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Imp of the Sun – Test: Anspruchsvoller Plattformer, der Erinnerungen weckt

Mit seinem ersten Spiel entführt das peruanische Studio Sunwolf Entertainment in eine ebenso mythische wie gefährliche Welt nach dem Vorbild seiner Heimat.

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Schön gezeichneter Plattformer, der zum freien Erkunden einlädt und anspruchsvolles Klettern und Springen sowie fordernde Bosskämpfe belohnt.

Die Sonne hat genug! Nachdem ihr Licht schon eine ganze Weile von der Welt ferngehalten wurde, entsendet sie einen Teil ihrer selbst; einen Funken, der jene Hüter ausfindig und besiegen soll, die für die Sonnenfinsternis verantwortlich sind. Als der kleine Kobold auf dem Planeten ankommt, wird er von einem Mädchen namens Suyana flugs auf den Namen Nin getauft und macht sich sofort auf den Weg – wobei ihm die Richtung völlig offensteht.

Es gibt ja keine festgelegte Reihenfolge. Ähnlich wie in Hyper Light Drifter darf man sich frei in den vier Ecken dieser Welt, alle inspiriert von Peru und seinen Legenden, bewegen und auch deren jeweilige Hüter in beliebiger Reihenfolge bekämpfen. So erkundet man einen Dschungel, eine Wüste, ein Reich in den Bergen sowie die Unterwelt. Und vielleicht erspielt man sich dort erst alle Fähigkeiten, bevor man die großen Endgegner überhaupt besucht. Immerhin ist Imp of the Sun entgegen seiner Ansprache nicht gerade ein Kinderspiel.

Figuren, Ansprache und die liebevollen Animationen richten sich jedenfalls an jüngere Spieler – die (und ihre Eltern) brauchen allerdings einiges an Fingerfertigkeit, um in den kniffligen Kämpfen dann zu bestehen. Denn ist man dort nicht aufmerksam, verliert Nin schnell seine Lebenspunkte, von denen er anfangs gerade mal drei mitbringt. Praktisch dafür: Hat der Sonnenkobold ein paar Sekunden Zeit, heilt man ihn einfach selbst, indem man sein inneres Feuer in Lebenspunkte umwandelt.

Die Kulissen sind inspiriert von der peruanischen Kultur.

Dieses Feuer lädt er wiederum durch besiegte Feinde und an einer von zahlreichen Fackeln auf. Es dient außerdem als Ressource für einen Pfeil, der ferne Schalter in Gang setzt und ein wenig Schaden anrichtet. Vor allem aber braucht man es zum Aktivieren besonderer Fähigkeiten. Unter anderem kann sich Nin nämlich in Rauch verwandeln, um über zerbrechliche Stege zu laufen oder durch bestimmte Wände hindurch. Er muss diese Fähigkeiten nur erst finden und einem starken Gegner abnehmen.

Das ständige Verbessern des Helden spielt eine wichtige Rolle – trotzdem ist Imp of the Sun immer ein überschaubarer Plattformer, bei dem man genaues Springen und rechtzeitiges Schlagen beherrschen sollte. Tatsächlich sind viele Passagen sogar recht anspruchsvolle Herausforderungen, die ich mehrmals angehen musste. Die Möglichkeit, Nin zu heilen, sowie die vielen Rücksetzpunkte, wenn er dennoch das Zeitliche segnet, nehmen dem Ganzen zwar auf gelungene Art jeden Schrecken. Auf den spielerischen Anspruch haben die Entwickler aber durchaus Wert gelegt.

Vier sehr verschiedene Hüter muss Nin besiegen, wobei man frei wählen darf, wann man welchen besucht.

Etwas leichter werden diese Herausforderungen aber eben durch zusätzliche Fähigkeiten, von denen man jeweils eine in jedem der vier Gebiete findet. Auch das Verbessern von drei grundlegenden Werten sollte man nicht vergessen, denn der Tod begleitet Nin nicht nur auf sprichwörtliche Art. Er taucht auch an Rücksetzpunkten auf, wo er in einem kurzen Dialog nicht nur die Welt und ihre Einwohner erklärt, sondern auch die Schnellreise zu vielen Markierungen erlaubt und im Austausch für gefundenes Geld entweder Schlagkraft, Lebenspunkte oder Feuervorrat erhöht.

Hat man das ein paar Mal getan, kann man sich schon viel gelassener den Bossen widmen. Denn wie gesagt: Wann man denen Hallo sagt, entscheidet allein der eigene Ansporn. Natürlich erreicht man manche Areale dabei erst nach dem Erhalt bestimmter Fähigkeiten, was aufmerksame Spürnasen belohnt. Allzu geheime Verstecke findet man zwar nicht, aber wertvolle, an die peruanische Kultur angelehnte Fundstücke, für die man bei Suyana eine stattliche Summe an Geld erhält. Und selbstverständlich wird man auch von den besiegten Hütern belohnt, die Nin besonders mächtige Angriffe überlassen, mit denen er manchen Kampf entscheidend verkürzt.

Kobold Nin lernt nicht nur neue Fähigkeiten, sondern wird auch in Sachen Gesundheit, Schlagkraft und Feuervorrat immer stärker.

Nun ist der Kampf nicht die größte Stärke dieses Spiels, denn spätestens im Getümmel lässt sich zum Beispiel schwer abschätzen, wie weit welche Gegner ausholen werden. Die Trägheit in den Bewegungen des Kobolds ist mir außerdem eine Idee zu hoch, weshalb ich bei manchem verlorenen Lebenspunkt etwas mürrisch gen Fernseher geknirscht habe. Auch tauchen die womöglich fürs jüngere Publikum gedachten Tipps von Suyana für meinen Geschmack zu häufig auf. Zumindest hätte ich nicht dutzende Male lesen müssen, dass ich Nin vielleicht erst ein Upgrade verpassen sollte, bevor ich mich erneut an einem Bosskampf versuche.

Moment mal… Knifflige Kämpfe, eine etwas träge Bewegung, dazu tiefe Höhlen, alte Tempel, das Kaufen neuer Fähigkeiten und gelegentliche Rätsel beim Erkunden der Umgebung? Das kommt mir doch bekannt vor! Tatsächlich fühle ich mich hier frappierend an La-Mulana erinnert, dem ich daher glatt unterstelle, als Vorbild gedient zu haben. Was ja nichts Schlechtes sein muss. Imp of the Sun ist zwar weniger rätselhaft, geradliniger und unterm Strich auch deutlich einfacher. Im Gegenzug spielt es sich dafür um einiges runder als die vermeintliche Inspirationsquelle.

Imp of the Sun Test - Fazit

Denn egal, wovon sich Sunwolf Entertainment motivieren ließ: Imp of the Sun ist ein tolles Abenteuer mit spannenden Herausforderungen – sowohl im Kampf als auch beim Springen und Klettern. In beliebiger Reihenfolge streunt man durch sehr stimmungsvolle Schauplätze, während aufmerksames Sammeln wertvoller Artefakte die überschaubare Charakterentwicklung beschleunigt. Es fühlt sich jedenfalls gut an, kleine Rätsel zu lösen und über vertrackte Hindernisse schließlich das Ziel zu erreichen. Sicher haben inhaltlich vergleichbare Titel wie Ori and the Will of the Wisps oder Hyper Light Drifter sowohl audiovisuell als auch spielerisch die Nase vorn. Weit dahinter reiht sich dieses gelungene Debütprojekt allerdings nicht ein.

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