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Hyrule Warriors - Test

Das Beste aus beiden Welten.

Fan-Service, gleich für zwei Serien. Die Massenmetzel-Mechanik aus Dynasty Warriors mit den Figuren von Zelda. Traumkombination? Fast.

Hyrule Warriors ist die perfekte Einstiegsdroge. Falls ihr die Musou-Reihe bisher nur aus dem Augenwinkel heraus beobachtet habt, solltet ihr dem neuesten Titel von Entwickler Omega Force eine Chance geben. In den vergangenen Wochen habe ich ihn mehrfach Personen gezeigt, die absolut keinen Bezug zu Dynasty Warriors hatten oder die Serie sogar verabscheuten. Das Resultat war eindeutig: Sie hatten Spaß. Die meisten konnten nicht verstehen, warum ihnen der zugegebenermaßen monotone Ablauf plötzlich so gefiel.

Der wichtigste Faktor dabei ist sicherlich die Lizenz. Mit Link über die Felder von Hyrule zu streifen und dabei Tausende Goronen oder Stalfosse zu zerlegen, das reicht vollkommen aus, um gebannt zu sein. Doch es ist die geniale Kombination beider Serien, die Hyrule Warriors so einzigartig macht.

Zuerst einmal beschränkt sich der Titel im Gegensatz zu einem Warriors Orochi auf Klasse statt Masse. Hyrule Warriors stellt euch lieber ein Dutzend unterschiedliche Charaktere zur Auswahl und überflutet Neulinge nicht gleich mit über hundert Figuren. Ähnlich verhält es sich bei den Waffen, von denen jeder Kämpfer im Verlauf nur eine Handvoll erhält. Diese fühlen sich dafür vollkommen unterschiedlich an. Link startet beispielsweise mit seinem normalen Schwert und erhält kurz darauf den Feuerstab. In den Gefechten sammelt ihr dann verbesserte Varianten, die ihr zusätzlich mit verschiedenen Attributen belegen dürft.

Optisch gehört Hyrule Warriors in beiden Serien zu einem der schönsten Titel.

Serientypisch bestehen Kombos aus nur zwei Tasten, die jedes Mal in einem sprachlos machenden Effektgewitter enden. Links Feuerstab verwandelt sich in einen Flammenwerferdudelsack und der Holzknüppel von Neuzugang Lana plättet Gegner mit einem Dekubaum, der urplötzlich auf dem Kampffeld wächst. Da ihr nach fast jeder Mission einen neuen Charakter oder eine weitere Waffe freischaltet, erstreckt sich die Experimentierphase über den gesamten Storymodus. Ständig probiert ihr neue Figuren aus und erkundet die Grenzen der übertriebenen Komboattacken. Gefundene Gegenstände nutzt ihr zwischen erfolgreichen Aufträgen für das Freischalten neuer Fähigkeiten oder verarbeitet sie zu Tränken.

Auch dem Missionsverlauf verabreichten die Entwickler die nötige Zelda-Infusion. Das beginnt bei kleinen Elementen wie Rubinen, Herzen oder von Gegnern nach ihrem Ableben hinterlassenen Zauberflaschen. Manchmal findet ihr sogar eine Schatztruhe, die eure Figur natürlich im bekannten, Zelda-Jingle-umspielten Stil öffnet, bevor sie den gefundenen Gegenstand stolz präsentiert. Darunter befinden sich manchmal nützliche, mit allen Charakteren nutzbare Zweitwaffen. Bomben zerstören lästige Felsbrocken, der Enterhaken ermöglicht die Reise zu höher gelegenen Orten und mit dem Bogen erwischt ihr sogar Feinde außerhalb eurer Reichweite. Zufällig erhaltet ihr kurzzeitige Verbesserungen der Items. So wächst die Bombe zu einer riesigen Todeskugel an und euer Bogen verschießt zehn Pfeile auf einmal. Hyrule Warriors nutzt so die Möglichkeiten der Lizenz, um das Standard-Gameplay clever auszuweiten.

"Hyrule Warriors beschränkt sich im Gegensatz zu einem Warriors Orochi auf Klasse statt Masse."

Die Musik ist eine großartige Symbiose zwischen den orchestralen Klängen der Zelda-Reihe und den harten Metalriffs aus Dynasty Warriors.

So endet fast jede Stage in einem opulenten Bosskampf mit alten und neuen Monstern, die stets eine andere Taktik verlangen. Zwar sind diese wie bei Zelda recht offensichtlich, verschaffen aber die nötige Abwechslung. Außerdem leuchten jedem Fan die Augen, wenn auf einmal der Mond aus Majora's Mask erscheint, um einen der Fieslinge zu vernichten. „Zurückhaltung" befindet sich eben nicht im Vokabular der Entwickler.

Leider zahlt der Titel für seine Einsteigerfreundlichkeit und simple Struktur einen kleinen Preis. Im Endgame fehlt die Herausforderung. Selbst ohne ständige Aufstufung eurer Figuren bewältigen Veteranen das Abenteuer problemlos auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad. Die optionale Suche nach Herzcontainern oder Skulltulas ist zwar nett und fördert das Erkunden, trotzdem sehnte ich mich nach stärkeren Feinden. Die Einzelgefechte sind hier wesentlich fairer, verlaufen aber stets nach dem gleichen Prinzip. Ihr weicht dem Fiesling mit einer Rolle aus und fallt ihm anschließend in den Rücken. Eine wunderbare Übernahme des Zelda-Kampfsystems, die dennoch nach mehr Komplexität schreit, da man dieselbe Strategie das gesamte Abenteuer ohne Abwandlung verfolgen kann.

Warum existiert kein Dreiwaffensystem aus Dynasty Warriors 8? Stattdessen besitzen eure Knüppel hier verschiedene Elemente, die wegen des einfachen Schwierigkeitsgrads keinen Unterschied machen. Zudem fehlen Kombinationsangriffe mit anderen Figuren, die sich auf dem Kampffeld nutzlos anfühlen und euch ständig mit irgendwelchen Hilferufen nerven. Ein neuer Charakterlevel verändert nur eure Stärke und Lebensanzeige. Genauso fehlt jegliche Strategie beim Erstellen neuer Fertigkeiten, da sie einem linearen Skilltree folgen. Ich kann verstehen, dass Hyrule Warriors als Einstieg dienen soll. Dennoch ist es kein Grund, die spätere Herausforderung fallen zu lassen.

"Die optionale Suche nach Herzcontainern oder Skulltulas ist zwar nett und fördert das Erkunden, trotzdem sehnte ich mich nach stärkeren Feinden."

So wunderbar der lokale Koop-Modus auch sein mag, gibt es keine Ausrede für das Fehlen eines Online-Multiplayer-Modus.

Als Trostpflaster dürft ihr außerhalb der Handlung weitere Boni im Abenteuermodus freischalten. Hier wandert ihr über die Karte des NES-Originals und stellt euch kleinen Missionen. Tötet 300 Feinde innerhalb zehn Minuten oder besiegt einen bestimmten Boss unter neuen Bedingungen. Bessere Abschlüsse erweitern neben eurem Arsenal auch die Karte. Nur wer konstant A-Ränge kassiert, erreicht das Finale. Eine wirklich schöne Erweiterung der Erfahrung. Wenn doch nur der Reiz für das Freischalten verbesserter Waffen oder Herzcontainer höher wäre. Ab einem bestimmten Zeitpunkt war mir die Suche nach optionalen Waffen oder Skulltulas zu blöd, da ich die dadurch gewonnenen Zusätze nicht wirklich brauchte.

Irgendwo ist es natürlich Meckern auf hohem Niveau. Betrachtet man allein das Spieldesign und die Einbindung der Zelda-Lizenz, kann man Omega Force nur gratulieren. Ich weiß nicht, ob es bloß an der Zusammenarbeit mit Nintendo lag oder sie einen gewissen Druck verspürten. Aber Hyrule Warriors ist ihr bisher bestes Spiel. Obwohl ich einige Elemente der Serie vermisse, hat es meine kindliche Freude kaum gemindert.

An jeder Ecke überraschten mich verschiedenste Charaktere, Gegenstände oder Mechaniken aus dem Zelda-Universum. Hyrule Warriors dreht sich im Kern zwar weiterhin nur um das Vermöbeln Tausender Feinde, nutzt diese Ausgangssituation aber gekonnt als Sprungbrett zum Verbinden beider Serien. Musou-Veteranen fehlt nach Abschluss der Handlung die gewünschte Herausforderung, was dennoch nicht vom Kauf abschrecken sollte. Denn selbst wenn man im Gegensatz zu einem Dynasty Warriors nur 20 statt 80 Stunden investiert, liegen diese 20 auf einem wesentlich höheren Niveau.

Um es mit den Worten von Link auszudrücken: Hee! Hyahhhh! Hyuuu!

8 / 10

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Björn Balg Avatar
Björn Balg: Freier Autor und wahrscheinlich der letzte Mensch ohne einen Facebook-Account. Liebt Trash und verbringt zu viel Zeit mit dem Ansehen von Katzenvideos.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

In diesem artikel

Hyrule Warriors

Nintendo Wii U, Nintendo 3DS

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