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House of the Dragon Season 2: Das Leben ist zu kurz für ein Finale wie dieses

Drachenzählen leichtgemacht.

Schwere SPOILER zu Folge 8 der zweiten Staffel House of the Dragon!

Gut, die kalte Dusche, dass diese Staffel nur acht Folgen haben würde, hat mir ja schon letzte Woche einer von euch hier in den Kommentaren verpasst. Ich war deshalb ziemlich besorgt, ob Season zwei einen starken Schlusspunkt finden würde. Zugegebenermaßen können wir uns für diesen Durchgang nicht über einen Mangel an Drachenaction beklagen, Trotzdem hätte ich schon noch gerne gesehen, wie der eine oder andere zentrale Charakter ein Lindwurm-förmiges Ende findet.

Diese Staffel fühlte sich wie ein steter Aufbau an, ein In-Position-bringen der Schachfiguren und ich sehnte mich nach irgendeiner Form wie auch immer gearteten Abschluss. Gerne auch etwas Vorläufiges. Es blieb beim Aufbau, der die nächste Season eine beispiellose Eskalation verspricht. Bis die aber kommt – von der Ersten bis zur Zweiten dauerte es zwei Jahre – hänge ich jetzt ziemlich in der Luft. Ich muss sagen, das hat sich nicht gut angefühlt. Zumal vieles gegen Ende dann doch gehetzt wirkte, weil wir überzeichnet wirkende Charaktere in kurzer Zeit kennenlernen – und das, obwohl keine Resolution in irgendeine Richtung greifbar war.

Was in Essos passiert, bleibt in Essos. Hoffentlich.

Tylands Bittstellerei in Essos wirkte auf mich wie eine ausgedehnte LARP-Session, Admiral Johar selbst für eine Piratin noch ein Stück zu jovial, ich war kurz nicht sicher, ob ich versehentlich bei der Time Bandits Neuverfilmung gelandet war. Ich habe das Buch zwar nicht gelesen und habe vernommen, dass Johar auch dort als exzentrisch beschrieben wird. Tonal hat die Regie da nach meinem Dafürhalten aber einen Aussetzer gehabt. Ähnliches spürte ich auch in allen Szenen mit Ulf-Beteiligung. Die signalisierten mir ein bisschen zu deutlich, dass er ein Drecksack ist. Es schien mir einfach nicht glaubwürdig, wie er sich in Gegenwart Hochgeborener verhielt.

Und dann war da mein anderes Reizbild, das Film und Serien in letzter Zeit viel zu häufig einsetzen: Charakterentwicklung per Vision, als Daemon sich von einer Vorschau auf den nahenden Winter – und damit die Game of Thrones-Ereignisse – dazu bewegen lässt, sich samt gewaltiger Armee endlich auf Rhaenyras Seite zu stellen. Die Show hat auf diesen Moment hingearbeitet, schon klar, aber ich finde solche pseudomagischen Läuterungen immer schwer bequem. Ach, ich mecker’ schon wieder die ganze Zeit. Dabei ist durchaus auch schwer Interessantes passiert – wozu ich letztlich auch Daemons Entscheidung zähle.

So war etwa Aegons Abgang zusammen mit Larys ein smarter Konter, wenngleich unbewusst, auf Alicents Verrat. Deren Treffen mit Rhaenyra war mal wieder ein Highlight, was vor allem am Kaliber der Schauspielerinnen liegt. Als Rhaenyra bestimmt und kompromisslos erneut einen Sohn für einen Sohn fordert, und Aegon meint, geht einem die Strenge der Königin durch Mark und Bein. Kraftvoll der Moment, als Alicent, am Boden zerstört, realisiert, daran führt kein Weg vorbei. Da fällt plötzlich auch alle Stärke von Rhaenyra ab und das Mitgefühl mit ihrer einstigen Freundin tritt zutage, ihre Augen füllen sich mit Tränen und ich auch mir entlockte das eine vergleichsweise heftige Gefühlsregung.

Die Androhung großer Ereignisse

Ich mag auch, dass wir endlich den lebensmüden Ser Criston zurückhaben, dessen Team-up mit Alicents Bruder Gwayne immer spannender wird. Und natürlich ist da der Helaena, die mit ihrem Drachen Dreamfyre eine wichtige Kriegsressource ist, aber nicht auch nur daran denken würde, auf dessen Rücken in die Schlacht zu ziehen. Ich mag, wie Aemonds gemeines Grienen in diesen Szenen komplett einer bislang an ihm nicht gesehenen Verzweiflung weicht.

Es ist ziemlich effektiv, wie sich alles aufrafft, wie wechselweise an unerwarteten Orten plötzlich Konfrontationen entstehen oder aufgelöst werden. Es herrscht irrsinnige Aufbruchstimmung, und Lust auf Eskalation, auf dass sich endlich wieder so etwas wie Frieden und Gerechtigkeit herrschen möge. Allein, wir sehen nur den Anfang der Bewegung, die Ankündigung großer Dinge…, auf die wir jetzt eine ganze Weile warten müssen. Ich bedaure das. Wir habt ihr es empfunden?

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