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Hyperkin X91 Xbox One / Windows Controller - Test

Klein. Aber auch fein?

Die kleine Form ist eine rare Alternative und da ist einiges, was man mögen kann. Aber Steuerkreuz und vor allem Trigger ruinieren viel.

Hier ist ein kleiner Exot: Der Hyperkin X91 Xbox One Controller. Hyperkin ist in Retro-Kreisen ein relativ großer Name, schon allein für ihre Retron- und SupaBoy-Retro-Konsolen, aber auch als Lieferant für SNES- oder N64-Repro-Controller mit USB-Anschluss und ähnliche Dinge. Der X91 gehört nicht direkt in diese Kategorie, weil es von den Funktionen her ein hundertprozentig komplett bestückter, moderner Controller für die One und auch den PC ist. Seine Form jedoch soll bewusst an einen SNES-Controller oder überhaupt eher ein Retro-Modell erinnern. Vor allem aber ist es spannend, weil es so ziemlich der einzige Controller für die One ist, der ernsthaft von der üblichen Form abweicht und vielleicht für Leute mit kleineren Händen oder für Kinder ganz interessant sein könnte. Wenn er denn was taugt.

Handlich. Und erinnert irgendwie wirklich ein wenig an SNES-Zeiten.

Der erste Eindruck zeigt eine seltsame Differenz zwischen der recht hochwertigen Box und dem Controller, der da rausfällt. Ich habe hier die weiße Version liegen, vielleicht ist es bei der roten oder schwarzen Variante anders, aber das weiße Oberflächenmaterial hat einen extrem billig wirkenden, matten Look. Einen ganz seltsamen, der mich an irgendwelche billigen Drittanbieter-Produkte aus den alten Super-Nintendo-Tagen erinnert, aber ich kann es einfach nicht einsortieren, woher ich dieses Material kenne. Zum Glück ist es mehr das Aussehen, das zumindest mich abschreckt und sicher auf niemanden übertrieben "premium" wirken dürfte. Die eigentliche Haptik der Oberfläche ist leicht angeraut und nicht unangenehm. Außerdem macht es alles einen durchaus stabilen Eindruck, nichts verzieht sich, nichts klappert. Das Gewicht ist passend zur kleinen Größe extrem gering, etwa so schwer wie ein alter PS2-Controller oder sogar noch darunter.

Die Trigger gehen für einen so kleinen Formfaktor sehr weit nach unten.

Ihr habt ansonsten das volle Feature-Set. Natürlich ist der X91 nicht kabellos, beim Preis von etwa 35 Euro auch nicht zu erwarten, hat alle Tasten, die ein Xbox One Controller so hat und unterstützt auch Headsets an einem Audio-Klinkeneingang. Das Kabel ist mit fast drei Metern nicht zu kurz bemessen und die Kompatibilität scheint gegeben: Weder Windows 10, noch die Xbox One hatten irgendein Problem mit der Erkennung. Es gibt aber Leute, die mit Verbindungsproblemen bei Rasperry-Pi-Geräten berichteten, ich kann nur sagen, dass der X91 an einem Nvidia Shield funktionierte, an einer PS4 nicht. Letzteres ist keine große Überraschung, ich weiß. Insoweit, alles drin, alles dran, auf zum Spielen.

Die Form selbst ist, was die Ergonomie angeht... Für große Hände ist es gewöhnungsbedürftig. Eine längere Session Destiny war zum Ende hin dann fast schmerzhaft, da ihr den Controller mangels der Hörnchen unten nicht wirklich greifen könnt, aber die Daumen auf den Sticks balancieren müsst. Bei einem Super-Nintendo-Pad, was der Form ja ungefähr nahekommt, liegt der Daumen auf einem flachen Steuerkreuz, die Bewegungen gehen nur über Millimeter, weil der Weg eins solchen Kreuzes natürlich sehr kurz ist. Ein Stick ragt fast einen Zentimeter nach oben und hat weite und natürlich auch analoge Wege. Dadurch entsteht mehr Bewegung in der ganzen Haltung des Controllers, an die man sich erst mal gewöhnen muss. Wie gesagt, wenn man große Hände hat. Kurze Feldstudien mit Kindern ergaben, dass denen das leichte Gewicht und auch die Form ganz gut gefiel und sie den X91 auch sicherer greifen konnten.

Innen macht alles einen sehr sauber verarbeiteten Eindruck.

Das D-Pad liegt dagegen für große Hände viel bequemer als das klassischer Controller. Relativ weit nach innen geschoben, ruht der Daumen sehr natürlich darauf und auch dem rechten Stick tut diese Positionierung gut. Die Benutzung der vier Front-Knöpfe ist kein Thema, es sind ja keine wackeligen Sticks. Lediglich die Start-Taste ist hinter dem rechten Stick etwas schwer zu erreichen, hier hätte es beiden Tasten gutgetan, sie ein wenig mehr nach außen zu schieben.

Die Mikroschalter für die Tasten sind tadellos.

Der Druckpunkt der vier Knöpfe ist recht hart und direkt, aber nicht unangenehm und sehr zuverlässig, die Größe der Buttons ist unauffällig - nicht zu groß, nicht zu klein, guter Abstand zueinander. Das Steuerkreuz wiederum macht keinen wirklich guten Eindruck. Es fühlt sich auch nach Stunden noch steif, bei Viertel- und Halbkreisbewegungen fast schon hakelig an. Zumindest reagieren die Schalter darunter zuverlässig, aber zwei Stunden mit Thunder Force 4 waren eine relativ schmerzhafte Erfahrung. Die Sticks dagegen, sieht man mal davon ab, dass ein klein wenig Polsterung am Rand nett gewesen wäre, um den lauten Anschlag an das Plastik der Hülle abzumildern, sind tadellos. Etwas zu leichtgängig für meinen persönlichen Geschmack, aber der Widerstand ist präzise und linear über den ganzen Bereich.

Die echten Probleme des X91 beginnen an den Zeigefingern, die die Schultertasten und Trigger erreichen müssen. Bei der natürlichen Handhaltung liegen sie leider weder auf dem einen noch dem anderen, sondern auf drei oder vier Millimeter Plastik dazwischen. Der Weg nach oben auf die Schultertasten ist etwas leichter, ihr könnt die Finger relativ leicht darauf liegen lassen und wäre das ein Super Nintendo, an dem der X91 hängt, gäbe es auch kein Problem. Die Trigger jedoch sind mit die schlechtesten, die ich seit langer Zeit benutzt habe. Sowohl in der Platzierung, als auch in der Betätigung. Sie liegen extrem weit unten, was bei einem Controller mit Griffen gerade noch vertretbar wäre, aber hier verstärkt es den Balance-Akt zwischen Handhaltung, Stick-Benutzung und dem Erreichen der Trigger ganz schön. Aber auch das wäre noch handhabbar, wenn die Benutzung der Trigger des X91 nicht eine Seuche wäre.

Leider liegt hier das Problem: Dieser Rubberdome ist scheinbar nicht für einen idealen Trigger-Weg geeignet.

Der Widerstand ist sehr hoch und trotzdem schafft es der Trigger-Weg, dass er sich weich und unpräzise anfühlt. Der Widerstand steigt sogar noch und sie komplett durchzudrücken, ist ein Kraftakt im relativen Sinne. Nichts an diesen Triggern fühlt sich richtig an und da ich gefühlt in 20 Jahren noch nicht solche Trigger hatte, musste der Schraubenzieher her, um zu gucken, was da verbaut ist. Der Original-Controller der One nutzt magnetische Felder und hochwertige Federaufhängungen, der 360-Controller hatte auch komplexe Aufhängungen und präzise Federbewegungen, der X91 hat eine Technik, die mehr einer elaborierten Türklingel entspricht als einem Spiele-Controller. Unter dem Trigger liegt eine sehr straff gespannte Feder, die einen sehr kurzen Weg geht. Der Trigger drückt dann eine feste Gummikappe mit dem eigentlichen analogen Schalter darunter hinein und die Mischung dieser Widerstände gegen den Finger ergibt kein gesundes Ganzes. Wie gesagt, gerade zum Ende hin springt der Widerstand, der eh nicht gerade klein ist, noch mal sprunghaft nach oben und zusammen mit der Handhaltung wird es anstrengend.

Hyperkin X91 auf Konsolenkost.de vorbstellen

Lieber in Schwarz?

Puh, eigentlich möchte ich den X91 wirklich mögen. Er ist mal eine andere Form, er ist für Kinder oder Leute, denen der reguläre One-Controller zu groß ist, durchaus geeignet, was den Formfaktor angeht. Aber zwei Dinge machen es einem sowohl für Dinge wie Retro-Games und Turnier-Fighter wie auch praktisch alle modernen Spiele schwer, sich mit ihm anzufreunden. Das Steuerkreuz ist keine Offenbarung, was für die Spielegruppe ein Problem ist, selbst wenn die Trigger hier oft nicht so essenziell sind. Und diese sind es dann auch, die den Spaß an anderen Games wie Shootern schrumpfen lassen. Die Verarbeitung ist trotz des seltsamen Materials der Oberfläche sehr gut, die anderen Steuerelemente sind ebenfalls völlig akzeptabel und der Preis ist gerade mal die Hälfte von einem regulären Controller. Aber für ein paar gute Trigger und ein besseres Steuerkreuz hätte ich auch gerne 10 Euro mehr bezahlt und euch dann auch den Hyperkin X91 ans Herz legen können. So... ist ganz interessant, für 35 Euro bereue ich es nicht, aber ich werde auch nicht versuchen, jemanden von ihm zu überzeugen, weil ich es selbst einfach nicht bin.

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Martin Woger Avatar
Martin Woger: Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

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