Hunted: The Demon's Forge
Sehr, sehr gute Idee
Dichte Nebelschwaden ziehen durch das kleine Städtchen Dyfed. Keine Menschenseele bevölkert die Straßen, stattdessen liegen Leichen am Wegesrand und klagen stumm die beiden Helden an. Die Elfin Elara und ihr menschlicher Krieger-Freund Caddoc wurden gerufen, um nach dem Rechten zu sehen und finden nur Tod und Verderben.
Kaum nähern sie sich dem ersten Opfer, bricht ein Ork durch eine Hauswand, stürzt sich auf die erstbeste Leiche und reißt ihr mit einer fließenden Bewegung das Herz heraus. Geschockt reagiert das ungleiche Duo zu spät. Das seltsame Wesen stößt einen markerschütternden Schrei aus und rennt panisch davon. Vorbei an brennenden Gebäuden, hinab in die Kanalisation.
Die Bogenschützin und der Nahkämpfer stürzen hinterher, durch zerfallene, feuchte Kanäle, durch einen Riss in der Wand mitten in einen gewaltigen Höhlenkomplex und in einen Hinterhalt. Das Wesen hat Verstärkung gerufen und die blutverschmierten Gesichter verzerren sich vor Freude auf ein blutiges Gefecht. Geschickt wirft sich Elara hinter eine hüfthohe Mauer und beharkt die Angreifer mit gezielten Pfeilen, die die Monster bei jedem Treffer ein paar Meter zurückwerfen.
Caddoc stürmt in den Nahkampf, lässt sein dickes Bastardschwert fliegen und blockt die Angriffe mit seinem Lederschild. Er hackt Arme ab, schlitzt Bäuche auf und durchbohrt Herzen. Kurz bevor ihm ein Ork in den Rücken fällt, stößt Elara einen Blitz aus und kocht das Gehirn des Monsters. Nach gerade mal fünf Minuten ist die Auseinandersetzung zu Ende. Beide Helden sind blutüberströmt und erschöpft. Doch was ist hier passiert, wer steckt dahinter und wie kann man es aufhalten?
Ein ungewöhnliches Fantasy-Abenteuer hat begonnen, das mit seinen Features überrascht. Koop, Schulterperspektive, Deckungssystem. InXiles Dungeon-Brawler erdacht von Interplay-Veteran Brian Fargo mischt geschickt die Gears-of-War-Spielmechanik mit Fantasy-Elementen und einer pompösen Inszenierung. Eine einfache Mischung, bei der man sich fragt, warum noch niemand vorher darauf gekommen ist. Ein ambitioniertes Next-Generation-Projekt, das ohne große Erwartungen für die erste echte Überraschung in diesem noch jungen Spielejahr 2010 sorgt.
Hunted: The Demon's Forge heißt dieser ungewöhnliche Ansatz, den wir live in München vorgeführt bekamen. Ganz wie bei dem damals bahnbrechenden Hack oder moderneren Varianten wie Dungeon Master, Eye of the Beholder oder Torchlight müsst ihr euch zu zweit immer tiefer bis zur namensgebenden Dämonenschmiede vorarbeiten. Doch keine Sorge: Ihr bewegt euch nicht die ganze Zeit in dunklen Höhlen und Gängen. In einer Welt ohne physikalische Gesetze betretet ihr immer wieder weitläufige, sonnendurchflutete Ruinen, schlagt euch durch dichte Urwälder und tödliche Tempel. Unterstützt durch die Havok-Physik-Engine, entsteht eine fantastische und doch glaubhafte Welt, die dank Unreal Engine 3 für einige beeindruckende Panoramen sorgt.
Komplett auf schnelle Action ausgerichtet, wurde die Rollenspiel-Komponente stark zurückgeschraubt. Beide Hauptfiguren besitzen zwar eine unterschiedliche Spezialisierung – Fern- beziehungsweise Nahkampf -, können im Notfall aber auch mit Magie zuschlagen. Die Entwicklung der Spielfiguren läuft über ein einfaches Skillsystem.
Ihr investiert spezielle Energiescherben in verschiedene Fähigkeiten, müsst euch aber keine Gedanken um Attribute oder ähnlichen Kleinkram machen. Neben ein paar Tränken finden die Helden nur ein paar frische Waffen und spezielle Steine, um sich weiterzuentwickeln. Hunted ist kein Diablo-Verschnitt, sondern ein waschechtes Actionspiel, das sich nur bei ein paar Rollenspielen bedient.
Auch die Story wurde auf das Wesentliche reduziert. Euer Auftraggeber ist das Geisterwesen Seraphine. In einer Vision hat sie euch als wichtige Figuren identifiziert und euch auf diese läuternde Reise geschickt. Euer Ziel: Die namensgebende Dämonenschmiede zu vernichten. Ein Auftrag, den ihr mit der KI oder mit einem Freund per Online-Verbindung erfüllen könnt. Solokämpfer können außerdem nach jedem Abschnitt die Rolle wechseln. Ein nettes Feature, das ruhig Schule machen darf. Auf einen Splitscreen-Modus wird verzichtet, im Gegenzug könnt ihr online die weitläufigen Level relativ unabhängig erkunden und euch so ständig gegenseitig unterstützen.