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Ist Star Fox Zero die Auferstehung eines Klassikers?

Mit PlatinumGames' Hilfe zum Sieg?

Vor der ersten Konfrontation mit Star Fox Zero musste ich ein wenig mein Gedächtnis auffrischen. Immerhin ist der neueste Teil eine Art Re-Imagening der Serie und bezieht seinen größten Einfluss aus dem N64-Klassiker Lylat Wars, von vielen Fans als eines der besten Spiele aller Zeiten tituliert. Am Vorabend also schnell die Wii ausgepackt und das gute Stück über die Virtual Console geladen.

Was soll ich sagen? Lylat Wars hat es noch immer drauf! Die lockere Steuerung funktioniert auch heute tadellos, das Spielgefühl ist großartig und der arcadige Levelaufbau sorgt für ein flottes Tempo. Allein die kurze Spielzeit, schreckliche Weitsicht und fehlende optische Ankerpunkte in freien Weltraumkämpfen kann man dem Spiel aus heutiger Sicht vorwerfen. Selten ist ein N64-Titel dermaßen gut gealtert, dass er mich nach 18-jähriger Pause so begeistern kann.

Ziemlich hoch angesetzt waren daher meine Erwartungen einen Tag später auf dem Nintendo-Event. Zwei kurze Abschnitte durfte ich in aller Ruhe ausprobieren und mir ein erstes Urteil bilden. „Joa, sieht aus und spielt sich wie Star Fox", schwirrte mir ständig im Kopf umher. Das ist prinzipiell nicht schlecht, nur leider deutete der fehlende Wow-Faktor auf meine größte Sorge hin: Ein wirklicher Schritt in nach vorne ist das nicht.

Auch wenn am Horizont alles schön aussieht, die Texturen auf dem Boden könnten keinen stärkeren Kontrast bilden.

Bevor jetzt alle entsetzt die Arme in die Luft reißen und entweder mich an den Pranger stellen oder dämliche Begriffe wie Nintendoomed gehässig in die Kommentare schreiben, lasst mich erneut sagen, dass es sich in der Demo nur um zwei relativ kleine Level handelte. Das restliche Spiel kann wesentlich interessantere Areale und Setpieces beinhalten, die mich in der fertigen Version vor Begeisterung von der Couch fegen. Aber nach der Demo blieb ich eben ein wenig unsicher zurück.

Grundsetzlich funktioniert alles hervorragend. Die Steuerung fühlt sich wie eine leicht überarbeitete Fassung der N64-Vorlage an und sämtliche Abschüsse und Barrel-Rolls ließen sich problemlos ausführen. Währenddessen gibt Peppy die üblichen Instruktionen, Falco protzt mit seiner überheblichen Art und Slippy glänzt erneut durch seine grenzenlose Nutzlosigkeit. Die Stimmung zwischen den Figuren hat sich in den vergangenen 18 Jahren nicht geändert und so oberflächlich die Charaktererisierung auch sein mag, würde ich es nicht anders haben wollen.

Der Verlauf der ersten Stage erinnert zunächst stark an den Beginn von Lylat Wars. Auch in Star Fox Zero startet ihr über blauem Meerwasser, bevor der Untergrund zu Cornerias Militärbasis wechselt. Wie im Original findet ihr unter Brücken und zerstörten Gebäudeteilen versteckte Power-up-Ringe, die wiederholte Durchgänge motivierend gestalten. Ob Star Fox Zero der Spielstruktur vergangener Teile folgt, konnte mir Nintendo nicht sagen. Damals waren die Level nach Planeten sortiert und man erreichte das Ende auf unterschiedlichen Wegen, was in Verbindung mit den versteckten Geheimnissen einen extrem hohen Wiederspielwert hatte.

Dieser Einführungskampf dauert ein wenig zu lange und bietet leider keinerlei Herausforderung.

Vollkommen neu ist die Möglichkeit, sich jederzeit auf Knopfdruck in einen wendigen Walker zu verwandelt, der über einen kleinen Düsenantrieb verfügt, um so schnelle Ausweichmanöver und Schwebeangriffe auszuführen. In der spielerischen sowie optischen Umsetzung dieser Mechanik zeigt sich ganz deutlich der Einfluss von PlatinumGames, die mit Bayonetta-2-Director Yusuke Hashimoto an der Spitze Nintendo bei der Entwicklung unterstützen. Die Animation der Verwandlung sieht klasse aus und das Spielgefühl des kleines Mechs ist trotz ungewohnter Steuerung einwandfrei. Im Demolevel musste ich kleinere Landroboter besiegen, indem ich ihren Schwachpunkt auf der Oberseite beschoss. Dank Schwebefunktion eine leichte Aufgabe.

Ich bin sehr gespannt, wie diese Neuerung im späteren Verlauf ins Spielgeschehen eingeflochten wird. Zwar gefiel mir die Steuerung überaus gut, nur fühlte sich die Action wegen der leeren Umgebung stark gedrosselt an. Ein großer Boss füllte im letzten Teil der Mission den Bildschirm, doch außerhalb der roten Todesmaschine sah es ziemlich trostlos aus. Schließlich orientiert sich das Leveldesign an den Flugsequenzen, die nicht zu überladen wirken dürfen. Wechselt das Geschehen allerdings auf den kleineren Mech oder ihr müsst bei einem Boss dasselbe Gebiet länger umkreisen, fällt die detailarme Umwelt plötzlich stark ins Gewicht. Ihr seht kaum mehr Gebäude oder Feinde als im N64-Original, was damals gemessen an den technischen Leistungen der Konsole verständlich war. Für einen Wii-U-Titel sieht es dagegen karg aus.

Der beste Teil des ersten Levels ist der abschließende Bosskampf, bei dem ihr ständig zwischen Außen- und Cockpit-Ansicht wechselt.

Vor allem im Hinblick auf PlatinumGames' Mitarbeit bereitet es mir Sorgen, sind ihre Spielwelten an Dichte normalerweise kaum zu übertreffen. Zum Vergleich muss man die Screenshots bloß mit denen aus Bayonetta 2 oder The Wonderful 101 vergleichen. Ein ähnliches Gefühl überkam mich in der zweiten Mission. Dort kämpft man inmitten einer Weltraumschlacht, deren Hintergrund neben ein paar hellen Pünktchen aus einer ziemlich trostlosen Weltraumstation bestand. Obwohl ich auf der einen Seite begeistert vom harmonischen Wechsel zwischen normaler Ansicht und Cockpit-Steuerung über die Bewegungssensoren des Gamepads war, kostete die sterile Aufmachung einen Teil der Faszination.

Ich weiß, dass es ziemlich seltsam ist, wenn ich spielerisch überhaupt nichts am Titel auszusetzen habe und dennoch wenig begeistert bin. Vor allem, da ich optische Schwächen normalerweise gerne verzeihe. Aber hier hatte ich eher das Gefühl, eine frühe Alpha zu spielen, bei der die Level noch mit Inhalten gefüllt werden, um nicht alles so leer wirken zu lassen.

Deshalb warte ich gespannt auf die fertige Version und hoffe, dass Nintendo und PlatinumGames zusammen an dieser Schwäche arbeiten, um ein Star Fox zu erschaffen, das die Serie nach fast zwei Dekaden wieder an die Spitze führt, wo sie hingehört.

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