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Hitman 3 - mit VR, Abkürzungen und beispiellosem Detail dem Ende entgegen

Nur zwei Jahre nach Teil zwei schon der Abschluss. Kann das gutgehen?

Das ging schnell: Schon wieder hat IO Interactive wieder mal nur etwas mehr als zwei Jahre gebraucht, um ein neues Hitman zu liefern. Und der eine oder andere wird sich beim Blick auf den Kalender wundern, schon am 20. Januar das nächste nummerierte Spiel aus der komplexen Stealth-Serie im Laden zu wissen. Wie geht das überhaupt? Ist in dem Takt die Qualität überhaupt gewährleistet?

"Die Frage ist durchaus provokativ", sagt mir die Ausführende Produzentin Forest Swartout Large. "'Was kann man in zwei Jahren schon schaffen?' Ja, es war 'nur' ein Zweijahreszyklus und wir wollten nichts revolutionieren. Es ging darum das günstige Timing zu nutzen [die Trilogie zu beenden]. Eine bescheidene Art, diese Frage zu beantworten, ist: Für uns fühlte sich der Zeitpunkt richtig an, wir haben viel optimiert, damit das Team etwas Einzigartiges bieten kann - und gleichzeitig dem Fundament gerecht zu werden [das wir mit Teil eins und zwei gelegt haben]."

Das ist neu in Hitman 3

Folglich ist die Botschaft: Hier bringt ein Team etwas zu Ende: Die Trilogie, die mit dem episodischen Reboot 2016 begann, wird konzise und den ersten Anschein nach packend auserzählt. Und weil einmal mehr die sechs bis ins letzte Detail durchsimulierten Schauplätze die Hauptrolle spielen, dürften Fans der Reihe wieder die größte Freude daran haben, in jeden Winkel zu blicken, in jede Rolle zu schlüpfen und die Bösewichter der Geheimorganisation Providence auf Dutzende verschiedene und oft sehr amüsante Weisen um die Ecke zu bringen. Es bleibt eine Simulation, deren einzelne Aufträge wieder und wieder gespielt werden wollen - und wer die Reihe kennt, weiß, dass sich das lohnt.

Geht gut los: Hitman 3 kreiert Mal um Mal filmreife Momente.

Poster-Features dieses Mal, neben einer Kamera, mit der 47 Bilder knipst und elektronische Schlösser knackt (beziehungsweise knacken lässt): Besitzer der ersten beiden Teile importieren die Level der letzten Spiele in den neuen Teil, genießen so eine einheitliche Progression und können die Saga am Stück durchspielen, auf PSVR (leider exklusiv, für eine Valve Index würde ich einiges geben) erlebt man sogar alle 20 Level der Trilogie in der immersiven Egosicht - das Feature müssen wir im Test noch genauer unter die Lupe nehmen - und vor allem die neuen, persistenten Abkürzungen, die man für elegantere Kills in späteren Durchläufen freischalten kann, erscheinen mir extrem motivierend. Dass die spannenden Elusive Targets zurückkommen, alte wie neue, bestätigte mir Community Manager Travis Barbour im Interview ebenfalls.

Auch in Sachen Präsentation will man den Hitman-Vielspielern ein wenig entgegenkommen, so sind die filmreifen Kampagnenmomente, wie die Landung auf dem arabischen Mega-Hochhaus oder längere Dialoge in Folgedurchgängen nicht mehr Teil der Mission, eben weil sie zwar spektakulär, aber spielerisch nicht so gehaltvoll sind und ambitionierten Auftragskillern ein wenig im Weg stehen könnten. Ziemlich clever. Nicht, dass einen das bei diesem Team noch überraschen würde.

Dartmoor beeindruckt vor allem mit kleinen, lebendigen Details.

Ich konnte in meiner Vorschauversion schon zwei der sechs Aufträge anspielen, in denen IO seine Leveldesign-Muskeln spielen lässt: Eine Mission in Dubai, natürlich auf einer Hitman-Version des Burj Khalifa, des höchsten Wolkenkratzers der Welt und ein Attentat auf einem noblen Anwesen im englischen Dartmoor. Und auch wenn immer noch dieselbe Engine, mit ihren leider etwas steifen Animationen am Werk ist, gingen mir am PC in 4K wirklich die Augen über. Knackscharfe Reflektionen (auch ohne Raytracing) und ein irrsinniger Detailgrad - vor allem im Dartmoor-Anwesen, bei dem sowohl der umliegende Garten als auch das von seiner eigenen Geschichte fast erdrückte Innere - mit Geheimtüren, Hirschgeweihe und antiken Sammlerstücken noch und nöcher - wirklich imponierte.

Level, lebendiger als ihre Bewohner

Der erste Durchgang durch das komplex verschachtelte Herrenhaus war ein ausgedehnter Wow-Moment (was auch für die einleitende Passage auf dem Hochhaus gilt), bei dem man spüren konnte, wie sehr die Gestalter wollten, dass diese Zimmer jeweils ihre eigenen Geschichten erzählten. Hier oder war ist Leben drin. Generationen davon. Und ihre Hinterlassenschaften stapeln sich nun die hohen Mahagoniwände hinauf. Eine Freude, diese Miniaturwelten auf ihre Rhythmen abzuklopfen und mit diebischer Vor- und Schadenfreude nach Gelegenheiten für einen Unfall oder einen mal perfiden, mal grotesk brutalen Zugriff auf sein Opfer abzupassen. Funktioniert seit 2016 ohne Stotterer, heute vermutlich besser denn je. Mehr dazu dann im Test.

Die Carlisles werden auf Dartmoor einen schrecklichen Abend durchleben.

Eine Geschmacksfrage ist der Ton, der ist nämlich ernster dieses Mal, wie Travis Barbour auch nicht abstreitet "Es ist der letzte Teil der Trilogie, alles muss zu einem Ende kommen. Es ist ein erwachseneres Spiel, nimmt sich selbst ein wenig ernster, besonders verglichen mit dem zweiten Teil, der mit Fischen als Mordwaffen und Flamingo-Kostümen ein wenig alberner und seltsamer wurde." Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich mochte diesen verqueren Galgenhumor - aber da sicher dieselben Autoren am Werk sind, bin ich mir sicher, dass wir uns wieder auf viele der clever-sarkastischen Kommentare von 47 freuen können.


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Zugegeben, ich war noch nicht so richtig gefasst auf ein neues Hitman und die Formel ist nicht erst seit dem zweiten Teil klar ersichtlich: Theoretisch hätte man Teil eins auch einfach episodisch getaktet bis zum Ende dieser Geschichte mit neuen Missionen updaten können. Diese Spielart von Hitman fühlt sich immer noch mehr nach einer Plattform für Attentäter-Planspiele an als wie eine Serie aus streng separierbaren Titeln - worauf ja auch der kurze Abstand und die nahtlos fortgesetzte Handlung hindeuten. In diesem Fall ist das aber nichts Schlechtes, denn die Evolution ist dennoch erkennbar und der Einfallsreichtum der Entwickler ganz offensichtlich noch längst nicht am Ende. Für diese Reihe ist jede neue Location ein Fest - und ihr seid eingeladen. Nach allem, was ich gesehen habe, stellt ihr besser schon mal die Getränke kalt.


  • Entwickler / Publisher: IO Interactive / Square Enix
  • Plattformen: PC, PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X (angespielt auf PC)
  • Release-Datum: 20. Januar 2021
  • Sprache: Deutsch, Englisch und weitere
  • Preis: ca. 70 Euro

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