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Hour of Victory

Endlich wieder Zweiter Weltkrieg

Der Zweite Weltkrieg war ein "guter" Krieg, zumindest in der Wahrnehmung eines Großteils der Weltöffentlichkeit. Mit einem echten Bösewicht wie Hitler gab es keinen Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Handelns und man kämpfte für eine gerechte Sache. So ist es kein Wunder, dass man in nahezu jedem Kriegs-Shooter immer nur die „Guten“ spielt, die ihr Leben für eine aufrechte, eine ehrenvolle Aufgabe hingeben. Die bösen Deutschen dagegen sind nur Staffage, deren Tod ein notwendiges Übel ist. Während also in modernen Kriegsfilmen wie Der Soldat James Ryan die Gegner ein Gesicht bekommen und als Menschen gezeigt werden, begnügen sich die meisten Spieleentwickler immer noch mit magerer Schwarz-Weiss-Malerei. Eigentlich ein trauriger Umstand, der aber die meisten Spieler nicht die Bohne interessiert. Tausende ziehen mit Freude nur als Amerikaner, Franzosen oder Engländer in den Krieg, was gibt also uns das Recht, darüber zu urteilen?

Es ist also unfair, sich gerade bei Hour of Victory über diesen Zustand zu beschweren. Die Feindbilder wurden nämlich vor allem in den beiden großen Serien Medal of Honor und Call of Duty zementiert. Hour of Victory ist nur ein mutiger Versuch mit ein paar neuen Ideen und einer wirklich schicken Grafik, ein Stück vom großen Kriegs-Kuchen ab zu bekommen. Szenario, Habitus und Spielprinzip gleicht der Konkurrenz und setzt sich zudem mit ein paar intelligenten Lösungen ab. Klar, Ihr spielt erneut lebende Helden, die die bösen Nazis an ihrer Weltherrschaft hindern müssen. Doch statt Level-Design im Schienenlook schenkt Euch Hour of Victory zumindest ein wenig Freiheit und lässt Euch immer wieder Entscheidungen treffen. Dabei ist nicht die Suche nach dem effektivsten Schießprügel gemeint, sondern die Art des Vorgehens und die Wahl der Angriffstaktik. So könnt Ihr an bestimmten Punkten entscheiden, mit welchem der drei Charaktere Ihr den Kampf fortsetzen wollt und von wo Ihr angreift.

Die Drei vom Schlachtfeld

Fast wie beim Taktik-Ableger Commandos Strike Force ist der Commando Major Ambrose Taggert auf Schleichtaktiken spezialisiert, kann Stacheldrähte durchschneiden – dadurch andere Wege gehen –, besitzt eine Schalldämpferpistole, hält aber wenig aus. Der Ranger Lt. William Ross ist der einzige Brite im Bunde und mimt hingegen den Mann fürs Grobe. Neben seiner gottgleichen Konstitution wirft er auch jede Menge TNT mit in die Waagschale, um den bösen Deutschen den Saft abzudrehen. Als letzter ergänzt Sgt. Calvin Blackbull die Runde. Der Scharfschütze kann mit einem einzigen Schuss aus seiner Waffe einer Fliege ein Auge herausschießen und sorgt so für viele verdutzte Wehrmachtsleichen. In unserem Probelevel in Nordafrika konnten wir die drei Haudegen Probe spielen und waren überrascht, wie angenehm unterschiedlich sich die drei Spezialisten anfühlten. Dank der Unreal Engine 3 gab es zudem schicke 3D-Modelle und Effekte zu bestaunen sowie ein herrlich unaufgeräumtes Schlachtfeld.

Hier wagt unser britischer Rambo ein kleines Tänzschen mit den bösen Buben.

Gerade mit den Leichtgewichten konnte man herrlich von Deckung zu Deckung springen und die intelligent agierenden Gegner einen nach dem anderen ausschalten. Als wir dann auf ein massives MG-Nest trafen, kamen endlich die Spezialfähigkeiten zum Einsatz. Mit Taggert suchten wir uns eine gemütliche Seitenstraße, entfernten den Stacheldraht und erledigten anschließend die MG-Crew mit unserer Pistole. Beim zweiten Durchgang mit Lt. Ross dagegen marschierten wir Deckung suchend auf die Verschanzung zu, zogen ein paar Handgranaten und verhalfen der Sandsackstellung zu einer neuen Innendekoration. Unser Scharfschütze hatte natürlich die geringste Mühe. Aus sicherer Entfernung wurde einfach jeder Trottel, der sich die MG schnappte, mit einem Kopfschuss ausgeschaltet. Simpel, aber effektiv. War dieses Hindernis überwunden, wartete als nächstes eine große Flakstellung. Mit unseren gerade frisch erlernten Fähigkeiten stellte die Besatzung aber kein großes Hindernis dar und wir halfen unseren Kameraden am Boden, in dem wir uns selbst hinter das Monstrum klemmten. Wie beim guten alten Moorhuhn zerlegten wir dann die Luftunterstützung der Deutschen in ihre Einzelteile. Kannten wir schon von Call of Duty, war aber trotzdem spaßig.

Viel Rumms und Bumms

Kein Weltkriegsshooter kommt ohne den guten alten Tiger-Panzer aus. Hoffentlich dürfen wir diesmal einen klauen.

Im nächsten Abschnitt durften wir endlich einen Panzer besteigen. Auch dass kennen wir von der Konkurrenz, doch mit einem gewaltigen Unterschied: Die Fahrt mit dem Metallmonster ist nicht ein eigenständiger Level, sondern wird direkt in den normalen Spielablauf integriert. Schießen Euch nun zum Beispiel die Deutschen den fahrbaren Untersatz unter dem Hintern weg, könnt Ihr immer noch zu Fuß weitermachen. Im fertigen Spiel seid Ihr dann auch viel häufiger mit Panzern und Jeeps unterwegs als bei Call of Duty und Co. Das Spiel lässt Euch so viel mehr taktische Optionen und dürfte lustigerweise vor allem Fans von Lost Planet begeistern. Genau wie dort bastelt sich jeder Spieler seinen eigenen Lösungsweg zusammen. Ein wirklich spannender Ansatz, der etwas Abwechslung in die dünne Zweite-Weltkriegs-Suppe bringt.

Für ein allumfassendes Urteil ist es natürlich noch viel zu früh. Nächsten Monat dürfen wir mit einer fast fertigen Version eine Runde drehen und berichten natürlich live von der Front, was sich getan hat.

Hour of Victory erscheint im Juni für die Xbox 360.

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