Hogwarts Legacy im Test: Eine Welt, die süchtig macht, auch, wenn sie nicht perfekt ist
Magischer Charme, der verzaubert.
Hogwarts Legacy hat sich wirklich viel vorgenommen. Ein magisches Erlebnis mit einer hübschen offenen Welt voller kleiner und großer Geheimnisse, vieler Tierwesen, Besenflügen, dem alltäglichen Schulleben und einer mitreißenden Geschichte soll es bieten. Ein großer Spielplatz für alle Muggel mit Faszination für Magie und der Ersatz für den Brief per Eulenpost, auf den viele von uns mit elf Jahren leider vergeblich gewartet haben. Eben diese vielen Versprechungen machten viele Fans und Interessierte schon in den Trailern skeptisch. Ich habe mir den Hoffnungsträger der Harry-Potter-Fans zur Brust genommen und erkundet, ob Hogwarts Legacy seinen eigenen Ansprüchen gerecht wird.
Accio Schultasche! Wir starten ins Abenteuer
Was kommt in einem Rollenspiel als allererstes? Richtig, der Charakter-Editor. In Hogwarts Legacy versprüht dieser mit seiner goldenen und verschnörkelten Optik bereits die erste magische Stimmung. Stunden könnt ihr darin nicht verbringen und euch völlig im Rausch der Schieberegler und Kästchen verlieren, denn die Optionen sind recht überschaubar. Ihr könnt Gesicht, Frisur und Augenbrauenform sowie Farbe der Haare, Augen und Augenbrauen, Narben, Sommersprossen, Stimme, Namen, Geschlecht und derlei Dinge auswählen. Keine Sorge, das Haus wählt ihr später aus. Dabei habt ihr die freie Wahl zwischen allen Optionen, egal, ob ihr euch schlussendlich für eine Hexe und einen Zauberer entscheidet. Okay, der Editor ist also völlig in Ordnung, aber kein Wunderwerk der Videspielkunst.
Kaum hatte ich einen Fuß ins Spiel gesetzt, ging es mit der Action los. Die Einführungssequenz war lang, bot aber einen guten Einstieg in die Geschichte, die uns schon so früh im Spiel mit einem sehr bekannten Ort außerhalb von Hogwarts konfrontiert, und führt euch in die grundlegenden Mechaniken ein, ohne dabei wie ein klassisches Tutorial zu wirken. Das finde ich gut, denn so bleibt die Immersion erhalten. Ehe ihr es euch verseht, seid ihr auch schon in Hogwarts - aufgrund eurer Anfahrt leider etwas zu spät, aber der sprechende Hut hat trotzdem noch Zeit für euch. Der braune Spitzhut fragt euch ein wenig aus und gibt euch danach eine Hausempfehlung, die ihr aber auch ablehnen könnt, etwa so wie Harry im ersten Potter-Film. Das Haus wirkt sich nicht stark auf den Verlauf der Geschichte aus. Ich selbst, als alte Streberin damals in der Schule, habe mich für Ravenclaw entschieden. Die Entscheidungen, die ihr im Laufe des Spiels in den Dialogen trefft, wirken sich nie wirklich auf den Verlauf aus. Das ist auch logisch, denn es gibt nur ein Ende und das ist für alle gleich.
In seiner Rede zum Jahresbeginn liefert der Schulleiter Black auch gleich eine Ausrede, warum es dieses Jahr kein Quidditch in Hogwarts gibt - es habe zuletzt einfach zu viele Unfälle gegeben. "Beeindruckend, Black. Du hast wieder deinen klaren, messerscharfen Verstand eingesetzt und bist wie üblich zum falschen Schluss gekommen", dachte ich mir. Die Erklärung ist schwach, passt aber immerhin zur bei den Schülern unbeliebten Figur und ist zumindest ein in die Geschichte eingeflochtener Versuch ein fehlendes Feature zu erklären. Ich meine, wer hätte sich nicht über den Schulsport gefreut, der einen beachtlichen Teil des Treibens und der Hauspunkte in Hogwarts einnimmt? Immerhin ist das Besenfliegen nicht komplett aus dem Spiel gerutscht, es ist sogar eines der wichtigsten Fortbewegungsmittel.
Bevor ihr nach mehreren Stunden endlich am Flugunterricht teilnehmen und das erste Mal auf einen Besen steigen könnt, reist ihr per Flohpulver. Das funktioniert exakt wie jedes andere Schnellreisesystem auch. Ihr schaltet in der Welt die Punkte frei, wählt sie auf der Karte aus und zack, seid ihr am Zielort. Ein magisches Universum ist schon etwas Tolles. Jedes Element und jede Mechanik lässt sich wunderbar mit Zauberei erklären, ohne, dass es seltsam wirkt. Ein Denkarium für Flashbacks, check. Ein magisches Buch zum Verfolgen eurer Leistungen, check. Auf der großen Karte, die ihr ausgehend vom Mittelpunkt Hogwarts nach und nach aufdeckt, sind die Punkte leicht zu finden und tauchen im Vorbeifliegen auch auf der Mini-Map auf. In Hogwarts selbst ist das deutlich unübersichtlicher, denn das 3D-Modell des Schlosses, in dem ihr die Zielorte auswählt, macht es manchmal schwer, die Flohpulverstationen zu unterscheiden. Allgemein habe ich mich dank der vielen Orientierungshilfen aber gut in der offenen Welt zurechtgefunden und ich bin sonst wirklich ein Trottel, was das angeht.
An Hogwarts Legacy kann ich mich nicht satt sehen
Das Hogwarts-Highlight für mich ist auf jeden Fall der Raum der Wünsche. Eure Basis im Schulschloss, in der ihr Tränke braut, Ausrüstung verstärkt, Pflanzen züchtet und gerettete Tierwesen unterbringt. Die Gehege sind dabei so groß, dass ihr wie in einer kleinen Map herumlaufen könnt und die Tiere teilweise suchen müsst, um sie zu füttern oder zu streicheln. Sogar in das Meer einer dieser Gehege könnt ihr springen und einige Meter schwimmen. So viel Mühe nur für die Habitate, das ist schon nicht selbstverständlich. Ihr könnt den Tierwesen zudem Namen geben und sogar für Nachwuchs sorgen. Normale Wesen, wie Hirsche, Rinder oder Kaninchen sowie euch feindlich gesinnte Arten könnt ihr allerdings nicht einfangen. Der Raum der Wünsche passt sich, wie auch in den Büchern, an eure Bedürfnisse an und lässt sich frei gestalten. Dabei stehen euch verschiedene Möbel, Dekorationen und Farben zur Auswahl. Im Laufe der Zeit schaltet ihr hier mehr Optionen frei und ihr könnt zwischen den Abenteuern auch mal eine kreative Renovierungspause machen.
Obwohl Hogwarts euer Knoten- und Angelpunkt ist, spielt sich dort nur ein kleiner Teil der eigentlichen Geschichte ab. Der Unterricht und das Schulleben selbst fallen schmaler aus als erwartet. Ihr geht in die Lehrstunde und lernt die euch fehlenden Zauber - es gibt ohne den Dunkle-Künste-DLC 23 an der Zahl, mit ihm 26. Der Unterricht selbst ist Gameplay-technisch unspektakulär. Eine stimmungsvolle Sequenz zeigt euch Bilder eines fröhlichen Unterrichts, die mich auch mal zum Schmunzeln gebracht hat, danach sprecht ihr mit den Professoren, müsst bei fortgeschrittenen Zaubern kleine Aufgaben außerhalb des Klassenzimmers erledigen und eine Stabbewegung ausführen. Letzteres ist gut umgesetzt, aber keinesfalls herausfordernd. Nach der aufregenden und spaßigen Einführungssequenz wirken die ersten Stunden in der Schule etwas schleppend. Der Montag von Hogwarts Legacy, wenn ihr so wollt. Doch das Spiel nimmt Richtung Wochenende wieder mehr Fahrt auf. Es ist nun mal eine große Welt, in der es viel zu sehen und erklären gibt. Zwischendurch lernt ihr das Kämpfen, brecht vielleicht die ein oder andere Schulregel, geht in Hogsmeade shoppen und kehrt mit einem selbst zusammengestellten Zauberstab wieder zurück. Sucht sich nicht der Zauberstab den Zauberer aus? Na, egal, so macht es deutlich mehr Spaß.
Hogwarts Legacy selbst bietet neben den relevanten Aufgaben für die Story auch noch einige Mini-Spiele, etwa ein Besenrennen oder ein Accio-Duell, optionale Nebenquests aller Art, einige bekannte Gesichter und Sehenswürdigkeiten sowie kleine wundervolle magische Details, die zum Entdecken einladen. Von sich bewegenden Porträts über lebendige Objekte, wie Büsche in Drachenform, hin zu kleinen Rätseln und saisonal wechselnder Dekoration im Schloss. Die Gestaltung wirkt sehr liebevoll und optisch sieht es tatsächlich genauso schick aus, wie in den Trailern. Das gilt auch für völlig optionale Bereiche. Selten fällt etwas negativ auf, außer vielleicht die etwas untätigen NPC-Schüler im Schloss. Oft stehen sie nur in Grüppchen herum und unterhalten sich stumm, während im Hintergrund ein Stimmengewusel zu hören ist, das nicht so ganz zu den schon fast leer wirkenden Fluren passt, manche lehnen sich allein irgendwo an und tun nichts. Auch die Gesichter selbst wirken dabei etwas ausdruckslos. Interagieren könnt ihr nur mit wenigen Figuren und meist nur, weil diese Teil einer Quest sind oder euch eine solche anbieten. Da hätte ein wenig mehr Leben eingehaucht werden können. Abseits davon ist das Schloss bezaubernd und auch eine zweite und dritte Erkundungstour abseits der Geschichte wert. Dasselbe gilt für den Rest der doch überraschend abwechslungs- und detailreichen Welt.
Der Charme der Open World überwiegt ihre Schwächen
Die Open World ist wohl die größte Angst all derer, die ihre Hoffnungen in Hogwarts Legacy stecken. Sei es nun als großer Release von 2023 oder als Erfüllung eines fantastischen Kindheitstraums. Diese Angst kann ich euch aber größtenteils nehmen. Die Open World bietet nicht nur genug Platz, um ermüdend lang mit Besen oder Hippogreif über Seen, Wälder und Berge zu fliegen und dabei die in der Welt verteilten und mit Konfetti gefüllten Riesenballons platzen zu lassen. Nein, sie bietet neben dem Hogwarts-Gelände und Hogsmeade auch noch ein weiteres Dutzend Dörfer mit Händlern und Missionen, Höhlen, die hier als Dungeons fungieren, Rätsel, Gegneransammlungen und Camps, berüchtigte Gegner, Sammelobjekte, Tierwesen und Schätze. Es gibt also eine gesunde Mischung aus allem und ihr trefft alle paar Meter auf etwas, mit dem ihr interagieren könnt. Klar gibt es auch hier Gebiete, die etwas gefüllter sind als andere, aber in der Summe war ich völlig zufrieden.
Wie auch im Schloss war ich vom Design der Orte, der Finesse einiger Rätsel und Quests und der teilweise sogar lustigen magischen Ideen fasziniert. Hin und wieder saß ich mit offenem Mund und leuchtenden Augen vor dem Bildschirm und sogar den ein oder anderen lauten Ausruf des Staunens konnte ich mir während des Spielens nicht verkneifen. Hogwarts Legacy macht das, was eine magische Welt tun sollte: euch überraschen. Und genau diese unerwarteten Elemente und Erlebnisse machen den Reiz der Reise aus. Sei es nun mit elegant eingefädelten Momenten, die jeder Harry-Potter-Fan gerne einmal selbst erleben will, bis zu atemberaubend schönen Räumen und magischen Kniffen, die für die richtige Atmosphäre sorgen. Vom kreativen Geist in Hogwarts Legacy bin ich beeindruckt – zumindest an manchen Stellen. Denn ja, es gibt auch sie, die Fetch-Quests.
So richtig vorhersagen, wann ihr über eine stolpert, könnt ihr nicht. Da hilft euch auch kein Wahrsageunterricht. Manche Nebenquests lassen euch in den verbotenen Wald tingeln, um Pflanzen zu suchen oder Schmetterlingen zu folgen, andere führen euch in große, spannende Höhlenkomplexe oder zauberhafte Räume mit magischen Physikrätseln, bei denen ihr selbst überlegen müsst, welche Zauber euch weiterhelfen. Es ist, wie eine Tüte Bertie Botts Bohnen, man weiß nie, was man bekommt. In einigen Nebenquests werden Rätselmechaniken eingeführt, die später in den Hauptquests wichtig werden. Diese bauen immer weiter aufeinander auf und steigen ein wenig im Schwierigkeitsgrad. Das lässt das Questkonzept etwas runder wirken. Die Hauptmissionen sind generell spannend und überzeugen mit Witz und toller Umsetzungen magischer Elemente und Wesen als Spielmechaniken. Eine ganz besondere stilistische Idee, die ihr auf den letzten Metern der Hauptgeschichte zu Gesicht bekommt, hat mich komplett aus den Socken gehauen.
Einige Aufgaben könnt ihr nur am Tag erledigen, andere nur bei Nacht. Bei vielen ist es aber egal. Der Zyklus der Tageszeiten verläuft automatisch und ihr könnt meist mit einem Klick zum Tages- oder Nachteinbruch springen, wenn die Mission dies erfordert. Für die wenigen Ausnahmen von dieser Regel hätte ich mir aber eine Uhr gewünscht. Apropos Tag und Nacht, ich hatte das Gefühl, dass Hogwarts Legacy sich bei der Darstellung von Licht und Schatten manchmal ein wenig verkalkuliert. Bei Orten mit starkem Kontrast waren die Schatten auf den Gesichtern viel zu dunkel, manchmal irritierten mich tanzende Lichtpunkte auf den Haaren des Protagonisten in einer Zwischensequenz. Abgesehen davon, war die Performance in Ordnung. Mich hat vor allem der saubere Besenflug durch die Baumkronen der Wälder überrascht. Hier hätte ich Probleme erwartet, doch ich blieb nirgends hängen und auch optisch gleiten wir butterweich ohne Glitches durch die Äste. Erst als ich mit meinem etwas älteren Set-up mit RTX 2070 Super bei mittleren Einstellungen von 60 Hz auf 144 Hz wechselte, gab es beim Sprinten selten kleine Ruckler. Mich hat das eher nicht gestört. Ein Bug, bei dem eine Händlerin mit Haaren, aber ohne Gesicht dargestellt wurde, brachte mich dafür zum Lachen. Sie war zum Glück ein absoluter Einzelfall.
Ihr seht schon, Hogwarts Legacy nimmt nach der längeren Sequenz in der Schule Fahrt auf und so auch die Geschichte. Ich meine, die kleinen Storys der Nebenquests sind oft kreativ und ganz nett, gehen stellenweise sogar subtil auf das Transgender-Thema ein, aber fesseln einen nicht vor den Bildschirm. Die Geschichte um den Koboldaufstand, die alte Magie und die Wilderer tut dies schon. Und zwar so gut, dass ich stundenlang am Stück spielen konnte, ohne dass zu viel wurde. Je länger ihr spielt, desto spannender wird es und die Themen sind manchmal brutaler und ernster, als man es dieser zauberhaften Welt zutrauen würde. Gelegentlich gibt es auch Story-Verflechtungen, die für einen Aha-Moment sorgen und auch das Dunkle-Künstle-DLC gliedert sich mit seiner kleinen Geschichte nahtlos ins Spielerlebnis ein. Das große Finale kam nach etwa 30 Stunden, mit den nötigsten Nebenquests, dann doch zügiger als erwartet. Zu meiner Freude spielte sich der dramatische Showdown wieder etwas anders als die restlichen Missionen und bot einen Action-reichen Abschluss, bei dem ich sogar kurz ein Tränchen im Auge hatte. Punkt für Hogwarts. Nach so vielen Spielstunden in so kurzer Zeit waren meine Sehorgane vielleicht auch einfach etwas mitgenommen …
Danach stehen euch noch alle unerledigten Aufgaben und fehlende Beziehungsmissionen in der Welt zur Verfügung sowie ein Abschluss eures fünften Schuljahres. Leider gibt es keine Romanzen, dabei hätten sich hier die wichtigen NPC-Schüler, die euch oft auf euren Abenteuern begleiten, nur zu gut angeboten. Dafür hielt sich der Grind nach Erfahrungspunkten in Grenzen. Zu Anfang und mit fortlaufend abnehmender Häufigkeit gibt es Beschränkungen, die einen bestimmten Zauber oder ein Level für die nächste Hauptaufgabe voraussetzen. Wenn ihr ohnehin zwischendurch auf Entdeckungstour geht, ein wenig nach Sammelobjekten Ausschau haltet, die ebenfalls Erfahrung geben, und die ein oder andere Nebenquest mitnehmt, merkt ihr davon nur wenig. Schlimmer waren für mich die Preise für Materialien, die mich lange davon abgehalten haben, die letzten Zauber zu lernen. Hier merkt man, dass auch in Hogwarts die Inflation angekommen ist und ihr leider kein randvolles Konto bei Gringotts besitzt, wie andere Protagonisten des Franchise.
Die Kämpfe stehen eindeutig nicht im Vordergrund
Bereits früh im Spiel werdet ihr in die Kampfkunst eingeführt. Vier Zauber könnt ihr zeitgleich ausrüsten, davon fügen einige Schaden zu, andere bewegen Objekte oder schleudern Feinde in die Luft, was diese handlungsunfähig macht. Die uralte Magie könnt ihr nutzen, um bei einer voll aufgeladenen Anzeige ordentlich Schaden auszuteilen. Ihr könnt euch per Quick-Time-Event mit einem Schild schützen oder ausweichen. Je nachdem, welchen der vier Schwierigkeitsgrade ihr gewählt habt, erhaltet ihr mehr Hinweise und Zeit zum Ausführen dieser Schutzmechanismen und auch der Schaden der Feinde variiert. Bei wenigen Gegnern ist das alles noch sehr übersichtlich, in großen Gruppen sieht es aus wie beim Silvesterfeuerwerk. Ihr jagt einen Fluch nach dem nächsten los und müsst zwischendrin häufig in die Defensive gehen. Die Finger freuen sich über diese ziemlich episch aussehende Geschicklichkeitsübung. Ich empfehle hier einen Controller, auch wenn ich gerne, wie üblich, Maus und Tastatur genutzt hätte. Aber da gibt es mir einfach zu viele Belegungen, um alle gut und schnell zu erreichen.
Die Zauber sind in farblich gekennzeichnete Kategorien eingeteilt. So findet ihr schneller den richtigen Zauber und könnt die farblichen Schilde der Feinde mit Zaubern der gleichen Farbe brechen, um ihnen Schaden zuzufügen. Für mehr Abwechslung sorgen die Talente, mit denen ihr neue Fähigkeiten und Verstärkungen für eure Zauber freischalten könnt. Ich habe mir unter anderem eine kleine Teleportation für die Ausweichrolle, viel zusätzlichen Schaden und die Fähigkeit, verwandelte Gegner auf andere Feinde zu werfen, ausgesucht. Beim Anvisieren ist Hogwarts Legacy großzügig und sucht euch direkt einen neuen Feind, wenn ihr gerade einen anderen getötet habt, was den Kampf angenehm flüssig laufen lässt. Atmosphärische Musik untermalt dabei nicht nur die Kämpfe, sie sorgt in jeglicher gefährlichen Situation für mehr Spannung. Wer komplexe Kämpfe mit einer Vielzahl von herausfordernden Gegner-Mechaniken erwartet, ist hier aber fehl am Platz. So richtig viel ändert die Art der Feinde – und davon gibt es einige – an den Gefechten nicht. Hier setzt Avalanche eindeutig einen anderen Fokus.
Sterbt ihr doch einmal, so erschreckt euch Hogwarts Legacy erst einmal mit einem “Deine Reise ist vorbei”-Bildschirm, bei dem ich kurz Angst bekommen habe, meinen Fortschritt zu verlieren. Erst einen winzigen Augenblick später listet das Spiel die Optionen auf, in denen ihr mit sinkendem Puls beruhigt auf “Versuche es erneut” klicken könnt und wunderbar wenig wiederholen müsst. Bisher konnte ich mehrmals ohne Konsequenzen sterben. Seltener im Kampf, öfter aus Neugier, durch schlechte Sprungtechnik und Fallschaden. Immerhin seht ihr durch die stilvolle bis verrückte Kleidung dabei immer todschick aus. Und im Gegensatz zu vielen anderen Rollenspielen, könnt ihr das Aussehen eurer Ausrüstung, die euch mit Kampfwerten und passiven Fähigkeiten versorgt, immer im Menü anpassen - und das ohne Kosten.
Hogwarts Legacy im Test - Fazit
Die erlebte magische Welt mit all ihren Rätseln und Geheimnissen ist genau so, wie ich sie mir vorgestellt habe. Vielleicht sogar besser, denn sie weiß zu überraschen und erstaunte mich mehrmals mit unfassbar schönen Ideen, die ich am liebsten erneut zum ersten Mal genießen will. In einem Universum mit unendlichen Möglichkeiten konnte natürlich nicht jede Kleinigkeit aus der Zauberwelt untergebracht werden. Hogwarts Legacy setzt seine Schwerpunkte klar auf magische Spielereien, eine zauberhafte Welt und eine fesselnde Geschichte, wirkt aber stellenweise etwas unausgeglichen, was die Qualität einzelner Spielelemente angeht. Manche Missionen lassen einem die Birne vor Begeisterung exponieren, während andere recht monotone Arbeiten von euch abverlangen. Auch in der Welt erlebt ihr überraschend abwechslungsreiche Gebiete, aber auch Elemente, die sich nach Wiederholung anfühlen. Das Schloss wirkt manchmal etwas leer und stellenweise gibt es kleine technische Patzer, doch das hielt mich nicht davon ab, Spaß beim Erkunden und dem Retten der Zaubererwelt zu haben. Das Kampfsystem ist dabei solide, wenn auch nicht allzu vielschichtig. Euer Hirn müsst ihr dafür bei einigen Rätseln zum Rauchen bringen.
Die Liebe zum Detail könnt ihr dennoch überall auf der Karte spüren. Seien es kleine Easter-Eggs, jeder einzelne, mit spielerischem Charme gestalteten Laden in Hogsmeade, die Weihnachtsdekoration, die hübschen Animationen beim Zaubern und die tolle Aussicht über die Landschaften beim Fliegen. Mich hat Hogwarts Legacy eingesogen und ich habe es trotz meines Spielmarathons mit bis zu zehn Stunden am Tag ohne großen Motivationsverlust immer weiter zocken können. Nur die Augen machten irgendwann nicht mehr ganz mit. Für mich ist das ausschlaggebend für ein gelungenes Spiel. Hogwarts Legacy enttäuschte dabei nicht.
Hogwarts Legacy - Wertung: 8 / 10
Hogwarts Legacy - Pro und Contra
Pro:
- Liebevoll gestaltete und optisch ansprechende Welt
- Gute Orientierungsmöglichkeiten, übersichtliches Menü
- Ausführlicher Einstieg ohne dröges Tutorial
- Kreative magische Spielereien
- Spaßige und teilweise beeindruckende Quests und Rätsel
- Motiviert deshalb zum Entdecken
- Erzählt eine interessante Geschichte
- Umreißt unerwartet ernste Themen aber auch lustige Momente
- Genügend Leckerbissen für Harry-Potter-Fans
- Stimmungsvolle Musik und gelungene deutsche Sprachausgabe
- Weitgehend frei anpassbarer persönlicher Raum der Wünsche
- Das Aussehen eurer Ausrüstung lässt sich jederzeit kostenlos anpassen
- Keine langen Wartezeiten zwischen den Hauptquests oder Grind
Contra:
- Technische Unsauberkeiten, besonders bei Licht und Schatten
- Kein komplexes Kampfsystem, wenige Boss-Gegner
- Die ersten Stunden spielen sich etwas langsam
- Ein paar monotone Nebenquests
- NPCs in Hogwarts sind rar und wenig aktiv
- Die Mimik der Charaktere wirkt etwas steif
- Tag-Nacht-Zyklus könnte transparenter sein
Entwickler: Avalanche Software - Publisher: Warner Bros. Games - Plattformen: PC, Xbox Series, PS5 - Release: 10.02.2023 - Genre: Rollenspiel - Preis (UVP): ab 59,99 Euro