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Ich weiß, der eine oder andere wittert bei einem solchen Titel Clickbait. Aber hey, es steht in meiner Twitter-Bio, dass ich bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit von Outer Wilds erzähle, daher muss man auf Stealth-Artikel zu meinem absoluten Lieblingsspiel gefasst sein. Ich denke, damit bin ich entschuldigt!
An dieser Stelle also aus gegebenem Anlass der Hinweis darauf, dass ihr noch bis Donnerstag mit Outer Wilds ein Spiel für nur 12,49 Euro auf Steam bekommen könnt, das mein Leben verändert hat. Kein Wunder also, dass ich ständig darüber sprechen oder schreiben möchte.
Was Outer Wilds so besonders macht? Das ist gar nicht so einfach zu erklären, ohne vor lauter Schwärmerei ein bisschen meschugge zu wirken (zu spät, hm?). Vielleicht fange ich deshalb besser andersherum an, mit den Gegenanzeigen für einen Kauf von Outer Wilds. Wie wäre das?
Im Grunde gibt es drei Dinge, die man wissen sollte, bevor man eine Kaufentscheidung fällt: 1. Das Spiel dreht sich um eine Zeitschleife, die mit 22 Minuten ein wenig knapp wirken kann. Im Großen und Ganzen stückeln die Designer die Herausforderungen des Spiels aber in recht passgenaue Stücke und gestalten das Hin und Her in diesem kleinen Modell-Sonnensystem so, dass man schnell wieder ist, wo man war. Oder man löst einfach erst mal an einem anderen Ende ein paar Geheimnisse. Was einem wie Zeitdruck vorkommt, ist oft nur an den Stellen wirklich einer, wo die Entwickler wollten, dass euch die Muffe geht. Es gibt aber ein paar Dinge, die man nur in einem bestimmten Zeitfenster tun kann, und wen so etwas sehr stark nervt, der… sollte dem Spiel trotzdem eine Chance geben.
2. Man muss lesen in Outer Wilds. So befriedigend das Erkunden und Entdecken sehr greifbar und anschaulich umgesetzter Space-Phänomene und -Rätsel auch ist, als Ziel und Ende der meisten "Dungeons" (in Ermangelung eines besseren Wortes) gibt es Inschriften zu entziffern, die euch neue Hinweise darauf liefern, warum ihr in dieser Zeitschleife gefangen seid – und vielleicht, wie ihr wieder herauskommt. Diese Korrespondenz einer längst ausgestorbenen Alien-Rasse ist zum Glück gut geschrieben, nichts ist einfach nur "Lore", um Seiten zu füllen, fast alles hat direkte oder indirekte Plot-Implikationen oder ist ein Hinweis auf das weitere Vorgehen, das trotzdem noch mehrheitlich aus Weltraumspaziergängen und dem Navigieren einer feindseligen Welt besteht.
3. Outer Wilds ist ziemlich überzeugt davon, dass Entdeckung mehr Spaß macht, wenn ihr von ganz allein den Weg oder die Lösung einer Bredouille entdeckt habt. Ergo gibt es keine Zielmarkierungen, die euch ein Questlog setzen würde. Ihr bestimmt euren Weg durch dieses Abenteuer ganz allein. Einige könnten sich also etwas verloren fühlen. Das bedeutet nicht, dass es keine Hinweise gäbe und das Spiel richtungslos wäre. Wann immer ihr eine Inschrift gelesen und etwas Neues erfahren habt, vermerkt es euer Schiffscomputer in Kurzform zum Nachlesen und setzt es für euch sogar in Zusammenhang. Ihr dürft sogar einzelne Infos und Datenpunkte als Ziele markieren, um zumindest eine Idee davon zu bekommen, wo man etwas Neues über einen Aspekt der Handlung erfährt.
Okay, 4. Offensichtlich haben einige Leute Probleme mit der Raumschiff- und Jetpacksteuerung, was angesichts des ambitionierten Physikmodells in Ordnung, aber wohl auch Teil des Reizes ist. Denn diese Spezies hat es in Raumschiffen aus Holzfässern ins All gebracht. Ich liebte, dass sich das Herumfliegen durch das Sonnensystem von Outer Wilds gefährlich anfühlte. Außerdem habe ich für ein Spiel, das sich was traut, schon ganz andere Dinge in Kauf genommen.
Alles klar? Dann ein paar kurze Takte dazu, was das Spiel so außergewöhnlich macht, dass ich jedes Mal einen gestrichenen Teelöffel Zahnmehl produziere, wenn mir jemand sagt, er hätte Outer Wilds zwar auf der Liste, müsse aber erst mal [ganz okayes, dahergelaufenes Allerweltsspiel bitte hier einfügen] zocken.
Zunächst einmal ist Outer Wilds schon rein technisch (nicht grafisch) und konzeptionell gesehen ein wahnsinnig beeindruckendes Spiel. Ein komplettes, wenn auch kleines Sonnensystem, das in Echtzeit um seinen Stern kreist, mit Schwerkräften und anderen Mächten in steter Bewegung. Und ihr mittendrin. Selten habe ich mich so klein gefühlt, obwohl die reine Spielwelt nach heutigen Open-World-Maßstäben nicht der Rede wert ist.
Vielleicht wirkt das alles auch so groß, weil jeder einzelne der Himmelskörper, die ihr besucht, komplett anders ist und seine Geheimnisse auf seine ureigene Art vor euch verborgen hält. Es ist kein Spiel, das durch die Mechanismen bestimmt wird, die euer Charakter oder eure Ausrüstung definieren, sondern eines, dessen Welt bestimmt, was ihr tun könnt. Versteht ihr, wie ich das meine? Was auch immer das Gegenteil von klassischem Zelda ist, bei dem euer Held und seine Talente der passgenaue Schlüssel für alles ist, was da eures Weges kommt – das ist Outer Wilds.
Die einzige Progression steckt in dem Wissen, das ihr angehäuft habt und jede einzelne Entdeckung steht euch von Anfang offen, wenn ihr nur in die richtige Ecke schaut. Es ist Entdecken im Wortsinne, weil ihr selbst die Hinweise auftut, die euch vorwärtsbringen, und viele Sachen durch Ausprobieren, einen vagen Riecher und alte Trekkie-Instinkte zutage fördert. Sei es nur, weil ihr bemerkt, dass ein gefrorener Asteroid auf seiner elliptischen Bahn um die Sonne ab einem bestimmten Punkt verdächtige Knackgeräusche macht. Oder dass eines der imposanten Naturphänomene auf einem Planeten, den ich aus Spoiler-Gründen nicht enger definieren will, nicht ist wie der Rest. Oft sind es subtile Signale, die das Spiel sendet, die findige Spieler aber dennoch entschlüsseln. Wenn das nicht reicht, findet ihr irgendwann eine Inschrift, die einen expliziteren Hinweis gibt.
Und wieder: Dieses Weltendesign! Outer Wilds lebt davon, dass ihr Filme wie Interstellar liebt, unerklärlichen Ereignissen mit wissenschaftlicher Neugier auf den Grund geht. Es passiert selten, dass sich eine Spielwelt binnen Minuten so drastisch verändert und zum Teil sogar zerstört wird, während ihr euch durch sie bewegt, allein, weil viele Spiel-Engines nicht auf einen solchen Wandel der bespielbaren Räume ausgelegt sind. Hier aber habe ich miterlebt, wie mein geparktes Raumschiff von der Mutter aller Wirbelstürme in die Atmosphäre hinausgepustet wurde und bin auf einer Planetenscholle bei der Erkundung einer ausgestorbenen Stadt allmählich in ein Schwarzes Loch hinabgestürzt. Grundgütiger! Ab einem bestimmten Punkt hat mich Outer Wilds sogar in einen tiefen Internet-Kaninchenbau über Quantentheorie hinuntergeschubst...
Will sagen, fast jeder Ort und jedes Phänomen hier wäre eine coole Star-Trek-Folge wert gewesen, und dass das immer im Echtzeit vor euren Augen und oft genug unter euren Füßen passiert, anstatt in einem Set-Piece-Moment am Horizont, in Zwischensequenzen oder einem Audio-Log, macht es zu etwas ganz Besonderem. Ich stand mehrmals mit offenem Mund fassungslos da, glücklich und erfüllt, so etwas miterleben zu dürfen. Wirklich dabei zu sein. Aber am Ende ist der größte Knall jedoch, wie schlüssig sich die Geschichte zu einem großen Ganzen zusammenfügt, das es schaffte, mich nicht nur zutiefst zu beeindrucken, sondern mich zu Tränen rührte und bewegte. Alles untermalt von einem der besten Soundtracks, die ich je gehört habe.
Auch der DLC ist einfach fantastisch. Auch wenn er stellenweise etwas sperriger zu spielen ist und eine bestimmte Schleichsequenz polarisierte, steckt auch er voller gewaltiger, imponierender Ideen und fügt dem Hauptspiel eine emotionale Komponente hinzu. Im Doppelpack nennt sich das Outer Wilds Archaeologist Edition und kostet auf Steam gerade nur 19,79 Euro.
Und jetzt höre ich auf, mich wie eine kaputte Schallplatte zu wiederholen und überlasse denjenigen, die das Spiel nicht so mochten, das Feld, um ihrerseits wie eine kaputte Schallplatte ihre (ehrlich wertgeschätzte Kritik) in den Kommentaren zu äußern.