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Hotline Miami in 3D: Project Downfall

Schüsse ins Gesicht. Auf Drogen.

Es ist nun wirklich nicht mehr allzu aufregend oder neu, ein Spiel als " wie auf Drogen" zu beschreiben. Alles ist inzwischen wie auf Drogen. Sobald der Bildschirm lustig bunt blinkt, ist das ein simulierter LSD-Trip und wenn er langsam und mit flüssigen Farbübergängen vor sich hinwabert, geht's höchstwahrscheinlich ums Kiffen.

Hotline Miami ist ein Meister in Bezug auf diese Erfahrung. In einer neonfarbenen Welt lauft ihr in Gebäude und knallt mit einer Tiermaske auf dem Kopf alles ab, was sich bewegt. Nun passiert das aber alles aus einer Top-Down-Perspektive - was super funktioniert. Aber wäre es nicht toll und würde es die Erfahrung nicht noch intensiver machen, wenn ihr das alles aus der Ego-Perspektive erleben würdet? Könnt ihr haben. Heißt dann Project Downfall.

Der Typ weiter vorne hat mir schon übel zugesetzt, aber mit ein bis zwei Pillen und der Shotgun sollte sich dieses Problem aus der Welt schaffen lassen.

Project Downfall spielt genau mit jenem grafischen Stil, den auch Hotline Miami schon benutzt hat. Alles ist neonfarben, alle Figuren sind Abziehbilder. Das wirkt in einem 3D-Spiel umso mehr, denn hier stehen sie als zweidimensionale Objekte im dreidimensionalen Raum. Als könntet ihr sie umblasen. Könnt ihr auch, ihr braucht dafür aber eine Waffe. Die hebt ihr einfach per Tastendruck vom Boden auf und dann schießt ihr drauf los. Trefft ihr den Kopf, reißt der gern mal vom Körper ab, ähnliches passiert mit anderen Körperteilen. Und ganz, ganz schnell werdet ihr auch selbst getroffen und müsst den Level neu starten.

Project Downfall erklärt sich selbst in seiner aktuellen Early-Access-Fassung nicht durch langwierige Tutorials, ein paar Einblendungen müssen reichen, aber ihr findet relativ schnell heraus, worum es geht: Alles töten nämlich. Ihr seid allerdings selbst kein gepanzerter Berserker, sondern ziemlich verletzlich. Schießt euch irgendein Gegner zu oft an, klappt ihr zusammen und der Level beginnt von vorn. Deshalb nutzt ihr Deckungen wo es nur geht, überlegt sorgfältig, welche Waffe ihr verwendet und ... naja, werft Pillen. Und zwar auf Knopfdruck. Der Drogenkonsum ist in Project Downfall nicht hineininterpretiert, sondern ein Gameplay-Element. Die Pille verlangsamt das gesamte Geschehen und sorgt für einen Slow-Motion-Modus, in dem ihr eure Gegner noch viel besser abknallen könnt. Und das ist potenzierbar. Werft ihr während der Wirkungsdauer einer Pille eine weitere, wird alles noch langsamer.

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In der dazugehörigen Pressemitteilung nennt der Publisher neben Hotline Miami noch weitere Einflüsse. Ein recht überraschender: Falling Down, ein Film mit Michael Douglas, in dem selbiger schlichtweg durchdreht und haufenweise Tod und Chaos sät. Ein interessanter Film, der auf den ersten Blick mit diesem Spiel hier nichts zu tun hat, es sei denn, man versetzt sich in die Gedankenwelt eines amoklaufenden Irren. Aus dieser Perspektive wiederum ergibt es vielleicht sogar Sinn, dass ihr, um einen Level abzuschließen, auch schon mal einen Typen im Bärenkostüm ins Gesicht schießen müsst, der scheinbar beschäftigungslos vor einer Tür herumsteht. Bist du böse, Typ im Bärenkostüm? Man weiß es nicht, aber eine Ladung Shotgun-Munition ist sicher die beste Variante, das herauszufinden.

Klar erkennbar an dem Rohr in seiner Hand: ein Problembär.

Natürlich bleibt es aber nicht bei einer Shotgun, es gibt gleich mehrere verschiedene Typen davon, außerdem diverse Handfeuerwaffen, Maschinengewehre, ein Katana und ein schönes, handliches Heizungsrohr. Relativ häufig geht euch zudem die Munition aus, weshalb ihr euch auf einen schönen Kick verlassen könnt, der nicht nur dazu dient, Türen aufzutreten, sondern Gegnern ins Gesicht. Gepaart mit einem treibenden Elektro-Soundtrack kann allein das schon zum Weiterspielen motivieren.

Bei Project Downfall geht es aber nicht nur darum, das Level zu bezwingen, sondern auch darum, wie ihr das macht. Für allerhand Handlungen gibt es Punkte: Dafür, dass ihr jemandem ins Gesicht schießt oder in die Weichteile und dafür, dass ihr dessen Waffe dann auffangt, während sie herunterfällt. Oder wenn ihr im durch Drogen ausgelösten Slow-Motion-Modus auf euch zufliegenden Kugeln ausweicht.

Macht das häufig und ihr bekommt einen tollen Highscore. Ich bin normalerweise kein allzu großer Freund von sowas, aber hier macht es wirklich Spaß, herauszufinden, welche maximale Punktzahl sich aus einem Level herausholen lässt. Es ist dieses Arcade-Feeling in Kombination mit relativ kurzen Leveln, das dafür sorgt, dass es sich nicht frustrierend anfühlt, in Project Downfall zu sterben.

Die Polizisten im Spiel greifen euch erst an, wenn ihr sie angreift.

Die aktuell erhältliche Early-Access-Fassung gibt schon einen ganz guten Eindruck vom späteren Spielgefühl, zeigt aber noch nicht viel von der angekündigten Geschichte, die in den nächsten Monaten ergänzt werden soll. Die soll sich nämlich nichtlinear entfalten und sogar unterschiedliche Enden bieten. Als etwas gewöhnungsbedürftig empfand ich beim Spielen den standardmäßig aktivierten Scanline-Filter, auf Wunsch lässt sich der aber auch ausstellen. Ich bin jedenfalls gespannt, wie sich Project Downfall innerhalb der Early-Access-Phase entwickeln wird. Schon jetzt funktioniert die grundlegende Spielmechanik - das schnelle Ballern und das Verlangsamen der Spielwelt durch Pillenwurf - überzeugend. Wenn das Spiel jetzt noch an Umfang gewinnt und eine Story bekommt, die dem dystopisch anmutenden Setting gerecht wird, dann steht uns hier vielleicht ein kleiner neuer Indie-Hit bevor.


Entwickler/Publisher: MGP Studios, Solid9 Studio/MGP Studios - Erscheint für: PC, Xbox One. Switch - Preis: 13,29 Euro - Erscheint am: für PC im Early Access erhältlich - Gespielte Version: PC - Sprache: englisch - Mikrotransaktionen: Nein

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