Ist eine Nintendo Switch 2 wirklich ein so sicherer Hit?
Wir alle wollen sie. Aber wollen wir sie wirklich? Über die Schwierigkeiten eine der coolsten Konsolen aller Zeiten fortzusetzen.
Zugegeben: Wir haben keine Ahnung, welche der seit Jahren im Umlauf befindlichen Gerüchte zu einer zweiten Switch der Wahrheit entsprechen. Und natürlich, korrigiert mich bitte, wenn mir meine Wahrnehmung einen Streich spielt. Aber ich hatte bei keinem anderen Konsolenhersteller, PlayStation-Macher Sony insbesondere, je das Gefühl, dass man sich dem öffentlichen Dialog über das, was nach der aktuellen Konsole kommt, so rigoros entzog wie Nintendo bis zuletzt in Sachen Switch 2.
Mittlerweile hat der Konzern aus Kyoto bestätigt, dass man noch im Laufe des Geschäftsjahres über den Nachfolger der Konsole sprechen werde. Aber bis dahin wurde hauptsächlich dementiert oder geschwiegen, noch als alarmierend viele Mitglieder der Core-Zielgruppe begannen, die erste Switch austechnischen Gründen zu meiden. Gefühlt sind die Leute schon länger bereit für einen Nachfolger und das anhaltende Schweigen hat mich wirklich zum Grübeln gebracht. Mittlerweile verstehe ich – denke ich –, wieso das so war: Den Erfolg der Switch zu wiederholen, ist schwieriger als man meinen könnte.
Die Geister vergangener Hardware-Flops
Bei Nintendo spuken noch die Geister vergangener Konsolengenerationen: Als der vermutlich verspielteste der drei Plattformhersteller hatte das Unternehmen seit dem SNES immer dann Erfolg mit einer neuen Konsole, wenn man sich gegen den Trend einer einfachen Evolution auflehnte und aus dem Bits-zählenden Pferdestärken-Wettrüsten ausstieg. Nintendo begeisterte die Massen, wenn es etwas lieferte, was sonst niemand machte.
Nintendos beste Konsolen der Neuzeit – der DS, die Wii und die Switch – wirkten immer entschieden kreativer und meist auch ganzheitlicher als das, was davor kam. Fast immer stellten sie einen Paradigmenwechsel dar. Beim DS konnte man die Spiele endlich “anfassen”, die Wii öffnete Horizonte in Sachen intuitivem, inklusivem Spielen und die Switch stellte die steile These auf, dass flexibles Überall-und-jederzeit-Gaming der Schlüssel dazu ist, dem Medium reuig entwachsene Gamer und Leute, die nie oder nur gelegentlich spielten, vor der Konsole zu vereinen. Allesamt wagemutig voranstürmende Plattformen, denen niemand hinterherzurennen wagte.
Auf der anderen Seite stehen Nintendos eher konventionelle, lineare Upgrades dessen, was davor kam: Der Gamecube war niedlich und korrigierte ein paar (aber nicht alle) Versäumnisse des N64, wirkte davon abgesehen aber wie eine unter vielen. Ein schlechter Stand, wenn die legendäre In-House-Spiele-Abteilung gerade schwächelt, während die Konkurrenz entweder mehr Cutting Edge erscheint (Xbox) oder den Zeitgeist besser einfängt (PS2). Der 3DS war ebenfalls eine simple Weiterentwicklung des DS und hatte dem älteren Handheld ein kurzfristig verblüffendes Feature voraus, das man irgendwann aber abstellte, um Batterie zu sparen. Resultat: Kein Flop, aber nur halb so viele verkaufte Einheiten wie der DS.
Auch die Wii U hatte das Problem
Dann wäre da die Wii U, wo die Parallelen auf den ersten Blick nicht so wie mit dem Lineal gezogen wirken. Dennoch sind sie da, denn in der Nachbetrachtung wirkt die Konsole wie Nintendos erster Versuch, die Qualitäten zweier Vorgänger – Wii und DS – auf gerader Linie in einem Gerät zu vereinen. Etwas, das die Switch heute besser hinbekommt - so war die Wii U nur auf dem Papier einzigartig. Neu davon war Nintendo-Spielern nichts. Nintendos viel zu früh verstorbener Präsident Satoru Iwata sagte selbst einmal, dass man das Ziel verfehlt hätte, das Wii-U-Erlebnis so einzigartig wirken zu lassen, wie man das ursprünglich vorhatte.
Nicht zu vergessen sei auch der Name, der für Verwirrung sorgte, wie sich Wii und Wii U nun zueinander verhielten. Nicht wenige sind der Meinung, er sei kein zu unterschätzender Faktor gewesen, dass die Wii U floppte.
Trotzdem jammern wir Core-Fans, die wir verständlicherweise einfach nur all die schönen Spiele endlich wieder ohne Ruckler spielen wollen. Ein einfaches Upgrade. Was kann daran so schwer sein? Nun, wie die Geschichte zeigt und wenn man Nintendo fragt, offensichtlich so einiges. Vom Namen bis zur Hardware haben einfache, lineare Weiterentwicklungen Nintendo in der Vergangenheit eher in Schwierigkeiten gebracht.
Alles, nur nicht einfach
Es würde mich nicht wundern, wenn Nintendo gewissermaßen gefangen wäre (oder war, denn irgendeine Lösung scheint der Kyotoer Konzern für sich gefunden zu haben). Auf der einen Seite die Sorge, mit einem simplen Nachfolger die Geschichte zu wiederholen und das Transformative zu verlieren, das seine größten Erfolge so auszeichnete und über Jahre hinaus in aller Munde hielt. Auf der anderen die Angst, den Schwung verpuffen zu lassen, den die Switch in sieben immens erfolgreichen Jahren am Markt aufgebaut hat. Keine beneidenswerte Situation, dafür sollten wir Verständnis zeigen.
Wie Nintendos Antwort auch ausfällt, wenn noch im laufenden Geschäftsjahr das neue Gerät vorgestellt wird: Auch wir sollten uns fragen, warum wir Nintendo lieben. Egal, wie hoch der Hunger nach “dem gleichen Gerät in besser” auch ist – am Ende wollen wir doch, dass sich Nintendo treu bleibt und uns auch in Zukunft mit Ideen überrascht, die wir so nicht auf dem Zettel hatten.
Geigt mir eure Meinung in den Kommentaren.