How to Survive - Test
Prädikat: Unnötig
Ich kann Indie-Entwickler langsam nicht mehr ernst nehmen, sobald sie sich dem ausgelutschten Zombie-Genre verschreiben, nur um den überraschenderweise noch immer anhaltenden Boom auszunutzen. Aber wie soll man es ihnen aus finanzieller Sicht übel nehmen, wenn sich selbst die größten Gurken wie War Z problemlos verkaufen?
Warum müssen es immer Zombies sein?
Ja, es gibt den einen oder anderen Ausreißer, der die Regel bestätigt. Doch mir kann niemand erzählen, dass sich die meisten Entwickler aus reinem Interesse mit Zombies befassen. Es scheint eher ein bloßer Ersatz für gute Ideen zu sein und spiegelt sich in vielen seelenlosen Produkten wieder, die wie eine Seuche aus dem Boden sprießen. Ihr habt es sicherlich schon erraten: How to Survive fällt genau in diese Kategorie Spiel!
"Geht weiter, hier gibt es nichts zu sehen!", würde ich euch am liebsten wie ein Mordkommissar am Tatort zurufen "Es ist tot. Keine Rettungsmaßnahmen möglich." Doch so leicht ist es nicht. Immerhin wollt ihr gute Gründe hören, warum ihr diesen Titel meiden und schnell wieder vergessen solltet.
Eigentlich basiert How to Survive auf einer interessanten Kombination. Ein für Hack-and-Slay typisches Kampfsystem verbunden mit dem Überlebensprinzip aus Lost in Blue. Gestrandet auf einer Insel kämpft ihr gegen Zombies, nachtaktive Monster und eure körperlichen Bedürfnisse. Daraus hätte man vielleicht sogar ein ordentliches Spiel machen können. Getrieben von Angst durch den dichten Inseldschungel hechten und nach lebenswichtigen Ressourcen suchen, während sich nur noch drei Kugeln in eurem Magazin befinden. Klingt doch großartig!
Hm, bin ich schon wieder eingeschlafen?
In der Realität sieht es weniger spannend aus. Denn How to Survive stellt euch keine richtigen Herausforderungen. Wegen der kleinen Gebiete braucht ihr nie länger als eine Minute, um an Wasser, Essen oder Heilkräuter zu gelangen. Recht schnell verwandelt sich das aufregende Konzept in eine langweilige Notwendigkeit, die den stumpfen Ablauf zwischenzeitlich unterbricht. Im Grunde klappert ihr auf jeder Insel ein paar Punkte ab und sucht nach Objekten, die euch bei der Rückreise helfen.
Selbst das Craftingsystem, bei dem ihr knapp 30 Objekte basteln könnt, verkommt total im Designschlamassel. Warum sollte ich all die schönen Dinge bauen, wenn meinem Gewehr nie die Munition ausgeht? Spürt ihr dennoch den MacGyver in euch, braucht ihr nicht auf die Zombies neben eurem Charakter achten. Netterweise pausiert das Spiel beim Bauen neuer Tötungswerkzeuge. Super, so geht auch noch der letzte Nervenkitzel flöten. Zwischenzeitlich musste ich das Spiel erneut auf dem höheren Schwierigkeitsgrad beginnen, um überhaupt irgendeine Art von Taktik zu rechtfertigen.
Recht schnell verwandelt sich das aufregende Konzept in eine langweilige Notwendigkeit, die den stumpfen Ablauf zwischenzeitlich unterbricht.
Sogar die ansonsten so schaurige Nacht verwandelten die Entwickler in einen angenehmen Spaziergang. Warnen euch die ersten Charaktere mit ihren grausigen Stimmen noch vor den nächtlichen Kreaturen, verfliegt nach dem ersten Sonnenuntergang euer Schrecken schlagartig. Die Viecher reagieren nämlich allergisch auf Licht. Da Stöcke nun mal mehrere Minuten brennen und ihr notfalls immer eine Taschenlampe bei euch tragt, haltet ihr die Biester so problemlos auf Abstand. Ironischerweise erwartet euch die einzige Gefahr bei den Safehäusern. Irgendein Schlaumeier hielt es für eine gute Idee, die Barrikaden mit einer gigantischen Sirene auszustatten, die prompt eine Zombiearmee zu euch lockt.
Dieser Idiot hört auf den Namen Kovac und ist Zentrum der wenigen lichten Momente, des Spiels. Überall findet ihr kleine Hefte eines Survival-Guides von Kovac, der euch die Einzelheiten des Spiels in einem amüsanten Akzent näherbringt. Leider beißt sich der überspitzte Ton mit dem restlichen Abenteuer, in dem euch andere Überlebende melodramatisch die Ohren zuheulen. Thema verfehlt. Setzen, sechs!
Seid ihr von der recht kurzen Kampagne endgültig gelangweilt, könnt ihr die Trauer in mehreren Herausforderungen fortführen, die bloß eure Nerven weiter strapazieren. Um etwas Spaß zu haben, zwingt ihr einen Freund zu euch auf die Couch oder spielt online mit ihm zusammen. Obwohl, ich kann es nicht wirklich Spaß nennen. Eher geteiltes Leid.
How to Survive gehört in eine Buchsammlung, betitelt 'Spiele, die die Welt nicht braucht'. Darin befindet sich dann auch der Haufen anderer Zombie-Spiele, die unbeholfen populäre Titel kopieren, und nur mit dem Zauberwort auf sich aufmerksam machen wollen. Mittlerweile solltet ihr genügend Zombie-Futter zur Auswahl haben, sodass ihr nicht zu How to Survive greifen müsst. Belohnt nicht noch eines dieser Spiele und tragt so vielleicht euren Teil dazu bei, dass sich der Trend endlich auf die wenigen Titel beschränkt, die mit dem Thema interessante Dinge anstellen.