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Herr der Ringe: Die Eroberung

Epic? Fail!

‘Episch‘. Ein Wort, das in „schöner, schneller, weiter-Zeiten“ wie diesen immer dann inflationär gebraucht wird, wenn Marketingabteilungen einen neuen Titel mit angemessen majestätischen Attributen bestücken müssen. Doch hier ist es zur Abwechslung mal passend. Oder war es mal. Auf dem Papier zumindest, denn Pandemic versprach: Bewährtes, klassenbasiertes Battlefield-Gameplay auf den bekanntesten Schlachtfeldern Mittelerdes mit „bis zu 150 Einheiten gleichzeitig auf dem Bildschirm“. ‘Episch‘ eben. Das Problem ist nur, dass der maßgebliche Teil dieser Aussage für die eine, wichtigere Hälfte des Spieles schlicht unwahr ist und für die andere von nicht allzu großer Bedeutung.

Es ist das alte gute Nachricht/schlechte Nachricht-Spiel. „Die gute Nachricht: Dieses klassenbasierte Multiplayer-Actionspiel, das Sie da gerade gekauft haben, ist in der Lage, zwölf Dutzend Einheiten auf einmal ins Gefecht zu rendern. Die Schlechte: Im zentralen Mehrspieler-Modus wird das einfach nicht gemacht!“

Es ist nicht das einzige Problem von Herr der Ringe: Die Eroberung. Aber es ist das, das aus der Masse an vielen kleinen bis mittleren Unzulänglichkeiten heraussticht, weil das Spiel dadurch ein anderes ist, als die Trailer angekündigt haben: Während die beiden sehr kurzen Einzelspieler-Kampagnen (die auch zu viert im Co-op angegangen werden können) mit massenhaft gut gemischten, aber dummen KI-Kämpfern und reichlich Belagerungsgerät zeigen, wie der Rest des Online-Modus hätte aussehen können, beschränkt die namensgebende „Eroberung“ – bekannt und geliebt aus Battlefield /-Front und Co. – die Spielerzahl auf mickrige 16 (insgesamt!) und schmeisst aus heiterem Himmel auch noch die Bots aus dem Spiel. Lediglich leere Spielerslots werden von der KI aufgefüllt.

Den Angriff der Klon-Orks bekommt man in dem Gewusel meistens nicht mit.

Wer Schlachtenfeeling will, hat also nur die Option, sich mit der lethargischen und planlosen KI rumzuschlagen. Ansonsten bleiben nur noch die, für diese Marke, unpassend intimen acht-gegen-acht-Angelegenheiten. Der eigentliche Ringkrieg findet dann nur noch als Gewusel im Hintergrund statt, wenn man seinem Gegner-Squad auf den Zinnen von Minas Tirith eins auf die Mappe gibt. Oh Epik, wo bist du nur hin?

Die Antwort: Sie ist in Battlefront II geblieben. Der Rest des Spielprinzips wurde aber für fast jeden Modus beinahe unverändert von diesem indirekten Vorgänger übernommen. Wie so oft dreht sich hüben wie drüben meist alles um das Erobern und Halten von Kontrollpunkten, bis 1000 Punkte erreicht sind oder - wahlweise - alle Stellungen für eine bestimmte Zeit gehalten wurden. In der Kampagne muss darüber hinaus ab und an ein Helden-Charakter (Sauron, Saruman, Aragorn und Co.) niedergestreckt werden, um einen Level abzuschließen. Bei jedem Spawn entscheidet Ihr Euch für eine von vier Klassen: Magier, Späher, Krieger und Bogenschütze stehen zur Wahl und sollen dem Spiel ein Quäntchen Tiefgang verleihen.

Auch mit dabei: Tolkien-Fan-Favoriten wie Flammenschwerter und Handgranaten.

Magier sind schwache Nahkämpfer, errichten aber Schutzschilde vor Pfeilen und anderen Projektilen, heilen Verbündete, lösen sich per Schockwelle aus Umzingelungen, verschießen Imperator-Gedenkblitze, die von einem Gegner zum nächsten züngeln, und errichten Wände aus Feuer vor heranstürmenden Feinden. Diese Art von flashiger Angeber-Magie gab es zwar weder im Buch noch im Film zu bestaunen, macht aber aus den HdR:C-Zauberlehrlingen immerhin eine ideale Unterstützer-Einheit für die Kollegen.

Ähnliches gilt für die Bogenschützen, die zwar relativ schnell normale, vergiftete oder sogar dreifach Pfeile abfeuern können, aber alleine in einem blutrünstigen Feindes-Mob schneller zu Boden gehen als Haldir aus Lothlorien im zweiten Ringfilm. Späher und Krieger sind dagegen artverwandte Klassen mit den naheliegenden Differenzen in Sachen Einstecker- und Austeilerqualitäten. Was dem Krieger seine Wurfaxt, ist dem Späher seine Granate. Und während der gemeine Frontsoldat mit dem lodernden Flammenschwert („Eine uralte Waffe!!“ hörst Du, Tolkien?) seine Kombos modifizieren kann, darf sich der Späher unsichtbar machen und unachtsamen Gegner per Stealth-Kill über den Anduin in den nächsten Wutausbruch schicken.