Horizon Chase 2 – das perfekte Zwischendurch-Rennspiel kehrt zurück
Wer bremst verliert … wer irgendwo dagegenfährt aber auch
Hach, Horizon Chase. Die Erinnerung daran, dass Rennspiele auch dann funktionieren, wenn man nur das Gaspedal braucht – und das Lenkrad nur auf geschätzten 60 Prozent der Kurve. Martin liebt die Serie ja schon länger, zuvorderst wegen des treibenden 90er-Soundtracks von Barry Leitch (Lotus Turbo Challenge 2, Top Gear), der jedes Rennspiel automatisch für einen Award qualifiziert. Und jetzt bringt Aquiris den zweiten Teil auf Apple Arcade heraus.
Es ist eben Rasen wie vor 30 Jahren, als Streckenrandobjekte noch zweidimensionale Sprites waren, die mehrstufig gezoomt wurden und Strecken vor allem deshalb Tiefe vortäuschten, indem sich Dunkel- und Hellgrau alle drei Meter abwechselten. Kultig und speziell, aber deshalb nicht weniger anziehend. Vor allem, weil es exzellent auf Mobilgeräte zugeschnitten ist.
Das Fahrgefühl erinnert folglich eher daran, auf die Nase eines ICEs in Höchstgeschwindigkeit geschnallt zu sein, der sich je nach eurer Gewichtsverlagerung mal links, mal rechts in die Kurve wirft und das gefällt mir in dieser Sorte Spiel ausgezeichnet.
Ok, so ganz ist das doch nicht alles. Ab und an solltet ihr ihn schon zünden, den Turbo, zum Driften kurz das Gas loslassen – bloß nicht bremsen! – und dann kurz lenken. Anders bekommt ihr den Knick nur selten. Obwohl euch die Kurvenführung viel von der Arbeit abnimmt, denn echte Physik, oder das, was andere Racer euch als solche verkaufen, hat hier keine Macht über euch oder euren Boliden.
Ich muss sagen, so eintönig das ist, so gut kommt es doch gerade zwischendurch immer wieder, mit diesem irrwitzigen Geschwindigkeitsgefühl einmal rund um den Globus zu düsen, auf Strecken, die zu absolvieren selten länger als zwei Minuten dauert. Eigentlich perfekt für zwischendurch, was regelmäßig zu drei, vier Strecken in Folge eskaliert – und dann ist auch schon das nächste der vielen, vielen Länder freigeschaltet, das will man sich natürlich auch “nur noch kurz” anschauen will. Das funktioniert mit dem PS4-Controller am besten, aber auch die Touch-Steuerung ist vorbildlich und kommt mit wenigen Bedienfeldern aus.
Ich hatte zunächst den Fehler gemacht und bin beim ersten Auto geblieben, in das ich stieg. Und obwohl ich diese Dodge-Viper-Nachmache fleißig aufrüstete, war ich mit dem Umstieg auf den Scirocco-Verschnitt ein Drittel durch die lange Kampagne hindurch deutlich besser bedient. Schön, dass sich selbst in einem so simplen Spiel noch so deutliche Unterschiede zwischen den Boliden herausstellen.
Optisch gefällt einmal mehr der stilisierte und freundliche Vibe, nur dass die Umgebungen und Fahrzeuge diesmal noch eine Idee plastischer ausgestaltet sind. Ich spüre bei jedem Start den starken Impuls, einen Screenshot zu knipsen, so wie mir hier die Sonne regelmäßig in mein kaltes Herz hineinscheint. Visuell hebt sich Horizon Chase 2 so noch ein gutes Stück von den Sprite-Scaler-Rennspielen der Amiga-Zeit ab, was eventuell nicht ganz so nostalgisch aussieht, aber deshalb nicht weniger hübsch ist. Auf meinem iPad Pro 2020 gab es leider vereinzelte Ruckler, obwohl die Bildrate immer im gut spielbaren Bereich blieb.
Wer Abwechslung braucht… nun gut, der ist hier ein wenig fehl am Platze, aber dennoch will ich den Online-Modus, in dem verliert, wer als Erstes blinzelt, nicht unerwähnt lassen. Hier gibt’s, wie auch im Solo-Modus zwar starkes Rubberbanding, aber ich hatte selten das Gefühl, dass es die Partie auf den letzten Metern entschied, was eine gute Sache ist. Außerdem gibt es einen Herausforderungsmodus – aber letzten Endes wird hüben wie drüben auf erfrischend altmodische Art Auto gefahren, während einem heiße Keyboardmusik Rennstreifen in die Augenbrauen brennt.
Dieses Spiel wusste, was es wollte. Und wenn ihr euch auch nur ein Gramm Liebe für klassische Rennspiele bewahrt habt, wisst ihr, dass ihr Horizon Chase 2 haben müsst.
Horizon Chase 2 ist im Apple-Arcade-Abonnement ohne weitere Kosten erhältlich und wie alle Spiele hier frei von Mikrotransaktionen.