Indivisible: Wenn Metroid auf Prügel- und Rollenspiel trifft, kommt das hier heraus.
Im Comic-Kampfrausch.
Immer wieder überraschend, wie es Spieleentwickler manchmal schaffen, die Elemente verschiedenster Genres galant miteinander zu kombinieren. Lab Zero Games scheint das gerade mit einem aktuellen Projekt zu gelingen. Die Entwickler des Prügelspiels Skullgirls arbeiten derzeit ein einem neuen Titel namens Indivisible, der Metroidvania-Elemente mit leichten Prügelspieleinlagen und dem Kampfsystem eines klassischen japanischen Rollenspiels vereint. Ich konnte schon einmal einen Blick auf die Vorabversion werfen, die auch die Backer des Spiels erhielten, denn die Entwickler haben es über die Crowdfunding-Plattform Indiegogo finanziert. Rund zwei Millionen Dollar kamen zusammen - und die scheinen sich gelohnt zu haben. Denn neben hübschen und butterweich animierten Spielfiguren, wie man sie schon vom Vorgänger kennt, bietet das Spiel auch ein schnelles und actionreiches Kampfsystem. Das wirkt auf den ersten Blick noch simpel - offenbart nach und nach aber seine Tiefe.
Von der Geschichte des Spiels ist aktuell noch nicht viel erkennbar, eure Protagonistin heißt Ajna, eine junge Frau, die ihr durch eine 2D-Sidescroller-Welt steuert. Als Ajnas Heimatdorf von bösartigen Warlords überrannt wird, entdeckt sie ihre Fähigkeit, andere Individuen zu absorbieren - und sie im Kampf zu beschwören. Das liest sich jetzt ziemlich esoterisch, ist aber in Wahrheit nur die Ausrede dafür, dass ihr Ajna auf der 2D-Welt als einzelne Figur seht, ihr im Kampf aber vier Kollegen zur Seite gestellt werden. Von denen hat jeder unterschiedliche Fähigkeiten - denkt an klassische Rollenspielfiguren wie den Heiler, den Fernkämpfer oder typische MMO-Charaktere wie den Tank.
Nun hätte Indivisible super mit einem der Kampfsysteme aus den frühen Final-Fantasy-Spielen funktioniert - und irgendwie tut es das auch. Nur ohne Runden. Stattdessen wird's ziemlich actionreich: Zur Steuerung jeder eurer Figuren nutzt ihr einen der vier Buttons auf dem Controller, die ihr mit eurem Daumen erreicht. Je nachdem wie die Figur gerade steht, ist ein anderer Button für ihre Steuerung zuständig. Kleines Beispiel: Ajna steht vorne, also kontrolliere ich sie auf der PS4 mit dem Kreis-Button. Ein einfacher Tastendruck sorgt für einen einfachen Angriff, mehrere hintereinander lösen kurze Kombos aus. Drückt ihr auf dem Analog-Stick nach oben oder unten, hat jede Figur auch noch zwei Variationen dieser Angriffe oder Spezialattacken. Zudem lädt sich im Kampf ein Energiebalken auf, mit dem ihr noch einmal mächtigere Spezialattacken auslösen könnt.
Durch diese eigenwillige Art der Steuerung spielt sich Indivisible am Anfang noch wie ein bloßes Geschicklichkeitsspiel. Ihr seid vornehmlich damit beschäftigt, die zur Verfügung stehenden Angriffe aller eurer Party-Mitglieder auszulösen und mit der richtigen Figur zu blocken, wenn sie angegriffen wird. Im weiteren Spielverlauf habe ich aber bemerkt, dass sich in der Kombination verschiedener Fähigkeiten noch stärkere Kombos auslösen lassen und dass es durchaus auch strategische Bedeutung hat, welche eurer Figuren vorne und welche hinten steht. Das könnt ihr nämlich selbst entscheiden - müsst ihr sogar. Denn im Spielverlauf trefft ihr mehr als nur drei Mitstreiter, müsst euch also entscheiden, mit wem ihr überhaupt in den Kampf ziehen wollt. Ein paar kleine Fehler können dann schon ausreichen und eure Figur geht in die ewigen Jagdgründe ein.
Während ich Indivisible gespielt habe, habe ich sicher noch nicht jede Spielmechanik verstanden, die es zu bieten hat, konnte aber doch schon gut erkennen, wohin der Weg gehen soll. Neben dem komplexen Kampfsystem besteht die Metroid-Mechanik des Spiels hauptsächlich darin, dass Ajna in der Spielwelt Gegenstände finden kann, die sie an anderer Stelle weiterbringen. Mit der Axt kann sie Ranken zerhacken oder sie als Kletterhaken benutzen. Die Gegner seht ihr übrigens auf der 2D-Karte, Zufallskämpfe gibt es nicht. Das sorgt unter anderem auch dafür, dass ihr sie mit dem Bogen schon vorab beharken könnt und somit schon einen gewissen Vorteil habt, wenn ihr in den Kampf einsteigt.
Nicht nur die Charakterdesigns können sich sehen lassen, auch die Spielwelt selbst. Die Entwickler haben sich laut eigener Aussage von südostasiatischer Mythologie inspirieren lassen, viele verschiedene kulturelle Einflüsse haben das Design geprägt. Und obwohl sie im Moment noch nicht sehr detailreich gestaltet ist, durchweht diese Spielwelt der Hauch des Fantastischen und des Fremden, den so ein Spiel immer gut brauchen kann. Auch der Musik merkt man jetzt schon an, dass ein Profi dahintersteckt, namentlich Hiroki Kikuta, verantwortlich für Soundtracks wie dem von Secret of Mana.
Zusätzlich zu allem, was in der Vorabversion schon steckt, soll die fertige Version weitere typische Rollenspielelemente enthalten. Neben-Quests, die Möglichkeit, Waffen und Rüstung aufzurüsten und ein Erfahrungspunktesystem. Die Entwickler betonen allerdings, dass Fortschritt sich weniger daraus ergeben wird, sondern vielmehr aus den neuen Gefährten die ihr im Spielverlauf um euch schart und deren Fähigkeiten.
Und eben das wäre auch wirklich wünschenswert, denn aktuell ist die Spielwelt zwar hübsch gestaltet, aber von den Gegnern mal abgesehen, auch ein bisschen leer. Von den verschiedenen Figuren würde ich mir wünschen, dass sie am Ende des Spiels mal ein bisschen mehr von sich preisgeben als ihre Kampfschreie. Auch die Metroidvania-Elemente sind aktuell zwar vorhanden, die Spielwelt könnte hier und da aber doch noch ein bisschen verzweigter sein. Bis Indivisible erscheinen wird, müsst ihr euch noch gedulden, das ist aktuell erst für den Herbst 2018 geplant. Auf die fertige Version bin ich allerdings schon jetzt gespannt.
Entwickler/Publisher: Lab Zero Games/505 Games - Erscheint für: PC, PS4, Xbox One, Switch - Erscheint am: Voraussichtlich Herbst 2018 - Getestete Version: PS4 - Sprache: deutsch - Mikrotransaktionen: Nein