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Ich warte nicht mehr auf Mighty No. 9, ich spiele Azure Striker Gunvolt

Ihr vermisst Mega Man? Dann kauft euch dieses Spiel!

Erscheint Mighty No. 9 überhaupt noch? Mittlerweile hat Amazon sogar meine Vorbestellung gestrichen, da eine Veröffentlichung nicht länger garantiert werden kann. Ich habe bereits an anderer Stelle über die katastrophale Handhabung von Keiji Inafunes Karrieretiefpunkt geschrieben und möchte mich nur ungern ein zweites Mal über mehrere Absätze hinweg in meinen Frust hineinsteigern.

Stattdessen nutze ich diese Gelegenheit lieber als gedankliches Sprungbrett, um über eine vergessene 3DS-Perle zu reden. Azure Striker Gunvolt erschien vor knapp zwei Jahren als unscheinbarer Download-Titel auf Nintendos Handheld und ist eine Art spiritueller Nachfolger der grandiosen Mega-Man-Zero-Reihe. Das erkennt man nicht nur leicht an den wunderschönen Sprite-Animationen oder dem ähnlich strukturierten Spielprinzip. Azure Striker Gunvolt wurde ebenfalls vom selben Entwicklerstudio Inti Creates erschaffen und orientiert sich wesentlich näher an seiner Vorlage als Mighty No. 9.

Ich bin froh über die Existenz der PC-Umsetzung, aber für mich gehört das Spiel einfach auf einen Handheld.

Wobei das Spiel keine direkte Kopie der bockschweren GBA-Serie ist. Okay, die gesamte Erfahrung ist in einzelne Level mit ihren eigenen Themen, Gimmicks sowie abschließenden Bosskämpfen unterteilt. Trotzdem setzt es sich durch die zentrale Gameplay-Mechanik genug ab, um den neuen Namen zu verdienen. Denn Protagonist Gunvolt kann seine Feinde dauerhaft anvisieren und Schüsse mit einem elektromagnetischen Feld verstärken. Selbst das Attackieren mehrerer Feinde wird somit ermöglicht und in vielen Situationen zur Notwendigkeit.

Vor allem die in ihren Angriffsmustern stark differenzierten Bosse verlangen die gezielte Positionierung eures Charakters. Manchmal kann man eine kräftige Attacke nur abwehren, wenn verschiedene Projektile zum perfekten Zeitpunkt unter Beschuss genommen werden. Da die Nutzung dieser Fähigkeit allerdings Energie kostet und Gunvolt nach einer kompletten Entleerung ohne seine flinken Ausweichmanöver verwundbar zurückbleibt, muss man die Anzeige stets im Auge behalten und die eigenen Aktionen genau planen.

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Der Balken leert sich zwar ziemlich zügig, allerdings könnt ihr diesen per Tastendruck sofort wieder aufladen. Leider ist Gunvolt währenddessen einen kurzen Moment angreifbar und wegen der feindlichen Dauerbeschallung müssen Lücken zum Auftanken perfekt abgepasst werden. Im Gegensatz zu einem Mega Man Zero schenkt man euch hier einen wesentlich großzügigeren Lebensbalken, doch auch die Endgegner halten mehr aus und sind in verschiedene Formen unterteilt. Jeder Boss ist eine herausfordernde Begegnung und obwohl man in den ersten Anläufen nur schwer gegen sie ankommt, werden mit der Zeit die Schwächen in ihrem Verhalten sichtbar.

Azure Striker Gunvolt steigt im Schwierigkeitsgrad, aber nie auf die Höhen der härtesten Mega-Man-Zero-Momente. Dort waren meist schon die eigentlichen Level beinhart und warfen einen mehrfach zum Game-over-Bildschirm. Hier starb ich dagegen außerhalb von Bossräumen eher selten, wobei ich die Areale deshalb nicht als anspruchslos bezeichnen würde. Sie fungieren mehr wie eine Art Training für den Boss und führen euch in bestimmte Konzepte ein, die sich meist in den Attacken der Todesbringer widerspiegeln. Wer dagegen eine noch größere Herausforderung sucht, darf gerne den Versuch wagen, alle Kapitel mit dem besten Rang zu absolvieren. Dafür muss ein Multiplikator, so weit es geht, nach oben getrieben werden und fällt im Anschluss an einen Gegentreffer sofort auf Null zurück.

Perfektes Futter für Speedrunner und Highscore-Junkies.

Ich will gar nicht behaupten, dass Azure Striker Gunvolt keinerlei Fehler hat. Das Crafting-System für zusätzliche Upgrades verlangt für die relativ kurze Spieldauer von unter fünf Stunden zu viel Grinden und auch wird der Austausch neuer Spezialfähigkeiten nicht benötigt. Diese Elemente fühlen sich daher etwas unterentwickelt an und werden im bald erscheinenden Nachfolger hoffentlich aufgewertet.

Aber wer das klassische Mega-Man-Gefühl vermisst, sich vielleicht sogar Fan der Zero-Ableger nennt und wie ich von der ganzen Mighty-No.-9-Entwicklung tierisch gefrustet ist, sollte Azure Striker Gunvolt unbedingt spielen. Ganz ohne Kickstarter-Drama hat Inti Creates im Verborgenen eine großartige Fortführung der einflussreichen Serie erschaffen und beglückt uns demnächst schon mit dem zweiten Teil. So was sollte unterstützt werden.

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