Hitman 2 will Episodenfans und Komplettdurchspieler gleichermaßen glücklich machen.
Agent 47 macht genau, was man von ihm erwartet.
io Interactives Schicksal hing 2017 einen Monat lang böse in der Luft, als bekannt wurde, dass sich Square Enix von dem Studio trennen würde. Eine Umstrukturierungsmaßnahme und erfolgreiche Verhandlungen mit dem Publisher später stehen die Kopenhagener wieder auf unabhängigen Beinen, mit der Lizenz zu Hitman in der Tasche. Dass nun, ein Jahr später, der zweite Teil noch für 2018 angekündigt wurde, mag den einen oder anderen überraschen - der erste erschien 2016 -, ist aber weniger verwunderlich, wenn man ein wenig eingehender darüber nachdenkt.
Bereits nach dem Ende des noch unter Square Enix episodisch veröffentlichten Hitman wurde bekannt, dass io an einer zweiten Staffel arbeiten würde. Viel vom Material und den Ideen, die nun den zweiten Teil ausmachen, dürfte schon in der Entwicklung gewesen sein, als man seinem langjährigen Partner ade sagte. Nun schnürt man eben ein komplettes, für sich stehendes Produkt daraus und hängt eine "2" dahinter.
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Das ist einerseits schön, weil Hitman eines der besten Spiele seines Jahrgangs war und niemand so schöne Mordssandkästen baut wie diese Dänen. Andererseits bedeutet es allerdings, dass die bisher präsentierten Features eher auf eine maßvolle Erweiterung hindeuten, anstatt auf eine Weiterentwicklung. Aber ist das wirklich so wichtig, wenn man vor dem erzwungenen Alleingang von io Interactive auch mit einer bloßen Fortsetzung der episodenhaften Veröffentlichung - meinetwegen sogar im selben alten Client - vollauf zufrieden gewesen wäre?
Das neue Format soll in jedem Fall sowohl Fans der stückweise veröffentlichten Level zufriedenstellen als auch diejenigen, die sich 2016 schon ab Start eine komplett durchspielbare Kampagne gewünscht hätten. Wie das gelingen soll? Nun, wie schon die erste Staffel wird auch Hitman 2 von io Interactive als "live game" angesehen, das laufend um neue Inhalte aktualisiert wird, wie etwa den genialen Elusive Targets oder anders arrangierte Versionen seiner Szenarien, in bereits bewältigte Abschnitte zurücklockt.
Natürlich ist das etwas anderes, als die Spieler gezwungenermaßen einen Monat lang bis zum Erscheinen des nächsten Abschnitts denselben Level intensiv auf seine Möglichkeiten abklopfen zu lassen. Aber diese Erziehungsleistung am Spieler, dass diese Welten eben von vorne bis hinten auf links gedreht werden wollen, hat der erste Teil ja schon erbracht. Auf der anderen Seite lässt sich über die Option, direkt nach absolvieren einer Mission zur nächsten überzugehen, an sich nichts Schlechtes sagen. Wie die beliebten zeitbeschränkten und alternativen Missionen nun jederzeit und an jeder Stelle in den Kampagnenverlauf integriert werden können, das sorgt für Dynamik und Abwechslung und stützt trotzdem noch die intensive Auseinandersetzung mit jeder einzelnen Welt, die io seinen Spielern hinstellt.
Ansonsten ist offenbar alles beim guten alten. Auf der E3 wurde eine Mission am Rande eines prestigeträchtigen Autorennens gezeigt, die io als eine der anspruchsvollsten Massenszenen in der Geschichte des Studios bezeichnet. Insgesamt rund 20 Methoden, soll es geben, die beiden Ziele, eine Rennfahrerin und ihren zwielichtigen Vater, um die Ecke zu bringen. Wer das Kostümierungs- und Versteckspiel der Reihe schätzt, kommt auch hier wieder voll auf seine Kosten. Reinigungskraft, Maskottchen und Mechaniker machen nur den Anfang und verschaffen Zugang zu jeweils unterschiedlichen Bereichen der lebensnah nachempfundenen Rennarena.
Vor allem aber soll in der Interaktion mit der Menge viel frisches Potenzial gegeben sein, sich verborgen zu halten. Neuerdings mischt ihr euch unters Volk wie einst Ezio und schüttelt so sogar Verfolger ab. Auch mit Bäumen und Büschen darf wohl in Hitman 2 eingehender interagiert werden, was gut für eure Chancen sein dürfte, unentdeckt rein und wieder rauszukommen. Einer der sechs Level soll im Dschungel spielen, da klingt es nur logisch, der Vegetation ein paar neue Tricks beizubringen. Passend dazu soll die KI massiv überarbeitet worden sein und es wird interessant sein, zu sehen, welche neuen Kettenreaktionen sich aus ihren neuen Fähigkeiten in der Praxis ergeben werden.
Der Demo-Level ist insofern beeindruckend, als dass während eurer Erkundung und Attentatsvorbereitungen doch tatsächlich ein Rennen mit Supersportwagen im Gange ist - und eines eurer Ziele in irrsinnigem Tempo um den Rundkurs flitzt. Das wirkt sich auf Zuschauerreaktionen aus und bedeutet, dass periodisch die Decke wackelt, wenn ihr in den Tunneln unter der Arena unterwegs seid, weil die Kolonne an PS-Monstern gerade über euren Schädel hinwegbraust. An Attentatsmöglichkeiten steht unter anderem der Klassiker - C4 - im Angebot, den man, getarnt als Boxenmcrew-Mitglied, beim Reifenwechsel an der Innenseite des Schlappens hinterlässt. Oder man löst eine nicht ganz unwichtige Schraube und überlässt es den Fliehkräften, den Boliden samt Fahrerin in einer schnellen Kurve auseinanderzureißen.
Diese und all die anderen Methoden herauszufinden, das dürfte in jedem dieser Level Dutzende Stunden lang Spaß machen, wie so oft in dieser Reihe. Ob das mehr, weniger oder genau so viel sein wird wie im letzten Spiel, steht und fällt mit dem Einfallsreichtum von io Interactive. Aber irgendwie bezweifle ich, dass sich die neuerliche Unabhängigkeit negativ auf ihre Kreativität ausgewirkt hätte.
Ein weiteres neues Feature sind übrigens Bild-in-Bild-Einblendungen, mit denen ihr eine größere Übersicht über entscheidende Abläufe erhaltet und über Geschehnisse an anderer Stelle des jeweiligen Areals auf dem Laufenden bleibt. Weiterhin verspricht io Interactive viele neue Mordswerkzeuge und andere, nicht tödliche Möglichkeiten, unliebsamen NPCs das Licht auszuknipsen und nach und nach dem Shadow Client auf die Spur zu kommen - eine direkte Fortsetzung der Geschichte des letzten Teils.
Ihr seht, allzu viel komplett Neues wird es abseits der Geschichte, den Szenarien und ihren Aufträgen in Hitman 2 nicht unbedingt geben, aber das sei io vor dem Hintergrund der turbulenten letzten zwölf Monate verziehen. Nicht, dass man sich großartig dafür anstrengen müsste, denn das letzte Hitman war im Grunde schon das bestmögliche Spiel, das es sein konnte. "Mehr davon" klang schon vor der Scheidung von Square Enix nach einer fabelhaften Idee.
Auch wenn das jetzt bedeutet, dass es fortan zwei "Hitman 2" geben wird, den Entwicklern erlaubt die Namenswahl, einen umso saubereren Schlussstrich unter dieses unangenehme letztjährige Kapitel zu ziehen. Wenn es das ist, was es braucht, gönne ich es ihnen aufrichtig.
Entwickler/Publisher: io Interactive/Warner - Erscheint für: PS4, Xbox One, PC - Geplante Veröffentlichung: 13. November - Angespielt auf Plattform: -