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Horizon: Zero Dawn Remastered im Test - Alles, wie ich es haben wollte: schöner, benutzerfreundlicher, besser!

Gealtert wie guter Wein.

Deutlich spürbares Grafik-Update, das das eh immer noch hübsche Spiel fantastisch aussehen lässt. Die Story hat viel zu bieten, die Open World ist richtig dosiert und alle kleinen Macken in den Menüs wurden mit der Zeit ausgebügelt. Horizon: Zero Dawn ist besser denn je.

Ich hatte ganz vergessen, wie gut dieses Spiel war. Kein Wunder, es erschien 2017, weit zurück in der Davor-Zeit. Ich lebte in einer anderen Wohnung, wir kannten das Wort Pandemie nur aus Zombie-Filmen und überhaupt war vieles anders. Äonen her. Erstaunlich, dass in meiner Erinnerung Horizon: Zero Dawn erst ein drei oder vier Jahre her ist, aber nein, ein Remaster macht wohl Sinn. Noch viel erstaunlicher ist allerdings, dass dieses Spiel reifte wie ein guter Wein. Bei Spielen ist eigentlich normalerweise Essig angesagt.

Sicher, Horizon: Zero Dawn Remaster wirkt auch dank des Remaster Parts deutlich jünger als es ist, aber es ist mehr als das. Vielleicht hilft auch der durchwachsene zweite Teil mit einer Vielzahl sehr unmotivierter Nebenquests, dass ich den ersten Teil nun in einem freundlicheren Licht sehe. Der kann da durchaus mehr glänzen und langweilt eher selten. Noch dazu hat er die abwechslungsreicheren Umgebungen und Areale.

Vor allem aber hatte ich Zeit, das Ende der Story zu verarbeiten. Hier musste der Forbidden West einfach schwächeln, denn so ein Ende und so eine Auflösung wie Zero Dawn sie abliefert, das geht halt nur einmal. Keine Sorge, ich spoilere hier nichts, aber wenn ihr keines der Horizon gespielt habt, dann fangt auf jeden Fall mit dem ersten an. Wenn ihr Science-Fiction-Fans seid, dann ist Zero Dawn absolute Pflicht. Viel besser wird es in dem Genre nicht, egal, auf welchem Medium es ausgeliefert wird.

Im Grunde habt ihr drei Ebenen der Handlung in Zero Dawn. Die Erste sind die kleinen Schicksale in den Nebenquests. Meist unterhaltsam, manchmal sogar etwas berührend, manchmal auch nur kurz was sammeln und weiterziehen. Die Guten überwiegen auf jeden Fall. Die zweite Eben ist der große Konflikt, in den ihr als fraktionslose Kämpferin reinrutscht und der gelöst werden muss. Ist nicht schlecht, gute Fantasy-Ware, hält das Ganze am Laufen.

Die dritte Ebene schließlich ist das Hintergrundrauschen, das immer lauter wird, was es mit dieser Welt auf sich hat und was hier passierte. Warum rennen Maschinensaurier herum, was hat es mit den Ruinen auf sich, das ist der Teil, der Horizon Zero Dawn aufs nächste Level schickt. Assassin’s Creed träumt davon, einmal in 20 Jahren so einen Moment zu haben. Sie waren einmal vielleicht nah dran, aber dann wiederum, nein, nie wirklich. Zero Dawn liefert zum Ende einfach ab.

Horizon: Zero Dawn Remastered - Screenshots

Aber auch der Kampf hat sich gehalten und ich mag ihn lieber als in Forbidden West. IM Grunde ist er gleich, aber Forbbiden West fühlte sich verpflichtet, noch ein oder zwei Details mehr reinzubringen, um alles zu erweitern, wie es sich für eine Fortsetzung gehört. Zero Dawn aber zeigt, dass das nicht nötig war. Je nachdem, in welche Richtung ihr Aloy entwickelt, zerlegt ihr Maschinen mit dem Bogen, mit Fallen, aus dem Hinterhalt oder alles zusammen. Jeder Aspekt greift relativ elegant mit den anderen zusammen und die dezente Reduktion, die Horizon: Zero Dawn Remaster jetzt wieder reinbringt, weil spielerisch alles so blieb, wie es war, tut den Kämpfen wirklich gut.

Wo man etwas mehr noch hätte nachbessern dürfen und das ist jetzt wirklich Kritik auf höchstem Niveau, ist das Trefferfeedback, wenn ihr einsteckt. Während eure Schläge und Treffer sich wuchtig anfühlen, segelt Aloy mitunter zwar meterweit durch die Luft und kassiert auch ordentlich Schaden, aber im Controller fühlt es sich nicht ganz danach an. Könnte noch ein wenig knackiger sein und Forbidden West hatte das minimal besser vom Gefühl her raus.

Nur da, wo es nötig war, wurde spielerisch nachbessert, aber das auch schon vor langer Zeit. Ganz am Anfang zum Release musste Aloy noch für jede Pflanze und jeden Strauch stoppen und sich bücken, um sie einzusammeln. Das kostet nicht viel Zeit, weniger als eine Sekunde, aber diese mehren sich schnell zu vielen Minuten, wenn überall zig Dinge nicht nur herumstehen, sondern auch mitgenommen werden müssen, weil ihr den Kram braucht, zumindest in der ersten Hälfte. Geht jetzt in das Menü, stellt um auf direktes Sammeln und ihr nehmt alles im Vorbeigehen ohne jede Unterbrechung mit. Fantastisch, es sind die kleinen Dinge im Leben.

Ein anderer gar nicht so kleiner Kritikpunkt im Test damals war, dass all diese Dinge gelegentlich verkauft werden müssen und das war so umständlich, dass ich irgendwann lieber Sachen wegwarf, weil es schneller ging. Das wurde jetzt auch aufgeräumt, Sachen kaufen und verkaufen geht fix und bequem, ein Patch erledigte das schon vor einem Weilchen und in Remaster wurde nichts vergessen und noch ein klein wenig optimiert. Horizon: Zero Dawn Remaster spielt sich einfach gut, fast egal, was ihr gerade tut.

Viele andere Dinge machte es damals aber auch schon eh richtig. Bis heute ist es eine der besten offenen Welten, weil Zero Dawn das Kunststück gelang, gleichzeitig kompakt genug zu sein, dass ihr nicht endlos in der Leere herumrennt und doch immer weit und offen zu wirken. Es fühlte sich immer nach einer weit größeren Welt an als sie es eigentlich war, nur, dass das hier positiv ist. Es ist groß genug, um euch viel zum Erkunden zu geben, aber nicht so groß, dass es sich zu leer oder nach sinnlosem Füllmaterial anfühlt. Selbst seine Ubi-Towers in Form von einem halben Dutzend mittlerweile fast berühmten Langhälsen machen einfach Laune und man freut sich jedes Mal eine entdeckt und dann gemeistert zu haben. Seitdem erschienen mehr neue offene Welten, aber es hat mich wirklich erstaunt, dass Horizon: Zero Dawn in der Konzeption seiner immer noch ganz vorn mit dabei ist, ohne dass es hier für das Remaster etwas ändern musste.

Technisch ist Horizon: Zero Dawn Remaster ebenfalls definitiv noch auf der Höhe der Zeit. Ich würde sogar argumentieren, dass es jetzt das schönere Spiel ist, wenn man es mit Forbidden West vergleicht. Schlicht, weil das Artdesign im ersten Teil mit seinen verschiedenen Biomen für mich einfach besser funktionierte und aufregender war. Ist Geschmackssache, aber ein paar Extras mehr hat das Remaster dann doch zu bieten. Zero Dawn war damals eines der ersten großen HDR-Spiele für die PS4 Pro und insoweit ist es wohl konsequent, dass es nun die PS5 Pro einläutet. Mutig auch, aber keine Sorge, man gab sich Mühe und packte jede Menge Details dazu.

Horizon: Zero Dawn Remaster sieht nicht aus wie ein sieben Jahre altes Spiel, nicht mal wie ein zwei oder drei Jahre altes aus den PS5-Anfangstagen. Es ist ohne Frage einer der schönsten Titel, die ihr auf der PS5 derzeit starten könnt. Gerade in HDR, bei Nacht, mit all den Lichteffekten der Metall-Monster in der wundervoll gestalteten Landschaft gibt es kaum einen besseren Ort auf dieser Konsole. Leider geht das auch zu Lasten der Performance.

Auf der normalen PS5 habt ihr wie üblich zwei Optionen. In der Leistungs-Variante ist Zero Dawn immer noch hübsch genug, aber auf ein paar der Effekte und bei der Auflösung wird schon gespart, um die 60 Frames zu erreichen. Im Schönheits-Modus bricht es dann schon ein und ich wählte schnell Performance. Auf der PS5 Pro darf ich euch erst in ein paar Tagen genau verraten, was los ist, aber so viel sei vorweggenommen: Wenn ein Spiel optimiert ist, dann hat die neue Konsole scheinbar keine großen Probleme 4K60 zu erreichen und Zero Dawn auf einem großen Beamer-Bild absolut genial aussehen zu lassen. Viel schöner wird es aktuell nicht in offenen Welten.

Ob Horizon: Zero Dawn Remastered jetzt jemanden zum Kauf einer PS5 Pro verleitet, bezweifle ich mal, aber wenn ihr zu den vielen Vorbestellern gehört, dann solltet ihr euch das Spiel auf die Liste setzen. Wenn ihr Zero Dawn noch nie gespielt habt, dann ist es jetzt endgültig Pflichtprogramm, mehr noch als seine Fortsetzung. Es hat die bessere Handlung, die besser entworfene offene Welt, den gradlinigeren, aber unterhaltsameren Kampf und vor allem einen der besten Meta-Plots in ein einem Sci-Fi-Spiel überhaupt.

Dadurch, dass die Technik auf den aktuellen Stand gebracht wurde und die größten Kritikpunkte in der Nutzung der Ressourcen- und Crafting-Systeme schon längst ausgemerzt sind, kann ich wahrlich sicher nichts Schlechtes mehr über das Spiel sagen. Ist die neue Technik die 10 Euro wert, wenn ihr das Original schon in der Sammlung habt? Ja, ich denke schon. Ist es den Kauf wert, wenn ihr Zero Dawn noch nie gespielt habt? Die Antwort darauf sollte klar sein: Horizon: Zero Dawn Remastered ist Pflicht!


Getestet wurde hier nur die PS5-Version, die PC-Version scheint ein paar Macken zu haben. Patches abwarten, nehme ich an? Sehr schade, aber wir halten euch in den News auf dem Laufenden. Daher gilt alles Gute sicher auch für den PC, aber nur, wenn es denn auch läuft.

Horizon: Zero Dawn Remastered
PROCONTRA
  • Das Remaster wirkt viel jünger als die sieben Jahre, die das Spiel auf dem Buckel hat und bringt deutliche grafische Verbesserungen.
  • Die Story und der Meta-Plot sind gut durchdacht und für Sci-Fi-Fans ein Fest.
  • Vielseitige Kampfmechaniken ohne unnötige Erweiterungen, die flüssig ineinandergreifen.
  • Kompakte, aber spannende Open-World-Umgebung, die trotz kleiner Größe „größer“ wirkt und zum Erkunden einlädt.
  • Eindrucksvolle Grafik in HDR, besonders nachts und bei Licht- und Metalliceffekten der Gegner.
  • Verbesserungen im Ressourcenmanagement, Crafting und Menüführung machen das Spiel benutzerfreundlicher.
  • Trefferfeedback, wenn man selbst getroffen wird könnte besser sein.
  • Leichte Performanceprobleme auf der Standard-PS5 im Schönheits-Modus, die Framerate scheint nicht ganz stabil. Im Performance-Modus läuft es tadellos.

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