Final Fantasy und Mario RPG laden Nicht-Robert-Pattinson zum Tanz: Clair Obscur: Expedition 33
Ein Highlight der Messe!
Nach Flintlock, mit seiner Hauptdarstellerin, die Schauspielerin Zendaya unheimlich ähnlich sah, war ich wohl auf inoffizielle Star-Doubles in Videospielen geeicht, als ich in die gamescom-Präsentation von Clair Obscur: Expedition 33 hineinstolperte. Ich war wegen eines Terminkonflikts fünf Minuten zu spät dran und mich irritierte, wie sehr Hauptcharakter Gustave Robert Pattinson gleichte. So sehr sogar, dass ich mich kaum auf das Spiel konzentrieren konnte.
Hatte ich da ein paar lustige Anekdoten zum Performance-Capture mit dem neuen Batman verpasst? Ist ein Hollywood-Schauspieler nicht etwas Overkill für ein mittelkleines Studio aus Südfrankreich? Zockt der gute Robert auch? Alles Schatten von Fragen, die mir mit Schwung durch den Kopf schossen - es ist viel Platz da oben. Meine Unruhe legte sich erst wieder, als ich mich zur Seite drehte, um den anwesenden Vertreter von Publisher Kepler Interactive flüsternd zu fragen, ob vielleicht, eventuell, ganz zufällig das Gesicht von irgendjemand Bestimmtem für Clair Obscur lizenziert wurde oder zumindest Pate stand?
Das Beste zweier Welten
Mit einem Schmunzeln zeigte mein Ansprechpartner daraufhin auf den jungen Mann am Controller, Leo Paris VFX Artist beim Entwickler Sandfall Interactive, der da in all seiner jugendlichen Schönheit eine perfekte Parade nach der anderen in den Final-Fantasy-artigen Rundenkämpfen hinlegte. “Gustave ist nach ihm modelliert!”, wisperte der Kepler-Mann und ich schätze, auch ich sehe die Ähnlichkeit. Aber für mich ist Gustave immer noch näher an Pattinson. Leo Paris – pff… bestimmt ein Künstlername – würde in Matt Reeves’ nächstem Batman nämlich nicht als Bruce Waynes Body-Double durchgehen. Gustave hingegen…
Egal, genug der Anekdoten, das Spiel sah nämlich richtiggehend spektakulär aus. Eine Art Euro-Final-Fantasy, das einen Weg gefunden hat, Rundenkämpfe dynamisch aussehen und sich anfühlen zu lassen (soweit ich das vom Zugucken sagen kann), anstatt auf (für mich) enttäuschende Weise direkt auf vereinfachten Actionkampf umzusatteln. Das gelingt nicht nur durch filmreife Kameraperspektiven, die es sich wegen der fantastischen Figurenmodelle und verträumten Umgebungen leisten können, auch mal nah heranzufahren. Vor allem der Ablauf der Kämpfe an sich sorgt dafür, dass von euch Initiative gefordert wird.
Der Kniff, der zu diesem Eindruck führt, ist so einfach wie einleuchtend, denn das strikte Hin-und-Her zwischen verflixt modischen Helden und einprägsam gestalteten Monstern peppen ein paar Leihgaben vom Super Mario RPG auf. Ihr verstärkt eure eigenen Angriffe durch präzise zusätzliche Tastendrücke und habt in der Defensive Springen, Parieren und Ausweichen auf je einem separaten Knopf. Jeder eurer Charaktere verfügt über komplett eigene Manöver und Mechaniken, sodass niemand austauschbar ist.
Gustaves Fähigkeiten drehen sich darum, die Skills seines magischen Arms aufzuladen, um mit seinem Revolver zusätzlichen Schaden anrichten, während Kollegin Lune ihre Attacken mit Elementmagie aufpeppt. Es wirkt in jedem Fall sehr involvierend, aktiv und belebt. In jedem Fall kein Rundenkampf, durch den man sich nur halb motiviert einfach hindurchklicken kann. Leo, am Controller, ließ es in der Verteidigung ein bisschen zu einfach aussehen, als er jeden Angriff komplett neutralisierte. Aber man versicherte mir, dass er einfach nur der beste Spieler im gesamten Entwicklungsteam ist und das Spiel wirklich nicht trivial sei.
Pattinson-Doppelgänger, Zockergott mit begnadetem Timing, VFX Artist – einmal Leo sein, das wär’s.
In Schönheit sterben
Äh, ich meinte natürlich, einmal selbst Clair Obscur zu spielen… DAS wäre toll. Denn nach gut zwanzig Minuten Anschauen war ich wirklich traurig, dass die Präsentation zu Ende gehen musste. Vor allem das Szenario war ungemein vielversprechend: Seit langem schon ritzt eine magische Kreatur namens Paintress jährlich die nächste Zahl eines traurigen Countdowns in ihren Monolithen, woraufhin alle Menschen dieses Alters nach bester Thanos-Schnipp-Art in Staub aufgehen. Dieses Jahr ist es die 33, woraufhin eine Expedition an 32-Jährigen losgeschickt wird, die Graf Zahls böse Stiefmutter aufzuhalten. Ziemlich finster, diese Welt, in der es keine alten, ja nicht einmal mehr mittelalte Menschen gibt.
Diese Stimmung wird in vielsagenden, morbide-poetischen Bildern wirkungsvoll eingefangen. Der gezeigte Abschnitt spielte etwa in einer Welt unter dem Meer, den Flying Waters, nur dass unsere todgeweihten Helden ihren beneidenswert energiegeladenen Sprint hier trotzdem ganz normal hinlegen konnten. Hinter jeder Biegung der Gegenden, in denen die Gegner sichtbar umherspazierten, anstatt Edward Cullen nach dem Zufallsprinzip anzuspringen, lag ein neues Wallpaper für meinen Desktop. Es ist geradezu blendend schön, dieses Clair Obscur.
Ich muss sagen, auch wenn ich es nicht selbst spielen durfte, wanderte der Titel, der leider erst 2025 auf PS5, Xbox und dem PC erscheint (auf diesen beiden sogar direkt im Game Pass), direkt nach dem Termin auf meiner persönlichen Wunschliste direkt ganz nach oben, um es sich neben Stalker 2 gemütlich zu machen.