Hollowbody im Test: Survival-Horror à la Silent Hill und die Sorge um saubere Bettwäsche
Solo Hill.
Kein Wunder, dass Hollowbody gerade jetzt rauskam – vor ein paar Wochen zwar schon, aber doch im Umfeld des Remakes von Silent Hill 2. Spielemacher und Einzelentwickler Nathan Hamley wurde nämlich hauptsächlich von seiner liebsten Spieleserie Silent Hill und anderen Vertretern des klassischen Survival-Horrors inspiriert, als er diesen Retro-Trip entwarf.
Und was für ein Retro-Trip das ist! Vorgegebene Kameraperspektiven, gefühlt einfarbige Kulissen, gelegentliches Kämpfen mit Holzleiste und Pistole, halboffene Schauplätze, Telefone als Speicherpunkts sowie kleine Rätsel zum Öffnen von Türen. Und wenn Gegner angreifen, hört man eine Art weißes Rauschen lauter werden. Dazu ein paar Sammeltexte zum Aufrollen der Hintergrundgeschichte und ein von Menschen nahezu verlassener Schauplatz.
Diesmal ist es eine ehemalige Großstadt des futuristischen Großbritanniens, nachdem sie biochemisch vergiftet und anschließend so lange bombardiert wurde, bis es dort kein Leben mehr gab. Dass vor allem Letzteres nicht ganz der Wahrheit entspricht, dürfte klar sein, aber trotzdem begibt sich Mica in die Gefahrenzone, nachdem ihre Freundin vor zwölf Tagen dort verschwunden ist. Ein Absturz von Micas fliegendem Auto, die Flucht in einen Plattenbau und schon beginnt der Albtraum.
Albtraum… denn von Horror will ich extra nicht schreiben, weil Hollowbody viel zu selten gruselig ist. Wenn ein Fernseher mal wie von selbst angeht oder andere Kleinigkeiten geschehen, spürt man zwar ein anziehendes Gänsehäutchen. Meist schaffen es die Haare im Nacken allerdings höchstens in die Hocke, anstatt sich voll aufzustellen. Symptomatisch dafür ist jener Raum, in dem sich etliche verhüllte Tote die gesamte Zeit über kein Stück vom Fleck bewegen.
Selbst die Kreaturen, mit denen man es hin und wieder zu tun bekommt, sorgen kaum für Spannung. Entweder haut man die ja spielend leicht ins Nirvana oder man hat das gelegentliche Pech, dass die eigene Ausholbewegung deutlich länger als die Attacke eines Gegners dauert. Von plötzlich auftauchenden Hunden, auf die man kaum rechtzeitig reagieren kann, sowie diesem Fehler, bei dem Mica mitten in der Ausholbewegung einfach innehält, fange ich erst gar nicht an. Frustrierend ist das alles nicht – sobald man die Abläufe innehat, lediglich dröge und uninteressant.
Das gilt auch für die Schusswaffen und sollte mich Hamley jemals fragen, würde ich vorschlagen, dass die Schießeisen größeren Schaden anrichten, man dafür aber weniger Munition findet. Außerdem müssten auch die normalen Wesen bissiger agieren. Denn momentan ballert man mehrere Trommeln des anfänglichen Revolvers in die Bösewichte, bevor sie mal umfallen, während es meist ein Leichtes ist, Abstand zu halten. Und das ist einfach nicht besonders spannend.
Auch bei den Rätseln trifft Hamley zu selten ins Schwarze. Denn einige der im Grunde leichten Lösungen sind für mein Empfinden denkbar schlecht erkennbar. Ich habe mich jedenfalls viel zu lange beim sinnlosen Hin- und Herlaufen gelangweilt, anstatt clevere Kopfnüsse zu knacken.
Was umso anstrengender war, da etliche Räume und Flure praktisch genau gleich aussehen. Es hilft dann auch nicht, dass Mica bei jedem zweiten Bett ihre Sorge über die schmutzige Bettwäsche mitteilt. Man „muss“ die Betten und andere Objekte ja anklicken, da man sie nicht optional nur ansehen, sondern stets „durchsuchen“ oder „aufheben“ kann – auch wenn Letzteres überhaupt nicht möglich ist.
Ich verstehe auch nicht, warum man die voll schwenkende Kamera zwar fast überall per Knopfdruck hinter der Protagonistin positionieren, die Ansicht aber nicht selbst drehen darf, obwohl leichte Schwenks über den rechten Analogstick sehr wohl möglich sind. Ich sag’s mal so: Auch in einer Hommage muss nicht alles genau so wie früher sein.
Dabei finde ich die technisch überschaubare Kulisse grundsätzlich angenehm stimmungsvoll. Zeigt Hamley für die Erzählung wichtige Nahaufnahmen, tut er das sogar in ausgesprochen stilvollen Einstellungen. Ja, selbst der von ihm geschriebene Soundtrack kann sich hören lassen.
Hollowbody ist sowohl bei GOG als auch bei Steam zum Preis von jeweils 16,49 Euro erhältlich. Bei Steam kann man für knapp fünf Euro außerdem den Soundtrack kaufen.
- Steam
- GOG
- Etwa eine Hand voll gelungene Rätsel…
- Einfache, aber durchaus stimmungsvolle Kulisse und Musik
- … aber auch ein paar frustrierende Lösungen bzw. zielloses Umherlaufen
- Etliche gleich aussehende Räume und Flure
- Dröge Kämpfe gegen immer gleiche Gegner
- Unsinnige Einschränkung durch sich selbst komplett drehende, aber nicht manuell schwenkbare Kamera
- Erzählerisch und in Sachen Grusel fast komplett spannungsfrei
Nur verpufft sein engagierter Ansatz eben viel zu schnell, wenn man die meiste Zeit durch immer gleiche Umgebungen läuft, die aus heutiger Sicht spielerisch leer sowie inhaltlich schwach wirken und in denen man auch eine Geschichte erlebt, die selbst nach den Maßstäben der Jahrtausendwende kaum der Rede wert gewesen wäre.
Klar: Für einen Solo-Entwickler ist das Ergebnis... sagen wir mal rein rechnerisch bemerkenswert. Aber diese Einsicht alleine macht das weitgehend dröge Erlebnis nun mal nicht besser.
Hollowbody im Test – Fazit
Unterm Strich habe ich mich eher zwingen müssen, bei dieser grundsätzlich sympathischen Hommage am Ball zu bleiben. Denn so sehr sie in der Tat an Silent Hill und ähnliche Titel erinnert, als so dröge empfand ich sie in spielerischer Hinsicht. Das stumpfe Knüppeln à la damals ist heute leider spaßbefreit und die Steuerung wirkt ähnlich aus der Zeit gefallen. Haltet mal das ebenfalls altmodisch inszenierte Fear of Spotlight im Blick, das noch diesen Monat erscheint und vieles davon besser zu machen scheint! Im Gegensatz dazu sollten Hollowbody nur verdammt verzweifelte Fans der alten Horror-Abenteuer ins Auge fassen.
Hollowbody | |
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PRO | CONTRA |
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