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Infinite Undiscovery

Endliches Unvermögen

Folgerichtig seht Ihr Euch im Laufe der Geschichte immer wieder mit recht banalen Aufgaben konfrontiert, die andererseits eine gewisse Ruhe reinbringen und Euch häufig die Umgebung intensiver erkunden lassen. In der trefft Ihr auf die unterschiedlichsten Gegner, die Ihr direkt und übergangslos ins Visier nehmt. Per Knopfdruck schwingt Capell in Echtzeit sein Schwert, führt elegante Kombos aus oder pariert - mit einer Portion Glück - Attacken. Die Kamera ist dabei recht nah am Geschehen dran und lässt sich problemlos drehen, so dass ausreichend Überblick vorhanden ist.

In der Regel stehen Capell außerdem drei Begleiter zur Seite, die prinzipiell eigenständig agieren, Euch aber gekonnt unterstützen und heilen sowie für Kombinationsangriffe zur Verfügung stehen. Bittet Capell beispielsweise Freundin Aya um Hilfe, übernehmt Ihr die Kontrolle über ihren Bogen und feuert einen gezielten Schuss ab. Im Tutorial wird lang und breit erklärt, dass Ihr auf diese Weise besondere Gegenstände wie explodierende Fässer in Eure Bemühungen miteinbezieht, doch wirklich Gebrauch machen könnt Ihr davon nur äußerst selten.

Taktik ist allgemein eher wenig gefragt, aber das würde die actionreichen und im positiven Sinne hektischen Gefechte vermutlich ohnehin unnötig kompliziert machen. Es ist die Gradlinigkeit, die Infinite Undiscovery seinen Schwung verleiht - was keinesfalls bedeuten soll, dass es übermäßig simpel wäre. Im Gegenteil: Was die Kämpfe für sich genommen an Spieltiefe vermissen lassen, macht das Drumherum locker wieder wett.

Den Gegner im Visier.

So kann Capell mit seiner Flöte verschiedene Lieder spielen, die versteckte Wege erscheinen lassen, die Gruppe vor magischen Attacken schützen oder ihre Fähigkeiten stärken. Rico und Rucha kochen aus vorgegebenen Zutaten gerne neue, nahrhafte Mahlzeiten. Hin und wieder müsst Ihr mehrere Partys bilden, die unabhängig voneinander bestimmten Aufgaben nachgehen, was ein gewisses Maß an Überlegung und geschickter Verteilung der Ressourcen erfordert. Und ein paar an Zelda erinnernde Rätsel erwarten Euch in einigen Dungeons noch obendrauf.

Es ist die vielleicht größte Stärke des Spiels, dass vieles so einfach, so selbstverständlich wirkt und sich doch ein nicht zu unterschätzendes Maß an Komplexität dahinter verbirgt. Es kann eben auch erfreulich sein, wenn der erste Blick täuscht.

Das tut er nämlich sogar bei der Grafik: Anfangs findet Ihr Euch in einer eintönigen, farblosen Texturensuppe wieder, in der schmückende Details so selten sind wie Widerworte von Capell. Wäre die Grafik nicht hochauflösend, könnte sie ebensogut auf einer PS2 laufen. Doch später wird es bunter, belebter und gerade während der Kämpfe brennt ein regelrechtes Effektfeuerwerk ab. Dass darunter manchmal leicht die Framerate leidet, ist verzeihbar.

Das kann sich doch sehen lassen!

Denn verzeihen kann ich Infinite Undiscovery sowieso vieles. Vielleicht musste ich es erst hassen, um es anschließend richtig schätzen zu können. Vielleicht fließt die Erleichterung, dass es nach dem grausigen Anfang ganz objektiv deutlich besser wird, in die dann aufkommende Euphorie mit ein. An dem Quantensprung, der nach dem ersten Abschnitt stattfindet, gibt es jedoch nichts zu deuteln.

Möglicherweise fragt Ihr Euch nun: Schön und gut, aber ist der Quantensprung so groß, dass es sich lohnt, die ersten drei Stunden zu ertragen? Für mich lautet die Antwort: Ja. Ja, auf jeden Fall. Schließlich hat jedes Spiel seine Durchhänger - und fünfundzwanzig Stunden Spaß überwiegen zwei, drei Stunden Langeweile für mich bei Weitem.

Infinite Undiscovery steht ab Freitag exklusiv für Xbox 360 in den Läden.

8 / 10

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