Hot Lap Racing: Das hier ist kein Test – weil ich schon nach einer halben Stunde die Nase voll hatte
Simcade? Schlimmcade!
Vielleicht geht euch das ja auch so: Manchmal ist es nur eine einzige Sache, die euch diesen Film oder jenes Spiel versaut. Nicht, weil Film oder Spiel überragend grottig sind. Aber weil sie ein ganz wesentliches Element dermaßen hart in den Sand setzen, dass es nicht nur wie ein Wermutstropfen schmeckt, sondern gleich die ganze Suppe versalzt – um mal das überstrapazierte Sprachbild der Nahrungsaufnahme zu belasten.
Und ich will auch gar nicht um den heißen Brei (!) herum reden: Was ich an Hot Lap Racing so furchtbar finde, ist nicht weniger als das Allerwichtigste bei einem Rennspiel, nämlich das Fahrgefühl. Denn sorry, Leute (beziehungsweise Entwickler Zero Games Studio), aber so wie jedes eurer virtuellen Fahrzeuge um seinen gedachten Mittelpunkt schwimmt, wenn die Reifen an Grip verlieren… das kann man heutzutage nicht mehr bringen. Absolut gar nicht!
Man bekommt ja nicht einmal Feedback, wann das der Fall sein wird – unter anderem deshalb, weil die Reifen nicht quietschen. Oder so leise, dass man es knicken kann. Die Boliden verhalten sich also ganz normal, wenn man sie über den Grenzbereich hinaus bewegt, um sich irgendwann plötzlich wie auf der Stelle zu drehen.
Klar kann man das durch behutsames Entschleunigen dann beheben. Ich habe nur zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, ein auch nur ansatzweise physikalisch glaubwürdiges Objekt zu bewegen. Von Schwerpunktverlagerungen über das gesamte Fahrzeug hinweg ganz zu schweigen. Der Kreisel hört einfach irgendwann auf, sich zu drehen. Ich weiß gar nicht, wann ich das in dieser schlimmen Form zuletzt erlebt habe. Zeitgemäße Physik ist jedenfalls etwas komplett Anderes.
Und mir ist völlig klar, dass Hot Lap Racing keine Simulation sein will! Allerdings bekommt jeder mir gerade einfallende Arcade-Renner das tausendmal besser, cooler, physikalisch griffiger hin. Dabei will Hot Lap Racing nicht mal Arcade sein, sondern reiht sich vollmundig gar in die Riege der Simcade-Racer ein, will sich also mit Gran Turismo und Forza Motorsport vergleichen. Gut: Auch in Gran Turismo haben die Wagen etliche Jahre lang selbst nach den härtesten Einschlägen nicht den Hauch eines Kratzers davongetragen… Vielleicht ja deshalb.
Lasst mich noch erwähnen, dass man selbst der stärksten KI ziemlich schnell ziemlich leicht davonfährt, weil sie selbst in schnellen Kurven übermäßig hart in die Eisen steigt und weil sich fast das komplette Feld schon beim Start überrumpeln lässt. Abgesehen davon interpretieren die Chaoten den Begriff „faires Fahren“ auf sehr, sagen wir mal unkonventionelle Art.
Ne, ganz ehrlich: Ich habe mir das eine gute Stunde lang angetan und will mich damit gar nicht erst länger befassen. Hot Lap Racing macht dort keinen Spaß, wo es um das geht, was man den ganzen Tag lang damit tun soll, nämlich Autofahren.
Zumal ich auch nicht in etlichen Rennkategorien verschiedener Jahrzehnte unterwegs sein will, wenn dort jeweils meist nur zwei oder drei, oft genug sogar nur ein einziger Fahrzeugtyp unterwegs ist. Da wurden für mein Empfinden zu allem Überfluss also auch noch die falschen Schwerpunkte gesetzt.
Inhaltlich gibt es sonst gar nicht allzu viel zu meckern. Einzelrennen, Zeitfahren sowie ganze Meisterschaften ergänzen eine Karriere, in der man an mehrere Rennen dauernden Turniere in den verschiedenen Kategorien teilnimmt. Zusätzlich gehen bis zu vier Piloten vorm selben Bildschirm an den Start und Online-Server stehen ebenfalls zur Verfügung. Dass ich dort freilich niemanden getroffen haben… Ich kann’s keinem verdenken.