Jack Keane
Besser als Ankh!
Habt Ihr Ankh gespielt? Ich hoffe es, denn zweifelsfrei war das Adventure der deutschen Entwickler von Deck 13 ziemlich gut. Ziemlich gut, aber eben nicht perfekt. Ein bisschen erschien es mir, als würde es die Genre-Fangemeinde zu etwas erklären wollen, was es bei aller Liebe einfach nicht war: Ein neues Monkey Island. Das ist Jack Keane auch nicht, soviel vorweg. Aber es ist schon ein paar Schritte näher dran.
Vielleicht müssen jene von uns, die den recht tollpatischen und über alle Maßen liebenswürdigen Guybrush Threepwood anhimmeln, sich damit anfreunden, dass schon alleine wegen der romantischen Verklärung niemals wieder ein solch prägendes Spiel erscheinen wird. Dass Deck 13 jetzt ein neues Projekt fertiggestellt hat, darf uns natürlich trotzdem freuen.
Der neue Held des gleichnamigen Adventures heißt Jack Keane und segelt unter der Flagge von Publisher 10tacle. Jack macht das Genre zum Beruf – er ist ein (glückloser) Abenteurer. Zusammen mit seiner schwer gebeutelten Crew durchkreuzt der verschuldete Brite auf der Charming Princess, seinem treuen Klapperschiff, die Weltmeere. Der typische Antiheld - vielleicht mit einem Tick mehr Selbstsicherheit.
Schon zu Beginn des Spiels lernt Jack die kesse Amanda au Amerika kennen. Die anfänglich erfreulich nackige Erfahrung wird ihm zwar schon ziemlich bald zum Verhängnis, aber Euch gereicht sie zum Vorteil. Ihr dürft nämlich ab und zu in die Haut der ballernden Blondine schlüpfen und lernt die Geschichte so aus mehreren Perspektiven kennen.
Diese gestaltet sich dementsprechend auch sehr abwechslungsreich und nimmt schnell Tempo auf. Als Jack seinen Gläubigern eines Tages um Haaresbreite entkommt, stolpert er in sein erstes echtes Abenteuer. Ein Geheimagent will auf einer mysteriösen Insel namens Tooth Island abgeliefert werden. Was in schwindelerregenden Höhen am Tower von London beginnt, führt Euch also um die halbe Welt. Natürlich läuft dabei nichts so wie geplant, und es gilt so ganz nebenbei bald die zivilisierte Welt vor einem Verrückten zu retten. Zu einfach? Als Zusatz muss der Protagonist die eigene Vergangenheit bewältigen.
Freilich, hinter der hübschen Fassade der detailreichen Szenarios, über die hübsch animierte Figuren stapfen, verbirgt sich auch „nur“ ein klassisches Adventure. Zu diesen gehören natürlich knackige Rätsel. Die Entwickler haben sich wirklich viel Mühe gegeben, um hier für Abwechslung zu sorgen. Ab und zu gibt es sogar eine Rarität im Genre: Alternative Lösungswege.
Das Spektrum der Rätsel reicht von logisch (eine Riesennuss mit einem 50 Meter hohen Nussknacker öffnen) über langweilig (Dickicht mit dem Messer durchtrennen) und lustig (schwere Gegenstände auf Bösewichte werfen). Bis hin zu völlig abgedreht (drei absolut nicht zusammengehörende Dinge zu etwas kombinieren, das man im Vornherein nicht als Endergebnis vermuten kann) und unnötig (warum muss ich erst ein Feuer entfachen, wenn im naheliegenden Kamin bereits eines brennt?).
Hier steckt das Spiel im typischen Genrezwist: Zu einfach darf es nicht sein, für viele wird es dann aber auch recht schnell zu knackig. Auch in Jack Keane reicht eben manchmal nicht das löbliche 'um die Ecke denken' aus. In einer handvoll Situationen muss das Hirn gleich einen ganzen Slalomlauf leisten.