Skip to main content

Homefront

Kleinstadt-Krieg

30. Mai, 2010. Lichtenstein überfällt in einer Commando-Aktion die Finanzkrisen-geschwächte Bundesrepublik Deutschland. Zwei schwere Panzer überrollen ein Zollhäuschen. 100 gut trainierte Soldaten üben schreckliche Rache für die Schmach durch Finanzminister Peer Steinbrück. Gleich in den ersten Stunden 24 Tote. 4 Zöllner und 20 Rinder, die von den Kampffahrzeugen platt gemacht werden. Doch es gibt Widerstand. Der Schützenverein Herne, Nordrhein-Westfalen, sammelt seine Mitglieder und stellt sich den Invasoren.

Ein harter Fight entbrennt. Gestählt durch jahrelanges Schützentraining und Killerspiele gelingt es den 34 Mitgliedern, die Lichtensteiner Truppe zurück zu schlagen. Mit Guerilla-Aktionen wird der Nachschub-LKW vernichtet, die Panzer mit Zucker im Tank sabotiert und die feindlichen Angreifern mit deutschen Fußball-National-Trikots demoralisiert. Nach einer lange, harten, zweitägigen Kampagne zieht sich Lichtenstein zurück und Deutschland ist wieder frei. Ein Hoch auf unsere Schützenvereine.

Wie, mein frisch für den nächsten Shooter-Hit entworfenes Szenario ist unrealistisch? In der Real-Politik vielleicht, aber in der bunten Welt der Videospiele ist alles möglich. Siehe Homefront. Die absurde Geschichte des neuen Kaos Studio-Titels (Frontlines) lässt selbst die wirren Tom Clancy Storys alt aussehen: Gerade mal zwanzig Jahre in der Zukunft befindet die USA am Boden. Geschwächt durch eine Energie-Krise und innere Streitereien ist aus der Weltmacht ein Bananenstaat geworden. Terror-Staat und frisch gekürte Atommacht Nord-Korea hat dagegen aufgeholt.

Homefront – Trailer

Während heute die Koranische Volksarmee mit vollkommen veralteten Waffen aus den Sechzigern herumläuft, kaum etwas zu essen hat und die finanziellen Kapazitäten einer mittleren Kleinstadt besitzt, setzt die Diktatur in der Zukunft auf Drohnen, ferngelenkte Kampfpanzer und High-Tech-Kampfanzüge. Der Sieg über Süd-Korea ist da nur Makulatur. Doch die Volksdemokratie hat noch lange nicht genug und setzt zum großen Schlag an. Mit einer Nacht- und Nebel-Aktion werden die USA überfallen, im Handstreich kampfunfähig gemacht und zur Nord-Koreanischen Provinz erklärt.

Mal ganz abgesehen davon, dass nach dem erfolgreichen Atombombentest das Szenario etwas fragwürdig wirkt, haben sich die Kaos Studios beim Nachfolger des Taktik-Shooters Frontlines keine Sorgen um den Realismus gemacht. Kein Wunder, stammt die Story doch aus der Feder von Red Dawn-Autor John Milus, der ganz dreist seinen Achtziger-Jahre-Klassiker kopierte, dafür im Gegenzug einige prägnante One-Liner liefert. So zieht Ihr (wahrscheinlich) als Freiheitskämpfer Connor Mason – er wurde in der Präsentation so genannt – im wunderschönen Bundesstaat Colorado, genauer gesagt im kleinen Kuhkaff Montrose, in den Krieg.

Inmitten der verschlafenen Kleinstadt mit Farmen, Windgeneratoren und mechanischen Wasserpumpen erwacht unser Held zum Leben. Das idyllische Bild trügt. Sofort wird der für tot gehaltene Anführer vom Widerstand in Beschlag genommen. Die Nord-Koreaner rücken immer weiter vor und drohen auch dieses lauschige Fleckchen Erde unter ihre Fichtel zu nehmen. Mit einer gelungenen Zwischensequenz und glaubwürdigen Dialogen wird gleich zu Beginn eine packende Atmosphäre generiert, die an Half-Life 2 erinnert. Angst macht sich unter den Überlebenden breit. Verzweifelt versuchen sich Mütter mit ihren Kindern in Sicherheit zu bringen. Sie wissen: Wenn die Nord-Koreaner zuschlagen, werden keine Unbeteiligten verschont.