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Iron Man 2

Abgestürzt

"Nein, wartet... wir machen keine miesen, auf Filmen basierende Spiele mehr. Ihr könnt mich gerne zitieren."

Ira Rubenstein, Marvels Executive Vice President of Global Digital Media Group im August 2009.

Auch Iron Man 2, also das Spiel, sollte laut Rubenstein besser werden als sein Vorgänger, der bei uns damals vier von zehn Punkten abräumte. Und ich muss zugeben, dass ich trotz dieser 4/10 doch Spaß damit hatte. Dementsprechend erhoffte ich mir auch vom zweiten Teil eben diesen Spaß, obwohl doch wahrscheinlich längst nicht alles perfekt sein würde. Und was soll ich sagen... Iron Man 2 schießt noch mehr am Ziel vorbei als Teil 1.

Das fängt schon im ersten Augenblick an, in dem man noch nicht mal unbedingt etwas zur Spielmechanik sagen kann. Iron Man 2 wirkt technisch so, als wäre man ein paar Jahre in der Vergangenheit hängen geblieben. Texturen und Effekte auf Xbox-1-Niveau – sogar an Iron Man selbst kann man an mehreren Stellen deutlich die Pixel zählen –, dazu die schlechte Sprachausgabe mit ihren wenig überzeugenden Sprechern und den alles andere als lippensynchronen Zwischensequenzen.

Ebenso wenig spektakulär präsentiert sich die restliche Geräuschkulisse. Explosionen fühlen sich nicht wirklich nach richtigen Explosionen an, lassen gerade beim Sound an Wucht vermissen. Und auch die Schläge von Iron Man klingen alles andere als kraftvoll. Manchmal hat man eher den Eindruck, als würde er mit der Faust auf eine Pfanne hauen. Es stellt sich nicht wirklich das Gefühl ein, als würde man mit voller Kraft auf einen mächtigen Metallroboter einprügeln.

Aber auch sonst ist Iron Man 2 eher pfui als hui. Die Kampagne habt ihr in einer Handvoll Stunden durchgespielt und seht währenddessen auch nicht allzu viele Höhepunkte. Mal müsst ihr ein paar Helikopter durch eine Schlucht eskortieren, einen Heliträger verteidigen, wieder ein anderes Gerät eskortieren und nebenbei stets allerlei feindliche Drohnen, Soldaten, Roboter, Helikopter und so weiter in die Luft jagen. Spannung kommt währenddessen kaum auf.

Iron Man 2 - Gameplay-Video

Selbst der letzte Bossfight gegen einen turmhohen Blechkollegen spielt sich nicht wirklich angenehm. Da er sich ständig in eure Richtung dreht, ist es schon mal nicht so einfach, hinter ihn zu gelangen und die dortigen Schwachstellen anzugreifen. Und wenn man dann zu Boden geschleudert wird, wieder aufsteht, an seinem anfliegenden Fuß, der einen zerquetschen will, deutlich vorbeirauscht und trotzdem Schaden nimmt oder draufgeht, vergeht einem irgendwann auch der letzte Spaß daran. Speziell hier scheint die Kollisionsabfrage nicht ganz ausgereift zu sein.

Hinzu kommen noch einige Probleme mit der Kamera, was insbesondere in Innenräumen zutrifft. Manchmal seht ihr dann im Nahkampf nur noch die Wand und nichts mehr vom Gefecht. Also prügelt man einfach blind weiter oder lässt kurz ab, um sich neu auszurichten. Im Gegensatz zum ersten Teil bewegt ihr euch darüber hinaus nicht mehr durch größere Areale und müsst darin bestimmte Aufgaben vollenden, sondern folgt eher Schlauchabschnitten, in denen ihr euch beispielsweise nicht zu weit von eurer Eskorte entfernen dürft. Wirklich frei durch die Gegend fliegt man leider eher selten.

Abseits der ganzen Kritikpunkte ist es immerhin noch ganz nett, dass man zwischen den einzelnen Missionen seine Ausrüstung verbessern kann. Pro erfülltem Einsatz erhaltet ihr dafür eine bestimmte Zahl an Felddaten, die ihr in zusätzliche Nahkampfangriffe und andere Munitionsarten investiert, zum Beispiel explosive Geschosse oder Pulsmunition, die auf größere Distanz immer schneller wird und somit mehr Schaden anrichtet. Diese Munitionstypen packt ihr dann individuell auf die verschiedenen Waffen, darunter MG, Raketenwerfer oder Repulsor, und könnt ebenso zusätzliche Modifikationen hinzufügen, die die Nachladezeit oder Feuergeschwindigkeit verbessern. Diese Individualisierung gilt letztlich auch für die Anzüge. Ihr selbst habt die Möglichkeit, eure jeweiligen Waffen für den Einsatz auszuwählen - zum Beispiel auch identische Schießeisen mit unterschiedlicher Munition.

Die Steuerung kann man derweil als „in Ordnung“ bezeichnen. Mit beiden Triggern feuert ihr die verschiedenen Waffen ab, nutzt die Buttons zum Schlagen, Auf- und Absteigen beim Schweben sowie der Abwehr von Raketen. In den Flugmodus schaltet ihr diesmal jedoch über einen Doppelklick des linken Schulterbuttons und zieht dann einfach den Stick nach hinten, um wieder zu stoppen. Ziele nehmt ihr unterdessen über die rechte Schultertaste ins Visier und schaltet über den rechten Stick zwischen einzelnen Gegnern um. Insgesamt ist das alles jedoch weder bedeutend besser noch schlechter als im Vorgänger, nur ein wenig anders.

Den ersten Iron-Man-Film musste ich zweimal sehen, um ihn richtig zu mögen. Ich weiß nicht warum, aber erst beim zweiten Mal sprang der Funke so richtig über. Auch mit dem zugehörigen Spiel hatte ich durchaus meinen Spaß, doch was SEGA beziehungsweise die Entwickler hier abliefern, wirkt einfach lieblos und nach unmotivierter Fließbandware. Wirkliche Verbesserungen gegenüber dem Vorgänger sind praktisch nicht auszumachen. Ganz im Gegenteil: Meiner Meinung nach ist Teil 2 sogar noch schlechter und wurde an unnötigen Stellen zurechtgestutzt. Warum gibt es etwa nur noch vergleichsweise kleine Areale und warum kommt Iron Mans Flugmodus kaum zum Tragen? Iron Man 2 ist schlicht eine Enttäuschung auf ganzer Linie. So ein Spiel hat dieser Superheld definitiv nicht verdient. Finger weg.

Iron Man 2 ist bereits für Xbox 360, PC, PlayStation 3 und Wii im Handel erhältlich.

3 / 10

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