inFamous 2
Schmetterlinge im Bauch
Alle Jahre wieder verliebe ich mich in ein Spiel – noch vor dessen Release – und verliere dabei jede Form von Objektivität. Die Liste ist lang und nicht immer prominent: Bad Company 2, Steel Battalion, Project Sylpheed, Dawn of War II oder Prototype, um nur einige zu nennen. Tage, bevor der Titel bei mir eintrifft, freue ich mich schon auf die ersten Stunden. Das Kennenlernen, die ersten Schritte in der neuen Welt und das Meistern der Spielmechanik.
Eine impulsive Zuneigung, die nicht immer die erste Feindberührung überlebt. Ein Beispiel? inFamous! Nachdem ich mir ein paar Videos angesehen und mir über eBay einen Demo-Code besorgt hatte, war es um mich geschehen. Ich fieberte geradezu der Promo-Version entgegen. Denn Open-World und Superhelden zieht fast immer bei mir. Ich hatte sogar mit der Hulk-Versoftung einen gewissen Spaß und prügelte mich herrlich sorgenfrei durch die Stadt.
Doch das Spiel der Sly-Racoon-Macher verlor am Ende den Realitätscheck. Ja, über weite Strecken machte es Spaß, trotzdem konnte ich mich nicht dazu durchringen, es durchzuspielen. Irgendwann auf dem Weg haben mich die zum Teil eintönigen Missionen genervt. Mir war der charakterlose Held Cole McGrath speziell zu Beginn einfach nicht agil genug. Es dauerte ewig, ein Gebäude zu erklimmen und die überall verteilten, geschickt agierenden Gegner auszuschalten. Und die Grafik konnte in ihrer Farblosigkeit einfach nicht genug Akzente setzen.
Beim zweiten Teil wird natürlich alles anders. Wie es sich für eine gute Fortsetzung gehört, werden praktisch alle kritischen Elemente ausgetauscht und dem Spiel ein kompletter Makeover spendiert. Ganz vorne auf der Liste der Verbesserungen steht Cole selbst. Mit etwas mehr Haaren auf dem Kopf, neuem Sprecher und einem frischen Outfit wirkt er jetzt mehr wie ein echter Mensch. An ein paar Details darf zwar gern noch gearbeitet werden, doch bis zum Release bleibt noch viel Zeit, um aus Cole einen echten Charmebolzen zu machen.
Inhaltlich nimmt inFamous 2 den Storyfaden ca. einen Monat nach dem Ende des ersten Teils auf. Cole verlässt nach einem disaströsen Kampf gegen ein gigantisches Monster Empire City und macht es sich gemeinsam mit seinem Kumpel Zeke in New Marais bequem. Eine Metropole, die als Hommage an New Orleans mit kräftigen Farben, komplett unterschiedlichen Stadtteilen und einem großen Außenbereich vor allem optische Abwechslung verspricht. Ihr kämpft euch durch Slums, besucht einen Friedhof oder treibt euch ein wenig im angrenzenden Sumpf herum. Doch Cole ist in New Marais nicht willkommen. Mutanten bleiben auch im zweiten Teil in der Minderheit und werden mit Fackeln durch die Straßen getrieben.
Da passt es hervorragend, dass die Demo auf der E3 mit einem Aufmarsch der Mutantengegner beginnt. Ihr designierter Anführer names Betrand wiegelt mit feurigen Reden die Massen auf. Der Grund für diesen Hass: New Marais wird von necromorphartigen Wesen heimgesucht. Seltsame Kreaturen mit brutalen Klauen, klaffenden Mündern und grauer Haut. Sie sind der Auslöser für die Gründung einer Bürgerwehr, die aber nicht nur diese Monster, sondern auch Cole selbst ausräuchern wollen. Einen kleinen Vorgeschmack bekommt Cole, als er sich bis zu Betrand vorkämpft, um ihn von der eigenen Unschuld zu überzeugen. Schon nach ein paar Worten wird das Stelldichein von einem Kampfhubschrauber unterbrochen.
Das Gefährt nimmt euren Helden ins Visier und ihr müsst wie bei Uncharted 2 vor dem raketenspuckenden Fluggefährt fliehen. Die Kamera schwenkt dabei in Richtung Verfolger und ihr springt, gleitet und rast durch die Straßen der Südstaaten-Metropole. Insbesondere Coles Animationen stechen hier ins Auge. Jeder Raketentreffer wirft ihn realistisch zu Boden. Mit anfangs wackligen Füßen nimmt er danach wieder langsam Geschwindigkeit auf, weicht mit blitzezuckenden Sprüngen den nächsten Salven aus und entkommt schließlich zwischen zwei massiven Steinhäusern.