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Hotshot Racing Test - Wie früher, vielleicht ein wenig zu sehr

Mit voller Nostalgie voraus.

Eurogamer.de - Empfehlenswert Badge
Ein kompetenter Arcade-Racer, der Erinnerungen an frühere Tage heraufbeschwört. Perfekt spielbar, aber mit wenig eigenen Ideen.

Hotshot Racing Test - In mancher Hinsicht fühlt sich Hotshot Racing wie ein Best-of an. Eine Kompilation dessen, was die frühen Arcade Racer wie Virtua Racing oder Winning Run zu bieten hatten. All das in einem originalgetreuen Look und auf allen modernen Systemen, was kann da schief gehen? Wenig, wie sich mit Hotshot Racing herausstellte, wenngleich das Arcade-Rennspiel von Lucky Mountain Games und Sumo Digital sein ganz eigenes Problem hat.

Es ist nicht die Technik des Spiels, das mit seinem Lo-Polygon-Look absolut überzeugend aussieht. Woanders streben Studios nach fotorealistischer Grafik, während Hotshot Racing mit seinem minimalistischen Design einfach nur fabelhaft sauber und nach Spaß aussehen will. Ein Look, der auf einem 4K-Fernseher nicht weniger Wirkung entfaltet. Hinzu kommt, dass es flüssig und problemlos 60fps mit läuft. Dem Arcade-Fahrspaß steht somit nichts im Weg.

Das Problem, das Hotshot Racing hat, ist, dass es den alten Klassikern vielleicht ein bisschen zu sehr nacheifert. Es bietet im Grunde wenig, was ihr nicht bereits in dieser oder ähnlicher Form gesehen hättet. Dass es einen dauerhaften Eindruck hinterlässt, erscheint daher eher unwahrscheinlich. Was indes nichts daran ändert, dass ihr in der Zeit, in der ihr Hotshot Racing spielt, eine Menge Spaß damit habt.

Mit dem Gummiband über Retro-Pisten

Im Mittelpunkt des Geschehens stehen hier die vier Grand-Prix-Wettbewerbe, die sich über jeweils vier Kurse erstrecken und in drei Schwierigkeitsstufen daherkommen. Auf Normal ist das ein Kinderspiel für euch, Schwer stellt euch ein wenig mehr auf die Probe, ohne euch aber ein Bein zu stellen. Experte zieht dann zum Schluss ordentlich an und ihr habt eine echte Herausforderung, mit der Konkurrenz mitzuhalten. Rubberbanding ist dabei leider ebenso ein Thema, wenngleich es eine zweischneidige Angelegenheit ist. Fand ich das auf den beiden niedrigeren Schwierigkeitsgraden noch okay, um ein wenig gefühlten Wettbewerb zu haben, ist es auf Experte keine Freude, wenn die KI immer mithält, egal wie gut ihr vorne fahrt. Da kommt's dann auf die meisterhafte Beherrschung des Wagens und die Nutzung jeglicher Drift- und Boostgelegenheiten an, um Erfolg zu haben.

Driften werdet ihr häufiger. (Hotshot Racing Test)

Und es ist eine wahre Freude, hier um die Kurse zu brettern und durch jede noch so kleine Kurve zu driften, womit ihr eure Boost-Anzeige füllt. Ist einer der vier Boost-Abschnitte gefüllt, löst ihr den zusätzlichen Schub per Knopfdruck aus und sichert euch so in manchen Augenblicken einen entscheidenden Vorteil. Die KI agiert dabei durchaus aggressiv, schreckt vor Remplern nicht zurück und rammt euch zum Teil so, dass ihr euch bei einem Drift zu weit dreht und in der Streckenbegrenzung landet. Zum Glück passiert das nicht derart häufig, dass es frustrierend wäre, es kommt vereinzelt vor. In den meisten Fällen seid ihr gut damit beraten, dagegenzuhalten und euch zu wehren, ein paar Schubser haben noch keinem geschadet.

Im Gegensatz zu manch anderen Rennspielen, in denen ich so meine Probleme beim Driften habe, geht das hier wunderbar von der Hand. Einfach kurz den linken Trigger drücken und dazu den Stick bewegen, schon driftet ihr wie ein Weltmeister. Okay, das braucht ein paar Minuten beziehungsweise Kurven, bis die Feinheiten sitzen, im Großen und Ganzen sind der Einstieg und das Handling aber kinderleicht zu lernen. Somit ist Hotshot Racing, nicht zuletzt dank seines Splitscreen-Modus, ein guter Kandidat für ein wenig Couch-Koop-Wettbewerb.

Grand Prix schon durch? Dann jagt Bestzeiten!

Abseits der Grand-Prix-Wettbewerbe gibt es noch mehr zu tun. Ihr habt einen Time-Attack-Modus, in dem ihr versucht Geister anderer Fahrer zu schlagen. In einer weiteren Variante müsst ihr eine Mindestgeschwindigkeit halten, die mit fortschreitender Rundenzahl steigt, und in Räuber und Gendarm beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen Rasern und Polizei. Nimmt ein Raser zu viel Schaden durch die Polizei, explodiert er und verstärkt die Cops.

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Auf dem Papier gibt's noch eine ganze Reihe unterschiedlicher Fahrzeuge, die sich auf die acht unterschiedlichen Charaktere verteilen, die euch als Rennfahrer und Rennfahrerinnen zur Verfügung stehen. Sie haben verschiedene Werte in den Bereichen Balance, Drifts, Beschleunigung und Geschwindigkeit, wobei ich im Großen und Ganzen das Gefühl hatte, das vor allem die Beschleunigung die größten Auswirkungen zeigt. Davon abgesehen steuern sich die Vehikel ähnlich, ich bemerkte keine gewaltigen Unterschiede.

Ein Roger-Moore-Klon ist kein Ersatz für einen deutschen Fahrer

Die Charaktere präsentieren sich indes als Karikaturen verschiedener Länder und sind deutlich stereotyp gezeichnet, zum Beispiel der Roger-Moore-Verschnitt aka Millionärssöhnchen, der für Großbritannien in den Rennwagen steigt. Ein wenig schade ist, dass mehrere Nationen doppelt vertreten sind. Kein deutscher Fahrer? Das ist schon ein wenig enttäuschend, die Karikatur hätte ich gerne gesehen. Die Wagen ähneln indes ebenso realen Vorbildern wie zum Beispiel einem Porsche gut genug, um sie in den meisten Fällen zuordnen zu können. Offizielle Lizenzen gibt's natürlich nicht.

Das Spiel hat einen wunderbaren Retro-Look. (Hotshot Racing Test)

So überzogen wie die Charaktere stellen sich zugleich die Strecken dar, die in verschiedene Themengebiete aufgeteilt sind. Im Yachthafen rast ihr unter anderem durch einen gläsernen Tunnel und seht um euch herum Meerestiere, in der Wüste begegnet ihr einem UFO, die Bergregionen erinnern an die verschneiten Alpenregionen mit Schlössern, Kühen und Dörfern, während eine der Dschungelstrecken an Jurassic Park angelehnt ist und neben einem großen Tor, das sich zu Beginn des Rennens öffnet, Dinos neben der Straße zu bieten hat.

Hotshot Racing Test Fazit

Für einige Stunden gelingt es Hotshot Racing, seinen vollen Reiz zu entfalten und euch die volle Dröhnung Arcade-Fahrspaß zu verpassen - ihr merkt in dem Moment, wie mächtig Nostalgie wirkt. Nach einiger Zeit verfliegt die erste Begeisterung und ihr habt ein Arcade-Rennspiel, das seine Sache definitiv gut macht, technisch einwandfrei ist und inhaltlich vernünftig aufgestellt ist. Langfristig betrachtet sieht es dann ein wenig schmalspurig aus. Hotshot Racing fehlt diese eine Sache, die es zu einem Dauerbrenner macht. Es bleibt für eine bestimmte Zeit lang gute Unterhaltung und es steckt auf jeden Fall eine Menge Spaß drin, ob alleine oder mit anderen. Stellt euch aber darauf ein, dass dieses Gefühl ab einem bestimmten Zeitpunkt verfliegt. Möchtet ihr bis dahin in Erinnerungen schwelgen und noch einmal Arcade-Fahrspaß wie früher erleben, ist Hotshot Racing aber die überschaubare Investition von nicht ganz 20 Euro durchaus wert.


  • Entwickler / Publisher: Lucky Mountain Games, Sumo Digital / Curve Digital
  • Plattformen: PC, Xbox One, PS4, Nintendo Switch (getestet auf Xbox One)
  • Release-Datum: 10. September 2020
  • Sprache: Deutsch, Englisch und weitere
  • Preis: 19,99 Euro, auf PC und XBox One im Game Pass enthalten

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