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House of the Dragon Folge 7 bereinigt endlich ein großes Übel und führt seinen besten neuen Charakter ein

Sie haben doch nicht vergessen, wie man Charaktere einführt.

Spoiler zu Folge 7 der zweiten Staffel House of the Dragon

Ich habe ja letzte Woche schon darüber geschrieben, wie sehr sich Addam, Hugh und Ulf bis hierhin wie Fremdkörper im Haus des Drachen anfühlten. Jede ihrer Szenen wirkte diffus und im größeren Kontext bedeutungslos – zumindest abseits des bloßen Zwecks hinaus, dass wir ein wenig Zeit mit ihnen verbringen. Für mich war das keine Art, einen neuen Charakter einzuführen, wirkte konstruiert und ja, sogar ein bisschen bequem, während die vielen kurzen Randszenen, in denen sie fast unbeteiligt öffentliche Ereignisse verfolgen (Essenslieferung nach King’s Landing, Zurschaustellung des toten Drachen, etc.), lassen diese Welt überdies unnötig klein erscheinen.

Auch machte es ein wenig vorhersehbar, was nun mit den Figuren passierte. Wir bekamen regelmäßig drei Figuren ohne jeden Einfluss auf den aktuellen Verlauf der Geschichte präsentiert, zwei davon mit stark angedeuteter, aber leicht erklärbarer Targaryen-Verwandtschaft. Es war klar, dass sie noch wichtig würden, zugleich war aber wenig interessant, was sie bis dorthin taten. Mit Folge fünf wurde dann deutlich, warum wir diese Langweiler erlebten: Es werden mehr Drachenreiter gebraucht. Es ergibt Sinn, diese Figuren auf diese Art einzuführen, aber es war nicht interessant erzählt und wirkte wie ein Mittel zum Zweck, um von A nach B zu kommen.

Jetzt geht's los!

Nun denn, mit dem Ende der unterhaltsamen siebten Folge sind wir bei B angekommen. Mit der Exposition dieser drei Akteure hinter uns, haben wir jetzt ein Trio weiterer Drachenreiter auf der Seite der rechtmäßigen Königin. Möglich, dass diese Schlenker es im Nachgang dann doch wert gewesen sind – klaro, “mehr Drachen = besser”! –, auch wenn ich sie alles andere als elegant fand. Ganz zu schweigen davon, wie unwahrscheinlich es rüberkommt, dass ausgerechnet der planlose Ulf als einziger Vermithors Blutrausch überlebt und zufällig als Silverwing vor die Krallen läuft und prompt von ihr erwählt wird. Aber wir werden sehen, was sie daraus machen. Die drei sind jetzt endlich in der Geschichte angekommen, so habe ich jedenfalls den Eindruck.

Und zugleich stellt Folge sieben auch klar, dass die Autoren immer noch sehr gut wissen, wie man Charaktere eindringlich einführt. Lord Oscar Tully macht in seinem ersten längeren Auftritt mächtig Eindruck, als er Daemon die Pistole auf die Brust setzt, seinen ergebenen Handlanger Willem Blackwood hinzurichten. Nachdem der junge Lord in Folge vier noch mächtig eingeschüchtert war, von Daemons Vorschlag, seinen bettlägerigen Großvater und Riverlands-Regenten Grover Tully das Leben zu nehmen, zeigt er in Episode sieben, dass er das Zeug zum Anführer und, ja, auch Manipulator hat.

Oscar Tully MVP!

Daemon einen Teil dessen zu geben, was er ersehnt, zugleich aber seine Position zu schwächen, indem er seine Fehlbarkeit eingesteht und einen hörigen Verbündeten opfert, war ein irrsinniges Powerplay. Ein Winkelzug, wie ihn nur große Strategen auf dem Kasten haben. Seine Figur ist unmittelbar interessanter als die Handlungsbögen, auf denen Addam, Hugh und Ulf bisher balancierten, und Archie Barnes spielt das meisterlich. Körperlich schwach, aber dennoch wehrhaft und nicht zu unterschätzen. Ich hoffe, wir sehen noch viel mehr von ihm. Gleichzeitig sind damit wohl Daemons Überlegungen beerdigt, Rhaenyra den Thron streitig zu machen. Wenn das weniger Harrenhal-Visionen bedeutet, bin ich schon zufrieden.

Nicht mehr beklagen können wir uns mittlerweile außerdem über die Frequenz, in der wir spektakuläre Drachen-Action geboten bekommen. Vermithors Gemetzel unter den hoffnungsfrohen Targaryen-Bastarden war eine Furcht einflößende Sequenz, die fast vergessen machte, dass wir es hier eigentlich mit einem nicht zu knapp politischen Drama zu tun haben. Die Erwählung von Hugh und Ulf entließ uns gegen Ende der Episode in einen triumphalen Moment, als Aemond und Vaeghar das erste Mal die Knie schlotterten, im Angesicht eines Quartetts stattlicher Drachen, die nicht zu Späßen aufgelegt schienen. Das war die Sorte vorgezogener Klimax, die man raufklettert, um mit Schwung ins Finale zu rauschen.

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