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Homeworld 3 im Test - Ich habe lange gewartet und ich wurde nicht enttäuscht

Endlich wieder im Mutterschiff.

Eine mehr als gelungene Rückkehr nach 21 Jahren, die in puncto Feeling und Gameplay sehr nah an die Originale herankommt.

Lange Zeit hatte ich es nicht für möglich gehalten. Bis 2019 dann die Nachricht kam, Homeworld 3 sei in Arbeit. Fast fünf Jahre sind seitdem vergangen. Jahre, in denen zeitweise nichts zu hören war, in denen es Verschiebungen gab, Zweifel aufkamen. Und jetzt? Jetzt, rund 21 Jahre nach dem zweiten Teil, habe ich Homeworld 3 seit gut zwei Wochen auf meinem PC. Und ich bin sehr froh, dass es dort ist, denn es ist genau das geworden, was ich mir davon erwartet und erhofft habe.

Eine gefährliche Reise

Homeworld 3 versteht es gut, besonders bei Fans der Serie die richtigen Reize auszulösen. Alleine schon der Anblick des Mutterschiffs weckt nostalgische Gefühle. Und der regelrecht zelebrierte Start dieses Kolosses zu Beginn der Kampagne begeistert nicht nur Homeworld-Liebhaber, sondern Neueinsteiger gleichermaßen. Es entsteht sofort dieser Eindruck von Vertrautheit, während euer Mutterschiff die ersten Einheiten ausspuckt, die ihre Befehle wiederum mit den typischen Funksprüchen bestätigen. Es ist ein gemächlicher Start in die Story, doch er ist effektiv.

Entwickler Blackbird Interactive erinnert euch nur allzu gerne an die Geschichte der Serie, was auch völlig okay ist. Die Vorgänger sind alt und manch einer, der nun Homeworld 3 spielt, wird diese vielleicht noch nicht kennen. Dabei knüpft Teil drei an die Geschehnisse des Vorgängers an, denn nach den darin erlebten Ereignissen wird Karan S'jet, die Navigatorin des damaligen Mutterschiffs, auf eine Mission geschickt, von der sie nie zurückkehrt. 20 Jahre später übernimmt ihr Schützling Imogen S'jet selbst die Kontrolle über ein Mutterschiff.

Mit ihr begebt ihr euch auf eine gefährliche Reise, denn es droht wieder Krieg und ihr müsst, so ziemlich auf euch alleine gestellt, zahlreiche Herausforderungen meistern, die euch im Weg stehen. Und ganz nebenbei noch ein Rätsel lösen, das die Zukunft der Galaxie bedroht. Die Story ist im Großen und Ganzen okay. Nichts, was wirklich außergewöhnlich wäre, gleichzeitig ebenso wenig schlecht. Nur manchmal übertreibt man es ein wenig damit, euch innerhalb der Missionen mit Gesprächen oder Zwischensequenzen zu unterbrechen.

Ein Weltraum voller Möglichkeiten

Abseits dessen ist einiges los im Weltraum von Homeworld 3, denn die einzelnen Maps sind längst nicht mehr so leer wie früher. Ob Wrackteile, Asteroiden, Nebel oder andere Konstruktionen, es gibt hier einiges zu sehen und zu umfliegen. Und ihr könnt es auch als Deckung nutzen. Oder für Hinterhalte. Nicht nur mithilfe eurer zahlreichen verschiedenen Schiffe, auch Geschütztürme lassen sich auf Oberflächen platzieren und Minen im Weltraum.

Zusammen mit den Navigationspunkten müsst ihr dadurch häufig nicht zwingend die 3D-Steuerung des Spiels verwenden, die ähnlich funktioniert wie im Original. Wählt ihr zum Beispiel eine Gruppe von Schiffen aus und klickt auf die Seite eines Trümmerteils, begeben sie sich exakt dorthin. Das alleine funktioniert bereits ganz gut, natürlich lassen sich beide Methoden miteinander kombinieren, um die volle Freiheit auszunutzen, die euch zur Verfügung steht. Ob ihr feindliche Streitkräfte erst einmal umfliegt und von hinten angreift – oder aus welcher Richtung auch immer -, liegt ganz an euch. Klassisches Beispiel: Ihr startet von vorne einen Ablenkungsmanöver, während eure Hauptstreitmacht dem Feind in den Rücken fällt. Funktioniert!

Je nach Map ergeben sich dadurch verschiedene Möglichkeiten und zugleich Einschränkungen, wenn ihr etwa innerhalb von bestimmten Bereichen navigieren müsst. Aber das passt alles gut zusammen, sorgt alles in allem für mehr Abwechslung. Wenngleich ich mich noch über ein, zwei klassischere, leerere Schlachtfelder gefreut hätte. Einfach um der Nostalgie willen.

Letzten Endes ist es jedoch genau das, was Homeworld 3 so spannend macht. Ihr seht die Echtzeitstrategie hier nicht wie in einem Command & Conquer von oben, nein, ihr müsst dreidimensional denken. Behaltet alle Richtungen im Auge, denn sowohl ihr als auch der Feind können jederzeit von überall auftauchen. Ja, das Spiel gibt euch somit die Möglichkeit, euch in gewissen Situationen heranzuschleichen. Wenn euer Kampfverband plötzlich hinter einer Struktur hervorkommt und den Feind überfällt oder eure Bomber sich mithilfe ihrer aktivierbaren Tarnung – nur eine von vielen Spezialfähigkeiten der verschiedenen Einheiten – unentdeckt nähern und dann losschlagen, befriedigt das definitiv den inneren Strategen in euch.

Homeworld 3 - Screenshots

Komplex, aber nicht überfordernd

Dreidimensionales Planen und Ausführen klingt durchaus komplex und das kann es auf jeden Fall sein. Erst recht, wenn ihr die Vorgänger noch nicht gespielt habt. Zum Glück bietet euch Homeworld 3 einige Hilfestellungen, angefangen mit einer Pausefunktion. Hier könnt ihr ganz in Ruhe die Situation analysieren, Befehle erteilen und dann geht es wieder weiter. Gleichermaßen legt ihr bestimmte Ziele fest, die eure Schiffe automatisch priorisieren sollen, während ihr euch dann mit anderen Dingen befasst.

Wenngleich nicht alles perfekt ist. Nicht falsch verstehen, größtenteils habt ihr wenig Probleme, zumal ihr – wie schon erwähnt – auch großflächig das Terrain zur Navigation einsetzen könnt. Manchmal positionieren sich eure Gruppen aber nicht immer ganz zu 100 Prozent so, wie ihr euch das gerne wünscht, zum Beispiel unter einer bestimmten Stelle statt über ihr. Zuweilen solltet ihr genau darauf achten, wie auch auf die Verteilung der Schiffe, wenn sie ihre Position erreicht haben, um nicht frühzeitig eure Position preiszugeben.

All das stellt zugleich den größten Kontrast zu den Vorgängern dar. Ihr seid weitaus mehr mit der Umgebung beschäftigt als früher, das kommt also als weiterer Punkt hinzu, den ihr beachten müsst. Manchmal ist wie Wegfindung etwas schwierig, doch selbst hier habt ihr mit der Aneinanderreihung von Wegpunkten eine Möglichkeit, präzise zu planen und zu agieren. Und wenn euch die Steuerung stört, könnt ihr so gut wie alles neu belegen und an eure Wünsche anpassen.

Eure Flotte wächst euch ans Herz

Eure Flotte nehmt ihr währenddessen von Mission zu Mission mit. Je nachdem, wie groß diese ist, strömen nach der Ankunft auf einer neuen Map zahlreiche Schiffe aus dem Inneren eures Mutterschiffs – größere Begleitschiffe verfügen über einen eigenen Hyperraumantrieb. Was dem Spiel dabei ein wenig abgeht, ist die Gefahr, jemanden im Notfall zurücklassen zu müssen. Nur in einer Mission löst ihr selbst einen Hyperraumsprung aus und könnt das in dem Moment frühzeitig tun, ohne dass alle Jäger zurück an Bord sind. In den restlichen Einsätzen ist ab einem bestimmten Punkt Schluss und es kehren immer automatisch alle zurück.

Heißt zugleich, dass euch vorher keine Zeit mehr bleibt, noch verbliebene Rohstoffquellen gänzlich auszuschöpfen, wenn ihr sie zuvor noch nicht abgebaut habt. Was ein bisschen schade ist, da ihr so mitunter nicht die Chance habt, alles komplett auszureizen. Aber ihr könnt immerhin sicher sein, dass die Flotte so, wie sie ist, erhalten bleibt. Ein bisschen mehr Freiheit beim Abschluss einer Mission hätte ich mir aber dennoch gewünscht.

Was ihr definitiv tun müsst, ist, mehr auf eure Schiffe aufzupassen. Homeworld 3 folgt hier strikt dem Stein-Schere-Papier-Prinzip und gefühlt halten sie weniger aus als früher. Bei jedem Einheitentyp seht ihr klar und deutlich, wofür er sich gut eignet und zugleich wisst ihr, wogegen sie anfällig sind. Schiffe, die langsam feuern, bringen euch dementsprechend wenig im Kampf gegen agile Feinde. Bedeutet also, dass es letztlich auf eine gute Mischung ankommt. Und darauf, seine Flotte auf die jeweiligen Anforderungen und Bedürfnisse zuzuschneiden. Habt ihr am Ende die perfekte Ergänzung gefunden, seid ihr sehr effizient unterwegs. Das herauszufinden macht ebenso viel Spaß, wie dabei zuzusehen, wenn eure zusammengestellte Flotte den Feind ganz nach Plan und ohne große Verluste auseinandernimmt.

Story durch? Da kommt noch mehr!

Für die Kampagne braucht ihr gut und gerne um die 15 Stunden. Und während dort die KI noch weitestgehend streng nach Drehbuch agiert, präsentiert sie sich in den Skirmish-Matches wesentlich unvorhersehbarer. Sie arbeitet freier, menschenähnlicher. Klar, dafür ist dann die Abwechslung bei den Einsatzzielen nicht groß, es hat aber auch etwas Befriedigendes an sich, wenn ihr einfach zuschauen könnt, wie sich zwei Flotten ohne große Hintergedanken im Weltraum bekriegen.

Die Alternative dazu ist der neue Roguelike-Modus Kriegsspiele. Das Konzept ist simpel: Überleben. Ihr reist von Map zu Map, werdet dabei mit immer stärkeren Feindkräften konfrontiert und müsst unterwegs mitnehmen was geht. Je mehr Zeit ihr euch lasst, desto schlechter. Der Stressfaktor ist also ein gutes Stück höher als in der Kampagne oder im Skirmish.

In Angriff nehmen lassen sich die Kriegsspiele entweder alleine oder zu zweit. Aber Vorsicht, mit einem Partner oder einer Partnerin an eurer Seite wird es auf keinen Fall einfacher. Mit jedem Run werdet ihr aber anhand von Artefakten und ähnlichen Dingen stärker. Das kann alles Spaß machen, wenn das genau euer Ding ist. Und genau darauf konzentriert sichder Post-Launch-DLC-Support ausschließlich. Mich selbst zieht es jedoch mehr zur Kampagne und den Skirmishes. Es muss einem ja auch nicht immer alles zusagen.

Homeworld 3 - Fazit

25 Jahre ist es her, seit das erste Homeworld erschien. Damals war ich 13, habe Strategiespiele wie C&C, Age of Empires und Co. zum Frühstück verputzt. Doch Homeworld hat mich auf eine andere Art gereizt. Einerseits, weil es mein Verlangen nach spektakulären Weltraumschlachten ganz gut bediente. Andererseits, weil die 3D-Navigation eine coole Neuerung darstellte. Relic hat damals alles richtig gemacht und nach vielen, vielen Jahren ist es Blackbird Interactive gelungen, auf eine würdige Art daran anzuknüpfen. Was Gameplay und Feeling anbelangt, ist Homeworld 3 ganz nah an den Originalen dran und ich würde auf jeden Fall sagen, dass alle Fans damit ihren Spaß haben werden. Der Kriegsspiele-Modus ist jetzt nicht zwingend etwas für mich, doch auch der wird sicherlich seine Freunde finden. Alles in allem bin ich glücklich mit diesem Spiel und froh, dass es existiert. Und ich hoffe, dass ich nicht wieder 21 Jahre auf Homeworld 4 warten muss.

Homeworld 3
PROCONTRA
  • Gameplay und Feeling erinnern stark an die Originale
  • Kampagne, Skirmish und Kriegsspiele als Spielmodi
  • Zahlreiche interaktive Objekte auf den Maps, die ihr nutzen könnt
  • Erfordert strategisches und dreidimensionales Denken
  • Spannende Missionen mit abwechslungsreichen Zielen und Schauplätzen
  • Einzelne Probleme mit Wegfindung und Positionierung
  • Story reißt insgesamt nicht vom Hocker
  • KI agiert in der Kampagne mehr nach Drehbuch und wenig unvorhersehbar

Ihr könnt Homeworld 3 auf Steam und im Epic Games Store kaufen.

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