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Hunted: Die Schmiede der Finsternis

Generischer Name, gutes Spiel?

Trotz spannendem Line-Up und schicker Location gab es beim Bethesda-Event einen kleinen, aber entscheidenden Nachteil: Man konnte keinen der Titel selbst anspielen. Bei einem Fallout: New Vegas macht das angesichts der beibehaltenen Spielmechanik keinen großen Unterschied, bei einem komplett neuen Titel wie Hunted dagegen schon. Denn der auf der Unreal Engine 3 basierende Koop-Dungeon-Crawler wirft insbesondere beim Nahkampf Fragen auf. Das Schießen mit dem Bogen und die dazu passende Cover-Mechanik wurde direkt bei Gears of War und Co. entliehen. Aber bietet das Metzeln in der Schulterperspektive genug Tiefgang, um langfristig zu begeistern?

Immerhin bekamen wir bei der zweiten Präsentation einen weiteren Level, mehr Details zu den Waffen und eine kleine Portion Story geboten. Und mal ganz abgesehen von dem etwas sperrigen Namen und den doch sehr generischen Hauptdarstellern sieht der Titel zumindest optisch recht ordentlich aus. Designtechnische Überraschungen erwarten euch abseits von Riesenspinnen, Skelettkriegern und Orks zwar nicht, dafür sind die Texturen knackscharf, die Charaktermodelle überraschend detailliert und die Effekte auf dem neuesten Stand. Vor allem was Größenverhältnisse angeht, macht der Titel von inXile einen guten Job. Einstürzende Altbauten, Riesengegner und wunderschöne Landschaften bieten genug optische Anreize, um Fantasy-Fans in ihren Bann zu ziehen.

Auch bei der Inszenierung machen die amerikanischen Entwickler rund um den Bard's Tale Schöfer Brian Fargo alles richtig. Viele gut geschnittene Zwischensequenzen, knackige One-Liner und eine gut abgestimmte Chemie zwischen den Charakteren treiben die Geschichte voran. Diesmal geht es bis zur ersten Mission zurück. Krieger Caddoc und Elfin Elara sind gerade ausgezogen, um den mysteriösen Death Stone zu finden, ein mächtiges Artefakt, das die Geister der Verstorbenen zum Leben erweckt. Als sie endlich in einem verlassenen Tempel tief in einem düsteren Dschungel fündig werden, wagen sie das Unglaubliche: Elara greift einfach zu und reißt das bedrohlich grün glühende Etwas aus einer Fassung, woraufhin die gesamte Anlage zu Beben beginnt.

Von Caddoc mit Blitzen aufgeladen, macht Elara gleich doppelt so viel Schaden.

Gehetzt fliehen sie vor der Zerstörung. Säulen stürzen ein, massive Felsen werden aus der Verankerung gerissen und mit letzter Kraft erreichen sie das Auge im Sturm. Ein Plateau mit zwei gewaltigen Statuen, die nach kurzer Zeit mit Energiestrahlen Skelette zum Leben erwecken. Ein harter Kampf mit den Klappergestellen beginnt. Elara jagt von der Balustrade Pfeil um Pfeil in die verrotteten Köpfe und löst damit einen schicken Zeitlupen-Finishing-Move nach dem anderen aus.

Caddoc befindet sich währenddessen mit seinem Schwert im Nahkampf. Zerfetzt mit leichten Attacken Knochen, schlägt mit schweren Hieben Schwerter zu Bruch und trennt mit Kombo-Angriffen knochige Gliedmaßen ab. Zusätzlich kann er mit einem Schild-Bash Gegner betäuben oder sie über die Deckung hinweg erstechen. Die Kamera zoomt dabei leicht heran, passt sich also dem Level, eurer Waffe und den Gegnern an – insgesamt gibt es sechs Kamera-Perspektiven. Auf einmal tritt ein leuchtendes Skelett durch einen Torbogen und bemannt eine Balliste. Dicke Geschosse jagen auf die Helden zu, die eigenen Pfeile bleiben dagegen in einem Energiefeld hängen.

Also lädt Caddoc Elara mit seinem Blitzzauber auf. Sie zielt, lässt den elektrisierten Pfeil fliegen und knackt mit einem Funkenregen den Schutzschild. Ein weiterer Treffer genügt und der Untote ist Geschichte. Doch der Gegnerstrom hört nicht auf. Immer mehr Skelette werden von den Gargoyle-Statuetten aus dem Boden gezaubert und machen sich klappernd daran, die Helden in die Zange zu nehmen. Das KI-Verhalten unterscheidet sich im Kampf übrigens je nachdem, mit welchem Kämpfer ihr in die Schlacht zieht. Eine KI-Elara bleibt eher im Hintergrund, während ein KI-Caddoc auf Frontalangriff geht. Falls euer Computer-Partner mal hängenbleibt, wird sie am Ende des Levels direkt an den Ausgang teleportiert.

Kein Design-Wunder, aber stimmungsvoll: Die Skelettgrube.

Es gibt nur eine Möglichkeit, aus der Falle zu entkommen: Die verzauberten Steinwesen müssen fallen. Doch wie? Das Spiel gibt euch einen Hinweis, zoomt auf die frei gewordene Ballista. Elara kappt mit ihrem Pfeil ein Seil, schwingt sicher hinüber, bemannt das Geschütz und hebt die mystischen Kunstwerke mit zwei gezielten Schüssen aus den Angeln.

Danach herrscht erst einmal Ruhe, bis der Death Stone anfängt zu vibrieren. Ein Geist erscheint auf dem Schlachtfeld und erzählt von einer gewaltigen Schlacht. Die Skelette waren einmal stolze Krieger, die genau an dieser Stelle ihr Leben ließen. Jahrzehnte wanderten sie ruhelos umher, nun aber finden sie endlich ihren verdienten Schlaf. Als Belohnung für diese Tat verrät der Geist ein Geheimnis: Ihr König führte eine magische Axt in den Kampf, die nicht weit entfernt in einem Grab auf ihren Einsatz wartet. Caddoc und Elara können ausziehen, um diese mächtige Waffe zu erringen, oder weiter der Story folgen.

Ein Gedicht weist ihnen den Weg. Eine kleine Pyramide, umgeben von Fackeln, ragt aus einem dunklen Sumpf. Nur wer das Licht bringt, darf sie betreten. Elara entzündet deshalb ihren nächsten Pfeil und beginnt die Lichtquellen zu aktivieren. Nach drei Treffern steigt ein steinerner Weg aus dem brackigen Wasser empor und Caddoc kann sich endlich das glühende Mordinstrument schnappen. Erste Probeattacken an ein paar vorwitzigen Wächtern zeigen, wie mächtig die Waffe ist. Trotzdem soll man auch mit der Standardwaffe im weiteren Verlauf keine Probleme bekommen.

Nach einer weiteren Horde Skelettkrieger – keine Sorge, im fertigen Spiel soll es noch deutlich kreativere Gegner geben – erreichen Eiweisblase und Segelohr ein weiteres Rätsel. Ein gewaltiger Steinkopf möchte, dass ihr ihm helft. Eine simple Aufgabe: Abwechselnd auf Schalter stellen, eine Brücke über einen Abgrund entstehen lassen und sich dann durch einen abfließenden Teich hindurch in den nächsten Raum schleichen. Hier erwartet die Helden absolute Dunkelheit. Nur von magischen Attacken beleuchtet, metzeln sich die beiden immer weiter, bis sie auf einen beleuchteten Altar samt Schwert treffen. Eine Falle? Kaum schießen die Gedanken durch meinen Kopf, bricht ein gewaltiges Spinnenwesen aus der Wand und zieht Caddoc in die Tiefe. Game Over.

Abschließend gab es noch das übliche Frage- und Antwort-Spiel mit einigen interessanten Informationen: So soll die KI vor allem Zauber einsetzen, in die ihr besonders viel Kristalle im Aufrüstbildschirm investiert habt. Außerdem bietet jede Magie-Attacke eine andere Koop-Funktion. Ihr ladet euren Kollegen auf, schützt ihn vor Angriffen oder helft ihm bei einem Rätsel. Die Spielstruktur ist dabei grundsätzlich linear, es gibt aber immer wieder Abzweigungen wie bei der magischen Axt. Die Erforschung der Gewölbe steht trotz der stringenten Inszenierung weiter im Vordergrund. Den Rest gibt es dann hoffentlich zur gamescom bei einem ausführlichen Hands-On.

Mit ein paar neue Infos, frischen Eindrücken und dem Gefühl, dass Hunted auch mit dem seltsam dämlichen Namen ein ganz großer Spaß wird, komme ich vom Event zurück. Leider fehlte wie schon bei Brink und RAGE die Hands-On-Erfahrung, um den Ersteindruck abzurunden. Mir bleibt nicht anderes übrig, als auf den nächsten Termin zu warten. Schade, denn was es bisher zu sehen gab, klingt zumindest für Action-Fantasy-Fans ganz interessant. Vielleicht nicht der ganz große Wurf, aber gerade mit der Koop-Mechanik vielleicht ein spaßiger Zeitvertreib, der euch für ein paar Stunden in eine Welt voller Wunder und brachialer Action entführt.

Hunted: Die Schmiede der Finsternis erscheint im ersten Quartal 2011 für Xbox 360, PS3 und PC.

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