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Hydrophobia

Ertrunken in Ambitionen

Der eingefärbte Bildschirm nervt ebenfalls bei den Kämpfen. Egal wie viele Schüsse ihr einsteckt, der Farbton bleibt gleich, so dass ihr euch nie sicher sein könnt, ob der nächste Treffer der letzte ist. Hinzu kommen die plötzlichen Bildschirmtode, denen ihr wehrlos ausgesetzt seid, falls ein Fass hinter euch explodiert, das ihr nicht seht.

Auch das eigentliche Kampfsystem ist eine Katastrophe. Zuerst einmal geht Kate nur widerspenstig hinter Wänden in Deckung, während die Gegner sie von allen Seiten beschießen - und das auch nur, wenn ihr die Pistole, eure einzige Waffe, ausgerüstet habt. Ansonsten hüpft sie treudoof über das Geländer und mitten hinein in den feindlichen Kugelhagel. Das die Checkpoints bei solchen Momenten des Öfteren viel zu weit auseinander liegen, hilft dem Bluthochdruck nicht gerade. Selbst bei einer geringen Spielzeit von vier Stunden musste ich zwischendurch Pausen einlegen, um das Pad nicht wegen Aggressionen an die Wand zu klatschen.

Einen Großteil dazu trägt eure lausige Pistole bei, die ausschließlich Betäubungsmunition verschießt, bevor ihr in der zweiten Hälfte tödliche Kugeln erhaltet, die ihr allerdings eher selten aufstöbert. Daher bleibt euch die meiste Zeit bloß die unpraktische Betäubungsmunition. Feuert entweder kurze Schüsse ab, um so Scheiben zu zerschießen sowie Fässer in eine bestimmte Richtung zu schleudern, oder ladet die Wumme auf, damit ihr feindliche Soldaten durch kräftige Explosionen zum Tod verhelft, indem ihr auf verschiedene Objekte feuert.

Ohne explosive Fässer oder Stromkästen in der Nähe ist der Kampf die reinste Quälerei.

Eigentlich sollt ihr so perfekt die Umgebung zu eurem Vorteil einsetzen, was meist nicht möglich ist, falls ein Malthusian ohne ein explosives Objekt in der Nähe vor euch steht. In solch einem Fall bleibt euch nichts weiter übrig als in mehrmals zur betäuben, bis er im Wasser ertrinkt. Einen Nahkampfangriff besitzt Kate nämlich nicht.

Die Klettereinlagen zwischen den Kämpfen verursachen gleichermaßen Kopfschmerzen. Kate bewegt sich zu träge und reagiert auf die Tasteneingaben eher nach dem Zufallsprinzip. Das strapazierte meinen Geduldsfaden in einigen Momenten, da ich zehnmal an dieselbe Stange springen musste, bevor sich Kate überhaupt festhielt. An einer Stelle bin ich sogar nur mit Glück weitergekommen, da einer der vielen Bugs meine Heldin ein paar Meter in die Luft schleuderte und ich genau bei der gewünschten Kante landete. Andere Fehler dieser Art sorgten unter anderem dafür, dass ich die Kamera für eine knappe Minute nicht bewegen konnte oder alle Feinde ziellos herumliefen.

Sollten euch diese ganzen Schnitzer nicht zum Wahnsinn treiben, langweilt euch sicherlich der stets gleiche Spielablauf. Ihr gelangt in einen neuen Bereich, tötet ein paar Gegner und findet so einen Schlüssel. Mit diesem sucht ihr die Wände in der Ego-Perspektive nach gelben Pfeilen ab, um einen Code für die nächste Sicherheitstür zu finden. Als Auflockerung hackt ihr euch durch ein kurzes Mini-Spiel in ein Terminal oder klettert an Rohren durch die sterilen Hallen. Gähn.

Kate auf der verzweifelten Suche nach dem Spielspaß.

Das Ende vom Lied ist ein großes Projekt mit einem guten Ansatz, das von der Überzahl an Fehlern in den Schatten gestellt wird. Freut man sich zu Beginn noch über die tollen Wassereffekte und die für einen Arcade-Titel überragende Grafik, gewinnt der Frust spätestens nach der ersten halben Stunde die Oberhand, da bis auf die HydroEngine wirklich alles verbockt wurde.

Das Kampfsystem ist eine Katastrophe, Kate steuert sich besonders bei den Klettereinlagen viel zu träge und die Tatsache, dass eine Sauerstoffanzeige beim Tauchen fehlt, setzt dem Ganzen die Krone auf. Ich bin mir zwar sicher, dass es unter euch den ein oder anderen gibt, der über all die vielen Mängel hinwegsieht, doch ich dachte beim Testen ständig an die vielen anderen Titel, die ich in diesem Moment lieber spielen würde, und empfand den Abspann daher als reine Befreiung.

Vielleicht nehmen sich die Entwickler die Kritik für den nächsten Teil der geplanten Trilogie zu Herzen und verwandeln das heillose Chaos in das freudige Abenteuer, das dem Ansatz gerecht wird. In seiner jetzigen Form solltet ihr Hydrophobia lieber meiden, so Leid es mir auch tut.

Hydrophobia steht ab sofort für 1.200 Microsoft Points auf Xbox Live zum Download bereit. Umsetzungen für PS3 sowie PC sollen folgen.

3 / 10

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Björn Balg Avatar
Björn Balg: Freier Autor und wahrscheinlich der letzte Mensch ohne einen Facebook-Account. Liebt Trash und verbringt zu viel Zeit mit dem Ansehen von Katzenvideos.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

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Hydrophobia

Xbox 360

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