Holt die Babys aus dem Glas! Mit Death Stranding 2 holt sich Kojima ein Stück Metal Gear zurück
Bist du das, Rex?
Ich war kein besonderer Fan von Death Stranding. Eine unvergleichliche Stimmung stand einer unerträglich kompliziert erzählten, an den falschen Stellen pathetischen und selbstverliebten Geschichte gegenüber, die mich am Schluss nur noch nervte. Und trotzdem freue ich mich auf alles, was Kojima auf die Beine stellt, denn seit mir Snatcher und Metal Gear Solid die Schuhe auszogen, bin ich einfach ein Fan seiner Detailverliebtheit und seiner unverkennbaren Art, gegen den Strom zu schwimmen.
Denn klar ist: Wer so etwas Großes versucht, der muss sich einfach hin und wieder verheben. In meinen Augen passiert ihm das in jedem zweiten Spiel, mal mehr, mal weniger. Wenn man bedenkt, welchen Kalibers die Ideen sind, die er anfasst, ist das keine schlechte Quote. So oder so, deshalb zähle ich die ungeraden — 1, 3 und 5 — Metal-Gear-Solid-Titel zu meinen absoluten Lieblingen. Sie drehen sich im Kern um einfachere Ideen, vor allem die, den Spieler zu täuschen — sehr passend für ein Stealth-Spiel. Es ist nicht so, dass ich die anderen Teile schlecht fand, aber mich stört am zweiten und vierten die gleiche händeringend-verkrampfte Buddelei nach tieferer Bedeutung und Fahrigkeit wie in Death Stranding.
Wenn ich mir jetzt den ersten Trailer von Death Stranding 2 so anschaue, könnte es mit dieser Reihe andersherum werden. Vielleicht mag ich diesmal die geraden Teile besonders — hoffentlich. Wie ich darauf komme? Nun, aus mehreren Gründen. Wir haben bereits die größten Charaktergeheimnisse gelüftet und verfolgen weiter dieselben Charaktere. Zudem ist ein echtes (?) Baby ist im Spiel. Dinge, die signalisieren, dass es diesmal ein wenig mehr menscheln und einen klareren Plot verfolgen könnte, was die Ziele dieser neuen Reise angeht.
Vor allem aber brachte mich eine glasklare Anspielung auf Metal Gear Solid auf den Gedanken, dass mein persönliches „MGS-Gesetz“ weiter gelten könnte. Hattet ihr sie auch entdeckt? Als sich Fragiles gewaltiges Luftschiff aus dem schwarzen Schlick erhebt, lässt es die Kamera bei ihrer Fahrt um das urtypisch Shinkawa-eske Konstrukt ganz bewusst wie den „Kopf“ von Metal Gear Rex aussehen, den coolsten Mech, den je ein Popkulturprodukt hervorgebracht hat. Noch dazu gibt Troy Bakers transformierter Higgs enorme Liquid-Snake-Vibes ab. Ich kann nicht der einzige sein, der das sieht und der Zwist mit Konami ist zu lange her, als dass es ein bloßer Mittelfinger an seinen alten Arbeitgeber wäre.
Nein, hier holt sich ein Kreativer einfach nur Stück um Stück sein Werk zurück und ich kann es ihm nicht verdenken —, auch wenn es mich wundert, dass sich der einst so fortsetzungsmüde Kojima freiwillig erneut in die Serientretmühle begibt. Beklagen werde ich mich nicht, denn wie gesagt, ob mir die einzelnen Spiele am Schluss nun gefallen oder eher weniger: sie sind niemals langweilig, bequem oder stupide. Ich habe es lieber so als andersherum.