Insanely Twisted Shadow Planet
Der Gewinner des Arcade-Sommers
Dieser hohe Interaktionsgrad regt zusammen mit dem guten Tempo, in dem ihr eure neuen Gadgets erhaltet, stets eifrig zum Experimentieren an. Regelmäßig entdeckt ihr so neue Taktiken oder sogar Durchgänge, wo ihr vorher keine gesehen habt. Die abwechslungsreichen und dennoch schön fließend ineinander übergehenden Umgebungen erfordern zudem auch häufig, dass ihr eure Spielweise umstellt. Unter Wasser feuert euer Standard-Blaster nur über kurze Distanzen, der überhitzende Kristall-Laser wird in der Eiswelt von den Wänden reflektiert und wenn man erst einmal raus hat, dass man die ferngesteuerten Raketen auch fernzünden kann, setzt man auch dieses Feature dankend häufig ein.
Neben der sehr taktilen, crispen und eleganten Handhabung der euch zur Verfügung stehenden Werkzeuge setzt die wunderbar belebte Umgebung immer wieder Glanzpunkte. Ins Bild hineinragende Tentakel oder andere Gewächse reagieren akkurat auf Kontakt mit dem UFO oder euren Waffen, wirken anfassbar (und sind es oft sogar) und plastisch und stets stellt ein neues Areal euch vor frische Herausforderungen. Hier und dort fegen euch Strömungen und Winde durch gefährliche Tunnel, andernorts dreht ein gewaltiger Mechanismus die gesamte Welt um 90 Grad und einen extrem kniffligen Level gen Ende bestreitet ihr komplett im Dunklen, nur mit einer als Schlüssel fungierenden Laterne im Schlepptau.
Immer wieder zieht einen die fast ausschließlich von außerweltlichen Sphärenklängen, fremdartigen Umgebungsgeräuschen und den lustigen Soundeffekten des UFOs untermalte Welt tief ins Spiel hinein. Es klingt eigentlich wie nichts anderes und erzeugt dabei eine geradezu ohrenbetäubende Stille, die nur in den freischaltbaren Mikro-Filmchen und während der Credits von einem Bombast-Orchester unterbrochen wird, das ausgerechnet die Schwarzmetaller von Dimmu Borgir dirigieren.
Die Jungs machen ihre Sache toll, dennoch liefert der schwirrende, zischende und oft einfach nur schweigende Schattenplanet den treffendsten Soundtrack zu dieser Expedition. Im Tandem mit der unentwegt hinein- und hinauszoomenden Kamera wird hier ein einmaliges Gefühl von Größe und Isolation erzeugt, das seine ganz eigene Geschichte erzählt.
Doch auch die lauten Momente beherrscht ITSP gut. An einer Stelle warf mich ein plötzlich auftauchender Bossgegner beinahe vor Schreck von der Couch – eine "Überraschung", die mich so unvermittelt traf, dass ich lauthals über mich selbst lachen musste. Selbst wenn der Titel euch in reinrassige Action-Geplänkel unter mildem Zeitdruck schickt, etwa bei einer Flucht vor einer unaufhaltsamen Bedrohung, oder Gefechte mit gut gemischten Feinden erfordert, überzeugt das Spiel dank der exzellenten Steuerung.
Indessen verlangen die abwechslungsreichen Endgegner cleveren Item-Einsatz in höchster Gefahr. Etwaigen Frustrationsmomenten, die derartige physikbasierte und daher zu einem gewissen Grad unberechenbare Spiele immer mit sich bringen können, greift das faire Checkpunkte-System effektiv vor. Ist die Welt dann endlich entschattet, liefert der Lantern-Run noch einen netten, kooperativen Survival-Modus für zwischendurch. Ein schönes Konzept, das zu zweit wie mit vier Spielern gleichzeitig punktet und auch gut zum Rest des Games passt.
Auch wenn man in Spielen nach Metroid-Formel oft denkt, man wüsste eigentlich schon, was als nächstes passiert, gelingt es dem Insanely Twisted Shadow Planet doch immer wieder, seinen Erforscher auf dem falschen Fuß zu erwischen. Es verkleidet seinen Tür-Schlüssel-Tür-Aufbau mit cleveren Werkzeugen, deren Einsatz eine echte Freude ist und verzichtet fast immer darauf, euch die Lösung des jeweiligen Problems zu telegrafieren. Dadurch weckt es den Entdecker im Spieler, der mit wachsendem Interesse Welt und Feinde mit seinem lustig schnurrenden Info-Scanner abtastet, bis sich ihm auch das letzte Prozent der Karte eröffnet.
Es ist lange her, dass ich von einem Titel rein anteilsmäßig so viel Netto-Spiel bekommen habe. ITSP kennt keinen Ballast und ist von vorne bis hinten eine hoch-interaktive und ungemein befriedigende Angelegenheit. Schade, dass es irgendwann vorbei ist.
Insanely Twisted Shadow Planet ist aktuell nur auf Xbox Live zu haben. Wenn ihr laut genug schreit, gibt es vielleicht auch irgendwann mal eine PS3-Version