini-Kampagne“ darstellt, doch stattdessen springt man munter von einem zum anderen. Hat man zwei Aufträge für das erste Geschwader erledigt, muss man plötzlich für Nummer 2 ran. Verbucht man hier drei Erfolge, geht es mit der nächsten Mission der ersten Staffel weiter. Nicht mal chronologisch passt das zusammen – erst September 1940, dann wieder August –, was ansonsten ja noch einigermaßen Sinn ergeben hätte.
Heroes over Europe steuert sich in den Auseinandersetzungen sehr arcadelastig, selbst in der Einstellung „Professionell“ fällt lediglich das Rollen über den zweiten Analog-Stick weg. Eine Simulation sollte man hier gar nicht erst erwarten, dafür steuern sich die Fluggeräte angenehm direkt und einfach. In Kombination mit den ersten beiden Schwierigkeitsgraden kann man also durchaus seinen kurzweiligen Spaß haben. Entscheidet man sich jedoch für die Stufe „Ass“, sollte man schon etwas frustresistent sein. Hier regeneriert sich die „Gesundheit“ des eigenen Jägers nicht mehr (in bis zu vier Stufen zu je knapp 25 Prozent). Man muss mit dem auskommen, was man hat.
Dementsprechend erfordert es auch ein Umdenken bei der Taktik. Auf niedrigeren Stufen kann man trotz starkem Beschuss aus den hinteren Kanonen der Bomber oder Stukas noch relativ bequem vom Himmel holen. Wer das auf „Ass“ versucht, explodiert schneller als ihm lieb ist. Speziell mit den „Bossgegnern“ bekommt man hier Probleme. Diese Asse sind wesentlich schlagfertiger und resistenter als die normalen Asse, die sich in vielen Gegnerformationen tummeln, und hängen wie eine Klette an einem. Nennen wir sie einfach mal Über-Asse. Sie sind zudem so flink unterwegs, dass es schwer fällt, sie per Ace Kill vom Himmel zu holen. Wahrlich kein großes Vergnügen.
Wer mit der Kampagne durch ist, kann sich dann noch im Multiplayer austoben. Der unterstützt maximal 16 Spieler und eignet sich für ein kleines, actionreiches Scharmützel zwischendurch, fällt insgesamt mit lediglich zwei Modi aber auch eher unspektakulär aus.
Ja, Heroes over Europe kann mitunter wirklich Spaß machen, obwohl die Qualität der einzelnen Missionen von „spannend“ bis „gähnend langweilig“ schwankt. Obendrein ist die Kampagne schnell vorbei (sieben bis acht Stunden) und motiviert trotz Freischaltung neuer Flugzeuge auch nicht zwangsweise zum erneuten Spielen. Es mangelt an begeisternden Höhepunkten, einer wirklich spannenden Geschichte und vielleicht einer Prise mehr Dramatik. So hat man das, was hier passiert, nach spätestens ein paar Tagen wieder vergessen.
Wer auf Action-Flugspiele steht, kann sich den Titel durchaus einmal anschauen. Einsteiger freuen sich zudem über die unkomplizierte, leicht zu handhabende Steuerung, doch ein Paradebeispiel für das, was in diesem Genre möglich ist beziehungsweise möglich wäre, ist Heroes over Europe nicht.
Heroes over Europe ist bereits für Xbox 360, PC und PlayStation 3 erhältlich.