Indiana Jones und der Stab der Könige
aka: Indy und der verfrühte Release
Weniger wäre hier eben mehr gewesen. So manches Element der Steuerung ist gelungen und macht, wie erwähnt, Sinn. Die Peitsche mit dem B-Knopf und einer Schwungbewegung zu kontrollieren, fühlt sich schlicht gut an. Diese Elemente in Verbindung mit klassischeren Schlägereien hätten dem Spiel sicher schon einen ganzen Punkt mehr in Sachen Wertung beschert.
Aber solche und ähnliche Probleme stellen sich immer wieder ein. Indy bietet zwar zahlreiche verschiedene Spielelemente, ihnen allen fehlt es aber letzten Endes am nötigen Feinschliff. Nur durch die viele Abwechslung wird ein wenig kaschiert, dass schlussendlich keines der Spielelemente vollends überzeugen kann. Und das ist eben der symptomatische Fehler des neuen Indy: Das ganze Spiel erweckt den Eindruck, als wurde es zu hastig auf den Markt geworfen, als wäre ihm das dringend benötigte finale Feintuning verwehrt geblieben. Jetzt stellt sich die Frage, woran das nun lag...
Kurz und knapp: In der Entwickung des Spiels scheint von Anfang an der Wurm drin gewesen zu sein. Denn Indiana Jones hat einen langen, harten Weg hinter sich. Erstmals auf der E3 2006 gemeinsam mit der Euphoria-Engine angekündigt, sollte Indy ein technisches Wunderwerk für PS3 und Xbox360 werden. Dann wurde es lange still um unser aller Lieblings-Archäologen. Der neue Film kam, ging, aber ein Spiel blieb uns LucasArts schuldig – wie so oft steckte die Firma lieber sämtliche Ressourcen und die Euphoria-Engine gleich dazu in den weit lukrativeren Star Wars-Titel The Force Unleashed und ließ Indy in die Röhre schauen.
Vor nicht allzu langer Zeit wurde dann bekannt gegeben, dass Indys neues Abenteuer jetzt für Wii, PS2, PSP und DS erscheint, die ursprünglichen Fassungen für die beiden HD-Konsolen wurden kurz und schmerzhaft gestrichen. Diese jetzt erschienene Fassung lässt ein wenig den Eindruck entstehen, als hätte man Schadensbegrenzung üben wollen. Ein moderat talentiertes Team durfte die halbfertigen Elemente zu einer Art Frankenstein-Monster zusammenfügen, auf die Hardware mit den geringsten Entwicklungskosten transferieren und es dann auf den Markt bugsieren, bevor es noch mehr Entwicklungsgelder verschlingt.
So lassen sich dann auch die inhaltlichen Unzulänglichkeiten erklären. Der aufmerksame Spieler stellt schnell fest: Die Handlung ist einfach nur der aufgewärmte Plot von Jäger des Verlorenen Schatzes. Aus der Bundeslade wird der Stab des Moses, aus Indys Rivalen Belloq seine Nemesis Magnus Völler, das Kopfstück des Stabs des Re ist jetzt eine Jadekugel... die Ähnlichkeiten in Sachen Plot sind frappierend. Umso trauriger ist daher, wie schwach die Geschichte erzählt ist. Die Levels sind mehr oder weniger völlig zusammenhanglos aneinandergereiht, Exposition wird so gut es geht vermieden und nicht einmal die klassische Reisesequenz wird hier eingesetzt. Man muss sich das mal vorstellen – Indiana Jones ohne die Karte mit der roten Linie!
Zusätzlich werden diese Probleme noch durch die schwache deutsche Fassung verstärkt. Es ist ja schön, wenn man sich den Luxus leistet, mit Wolfang Pampel Harrison Fords Original-Synchronsprecher anzuheuern. Noch schöner wäre es aber gewesen, das Skript von einem echten Übersetzer, der sein Handwerk auch versteht, ins deutsche übertragen zu lassen. Damit Sätze wie „Cut it out!“ auch korrekt mit „Hör auf damit!“, und nicht wörtlich mit „Schneid das aus“ übersetzt werden.
Kurzum: Das deutsche Skript ist steif, leblos und wurde ganz offensichtlich, ohne den richtigen Spiel-Kontext zu kennen, mit der heißen Nadel übersetzt. Zum Glück ist auch der englische Originalton mit einem brauchbaren Harrison Ford-Stimmdouble mit auf der DVD enthalten, ihr müsst nur eure Wii im Hauptmenü auf englisch stellen.