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Ironfall Invasion - Test

Der Krampf in meinem Daumen.

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Retortenstory, Schmalspurdesign und eine schmerzhafte Steuerung: Nicht gerade der ideale Shooter-Start für den N3DS.

Ich hatte gerade das erste Mal in meinem Leben einen Krampf in meinem rechten Daumen. Die Ursache dafür hat einen Namen: Ironfall Invasion. Der Ego-Shooter ist pünktlich zum Lauch des New 3DS erschienen und darf sich rühmen, eines der ersten Spiele zu sein, das exzessiven Gebrauch vom neuen C-Stick macht. Durch Ironfall Invasion erfahren wir nun also, wie sich Shooter mit klassischer Dual-Stick-Steuerung auf Nintendos Handheld anfühlen: nicht gut nämlich.

Das Beste an Ironfall Invasion ist zweifellos noch der Multiplayer-Modus.

Im Gegensatz zu Schiebepads oder Analogsticks lässt sich der neue C-Stick nämlich nicht bewegen - er präsentiert sich als starrer Nippel, den der Spieler von allen Seiten drücken und quetschen kann. Das funktioniert gut, um in anderen Spielen die Kamera zu kontrollieren und die Sicht auf das Spielgeschehen zu korrigieren - bei Majora's Mask 3D beispielsweise, oder bei Monster Hunter 4 Ultimate. Problematisch wird es, wenn der Nippel dazu dient, ein Fadenkreuz über den Bildschirm zu bewegen. Dann nämlich erweist sich die Steuerung als äußerst unpräzise. Im Laufe des Spiels ist es mir mehrfach nicht gelungen, einen Gegner ins Visier zu nehmen, weil der Stick zu langsam reagierte, an anderen Stellen bewegte sich das Fadenkreuz dagegen viel zu schnell. Wahlweise kann der C-Stick zwar deaktiviert werden, er wird dann jedoch durch den Touchscreen ersetzt, was die Steuerung nur noch krampfiger macht, zumal gleichzeitig stets ein Finger auf dem R-Knopf liegen muss, um zu feuern.

Die Entwickler haben merklich versucht, das Problem zu umgehen. Größere Gegnermassen gibt es im Singleplayer-Modus von Ironfall Invasion nicht - Feinde tauchen stets in kleinen Gruppen auf und verteilen sich meist über ein verhältnismäßig großes Gebiet, sodass genügend Zeit und Muße bleibt, sie zur Strecke zu bringen. Allein dadurch wird das Spiel nicht unbedingt unterhaltsamer, stattdessen scheint das Unterfangen ein wenig wie der verzweifelte Versuch, ein Problem mit einem anderen zu bekämpfen. Ich renne in ein neues Gebiet, gehe in Deckung, lege vier bis acht Aliens um und renne ins nächste Gebiet. Wieder und wieder. Ein wenig will das Spiel sein wie Gears of War. Deckung ist wichtig, der Kampf im Stehen riskant. Dramaturgisch fühlt sich das im Gegensatz zu Gears of War aber bei Ironfall Invasion nicht gerade befriedigend an, Spannung kommt nicht auf und nach gut einer halben Stunde Spielzeit beschleicht mich bereits das dumpfe Gefühl, dass dieses Spiel keine Überraschungen mehr für mich bereithalten wird.

Ein Glück, dass die Gegner Roboter sind. Ansonsten würde auffallen, dass sie alle gleich aussehen.

Wenig überraschend ist auch die Hintergrundgeschichte: Ich verkörpere einen hochgerüsteten Supersoldaten in futuristischem Kampfanzug, der gegen Aliens kämpft, die offenbar die Erde in ihrem Würgegriff halten. In Zwischensequenzen tauscht der Protagonist stupide Macho-Sprüche mit seinen Kameraden aus, er sieht durchschnittlich aus, sein Kampfanzug ist grau. Zu allem Überfluss heißt er auch noch Jim - beinahe wirkt diese Mittelmäßigkeit unfreiwillig komisch, manchmal habe ich befürchtet, dass sich Jim gleich eine Zigarre anzündet und sich kraftvoll in den Schritt greift, laut lachend und mit Pilotenbrille auf dem Kampfhelm. Die gegnerischen Aliens sind ihrerseits Roboter, einige sind zu Fuß unterwegs, andere schweben herum. Schlechte Versionen der Zylonen aus Kampfstern Galactica - ich meine die alte Serie, nicht den Reboot. Manche haben Schilde und benötigen deshalb ein paar mehr Schüsse, bevor sie effektvoll explodieren wie das Klischee von einem Videospiel-Ölfass.

Wer überleben will, sollte bei Ironfall Invasion regelmäßig in Deckung gehen.

Wäre der 3DS die grafisch leistungsfähigste Konsole, die derzeit erhältlich ist, wäre Ironfall Invasion sicher beeindruckend. Das Spiel holt das letzte aus dem Gerät heraus. Das Letzte ist im Fall des 3DS nur dummerweise nicht besonders viel, weshalb das Spiel aussieht wie ein Ego-Shooter, der irgendwo zwischen Nintendo 64 und GameCube hängengeblieben ist. Willkommen zurück, matschige Texturen! Schön, euch wiederzusehen, stets gleich aussehende Räume! Lang nicht mehr gesehen, Charaktermodelle aus gefühlten vier Polygonen! Warum noch mal habe ich euch nicht vermisst?

Zwei Pluspunkte hat Ironfall Invasion dann doch. Erstens: den Multiplayer-Modus. Seltsam, aber wahr: Indem alle Spieler mit den gleichen Steuerungsproblemen zu kämpfen haben, wirkt das Spiel plötzlich fair. Einige von ihnen scheinen es auch tatsächlich geschafft zu haben, ein gutes Gefühl für den C-Stick zu bekommen, andere kämpfen noch damit, sich umzudrehen und werden derweil handlungsunfähig von hinten über den Haufen geschossen. Leidensgenossen, ihr habt mein Mitgefühl. Alle anderen, ihr habt meine Bewunderung. Zweiter Pluspunkt: Das Spiel gibt's in Nintendos eShop kostenlos, verfügbar sind in dieser Version allerdings nur die erste Singleplayer-Mission und ein eingedampfter Multiplayer-Modus. Die Vollversionen beider Modi sind jeweils als DLC erhältlich. Wer möchte, kann also erst einmal ausprobieren, ob sein rechter Daumen genauso schmerzvoll auf die Steuerung reagiert wie meiner.

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Markus Grundmann Avatar
Markus Grundmann: Seine ersten Videospiele konsumierte Markus auf dem Game Boy. Heute spielt er so ziemlich alles, bei dem er auf Knöpfe drücken kann – mit besonderer Vorliebe für Nintendo und extravagante Indie-Titel.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

In diesem artikel

Ironfall Invasion

Nintendo 3DS

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