HighFleet: Das beste Roguelike, das ihr nie gespielt habt, ist gerade im Angebot!
Wuchtige Action & taktisches Manövrieren.
Ein paar Tage habt ihr noch Zeit, HighFleet für gut 16 Euro im Rahmen des MicroProse Publisher Sale auf Steam zu kaufen. Macht das! Tut es zumindest dann, falls ihr mit U-Boot-Taktik, Zwei-Stick-Shootern und einfallsreichen Konzepten etwas anfangen könnt – und sogar Lust darauf habt, eure eigenen fliegenden, retro-futuristischen Festungen zu erschaffen.
Moment mal: U-Boot-Taktik? In HighFleet geht’s doch um… ich nenne es mal Flugzeuge, die in einem frei erfundenen Krieg um das ebenso fiktive Land Gerat kämpfen. Stimmt! Allerdings steuert man diese Flotte von der Brücke aus, so wie man das in Silent Hunter und anderen Simulationen tut.
Dort aktiviert man den Radar oder verlässt sich lieber auf den passiven Infrarot-Sensor, um nicht erkannt zu werden. Man sucht die Frequenz feindlicher Funksprüche, um Informationen über gegnerische Truppenbewegungen zu erhalten und die Angaben per Bleistift, Zirkel und Lineal manuell auf der Karte einzutragen.
Man holt Informationen ein, um verschlüsselte Funksprüche auch dechiffrieren zu können, spaltet Angriffsgeschwader von der Hauptflotte ab und füllt in befreiten Städten Treibstoff sowie Munition nach, um das restliche Geld in Reparaturen zu stecken. Ist davon nicht genug vorhanden, verkauft man außerdem erbeutete Waffensysteme oder im Zweifelsfall gar ganze Schiffe.
Eure Aufgabe ist es, die Flotte über eine bei jedem Start prozedural erstellte Karte zu bewegen, während dort natürlich feindliche Verbände patrouillieren und eure Fährte aufnehmen, sobald sie davon Wind bekommen – wobei ihr nach jedem Game Over zusätzliche Ressourcen erhaltet, um leicht gestärkt in den nächsten Run zu starten.
Die Flotte stellt ihr ja mit jedem Start neu zusammen. Gleich bleibt nur das Flaggschiff, die gewaltige Sevastopol. Ob ihr der aber eine Reihe leichter Angreifer oder schwere Flugzeugträger oder eine bunte Mischung daraus zur Seite stellt, wird einzig durch euren Einfallsreichtum sowie das Budget begrenzt. Zumal ihr im Editor sogar komplett eigene Schiffe erstellen dürft, deren verwendete Module ihren Kaufpreis bestimmen.
Gebt nur darauf Acht, dass ihr keine unhandlichen Monster erschafft – fliegen müsst ihr die Pötte nämlich selbst. Ja, nicht einmal die Landung erfolgt automatisch. Stattdessen sollte man reparaturbedürftige Schiffe so sanft wie möglich auf einer Landeplattform parken, auf dass sie dort wiederhergestellt oder mit neuen Raketen bestückt werden.
Und alleine das ist schon saucool! Ich liebe es, die mächtigen Flieger so lange wie möglich gen Boden rasen zu lassen, um sie im letzten Moment mit vollem Gegenschub noch abzubremsen. WASD zum Ändern der Richtung und Q beziehungsweise E zum Kippen – mehr braucht man dafür nicht. Okay, die Umstelltaste für den Nachbrenner beim Bremsen.
So richtig trumpft HighFleet dann aber in den Kämpfen auf, wo man die Schiffe auf ähnliche Art steuert, während man per Maus die Waffen dreht. Stellt euch darunter nur kein Geometry Wars vor! So sehr die Steuerung die eines Zwei-Stick-Shooters ist, so wichtig ist hier nämlich die Physik.
Das heißt, die Beschleunigung der Flugkähne ist von ihrem Gewicht, den Antriebsdüsen und deren Anbringung abhängig. Die Rohre dicker Kanonen brauchen hingegen eine Weile, bis sie in Richtung Ziel zeigen, und nur dort, wo Projektile einschlagen, richten sie auch Schaden an, weshalb einzelne Module in Brand geraten oder zerstört werden können.
HighFleet hat mit rasantem Arcade-Ballern daher nichts gemein. Vielmehr ist das richtige Positionieren zum Gegner ebenso wichtig wie der gut getimte Einsatz aller Waffen. Denn Schnellfeuerwaffen können sogar anfliegende Raketen zerstören – aber selbstverständlich nur, wenn sie dann nicht gerade nachgeladen werden.
Ach, und so ganz nebenbei ist das alles übrigens ein geradezu großartiges Spektakel! Wenn die gleißenden Geschosse mit Wucht beim Gegner einschlagen, sodass er sich erst Sekunden später wieder aus tiefschwarzen Rauchwolken herausschält, während sich schon die nächste Salve schwerer Kanonen durch den Regen schiebt… Man kann das zerplatzte Metall und das brennende Öl förmlich riechen.
Dazu übrigens ein Soundtrack, der das fiktive Gerat mit dem Flair des Nahen Ostens versieht und dem Spiel schon deshalb eine exotische, weil selten gehörte Note verleiht. Auf der Brücke ist jede sichtbare Taste tatsächlich auch ein Schalter und die Funksprüche im Hintergrund machen die Kulisse zu einem plastischen Kommandostand, der bei jedem Start mit dem Entzünden der Triebwerke durchgeschüttelt wird. Das wurde alles mit einer Sorgfalt zusammengefügt, die gerne Schule machen darf.
Perfekt ist HighFleet nicht. Dazu fehlt ihm die Unterstützung von Gamepads, während Spielstände nicht in der Cloud gespeichert werden. Zwischendurch aufs Steam Deck zu wechseln, ist deshalb leider nicht drin. Immerhin gibt es dort aber eine Konfiguration für die Steuerung, mit der sich der Feldzug erstaunlich gut anfühlt. Rein technisch läuft es zudem einwandfrei, wenn man die richtige Protonversion (Proton GE – in diesem Thread im Steam-Forum findet ihr eine Anleitung) verwendet.
Außerdem sollte ich eins klar sagen: Man muss sich in dieses feine Spiel erst hineinfuchsen. Zwar gibt es eine Einführung aller wichtigen Elemente – das reicht, um blasenfrei zu spielen. Um die erstaunlich tiefgehenden Einzelheiten in der Funktionsweise des Radars und andere Details komplett zu durchdringen, sollte man sich allerdings bei externen Quellen informieren.
Lasst euch davon nicht abschrecken! Dieses scheinbar kleine HighFleet, im Kern übrigens das Soloprojekt eines einzelnen Entwicklers, ist so ungemein stimmungsvoll, hat eine so angenehme Spieltiefe und ist in seiner Inszenierung dermaßen eindrucksvoll, dass ich es seit seinem Erscheinen vor drei Jahren als wertvolles Kleinod in meiner Bibliothek ungemein schätze. Und vielleicht wird es euch ja genauso gehen, falls ihr das Angebot auf Steam nutzt – oder irgendwann später zuschlagt.