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James Bond 007: Blood Stone

Stein im Brett

Da die Kämpfe in den gezeigten, verwinkelten Abschnitten selten über Distanzen von mehr als zehn Metern verlaufen, spielt auch die rohe Hand-to-Hand-Gewalt eine prominente Rolle. In einem recht simplen System bricht Bond unaufmerksamen Gegnern auf Knopfdruck alle Knochen, einschließlich ansehnlicher Kamerazooms und schmerzverzerrter bis überraschter Gesichter der Gegner. Die Animationen für diese Ausschalt-Moves sind – soweit wir das im Rahmen der zwanzigminütigen Vorstellung beurteilen konnten – bisher vielfältig und in ihrer Brutalität und Effizienz Craigs Bond mindestens ebenbürtig. Insofern: Mission Accomplished.

Auch an Splinter Cell: Conviction erinnern die Fokus-Punkte, die ihr für das stille Ausknipsen von Feinden im Nahkampf erhaltet. Bis zu drei dieser Frei-Volltreffer erhaltet ihr pro Kill aus nächster Nähe. Anders als Sam Fishers Mark and Execute ist der Fokus-Modus aber nicht ganz so taktil. Löst ihn aus und Bonds nächste Kugel wandert mehr oder minder automatisch in den Schädel des Zieles. Natürlich war unser Vorspieler schon ziemlich geübt, aber man konnte dennoch erahnen, dass in den Blood-Stone-Arealen zwischen Kisten, patrouillierenden Feinden und fliegenden Fäusten ein angenehm temporeicher Spielfluss entsteht – trotz des Augenmerks auf leiseres Vorgehen.

Auch eine kurze Klettereinlage wurde gezeigt, als Bond wenig später in einem unterirdischen Tunnel vor einem gigantischen Bohrer fliehen musste. Die Hangelpassagen an diversen Rohren entlang konnten zwar noch nicht so wirklich überzeugen – ganz im Gegensatz zu dem netten Szenario, das einem guten Bond absolut würdig war – aber sie waren auch kurz und lockerten den bleihaltigen Ablauf willkommen auf.

Und dann wären da ja noch die Fahrsequenzen: Der Zu-Fuß-Anteil des Titels beträgt laut Thompson etwa 70 Prozent. Den Rest stellen Verfolgungsjagden und andere explosive Spritztouren in Bonds Aston Martin, allesamt fein säuberlich in die Handlung eingebettet – wenn auch mit (noch) etwas zu langen Ladenzeiten. Mit einem Verhältnis von 70 zu 30 bewegt sich Bizarre zwar etwas abseits seiner asphaltierten und nach verkokeltem Gummi riechende „Comfort-Zone" der Rennspiele, doch das muss zur Abwechslung mal keine schlechte Sache sein. „Wohldosiert und intensiv" will Bizarre diese Szenen haben und zumindest intensiv sind sie schon mal. Während der Third-Person-Part an Conviction gemahnte, kommen auf vier Rädern eher Assoziationen mit Split/Second auf, das pikanterweise im Frühjahr der Hauptkonkurrent von Bizarres exzellentem Blur war.

James Bond 007: Blood Stone - Trailer

Zwar lanciert ihr hier nicht selbst die Streckenzerstörung und auch Maschinengewehre, die aus den Frontscheinwerfern von Bonds hübsch nachgebildeten Aston Martin die Handlanger des Oberbösewichtes in eine Zahl in der Verkehrsstatistik verwandeln, sucht ihr hier vergebens. Dennoch ist es aller Ehren wert, wie in Blood Stone unter großem Getöse Tankstellen förmlich verpuffen und Stahltanks auf die Strecke kippen. Das Fahrgefühl gibt sich Bizarre-typisch: Leicht erlernbares Modell mit in den Kofferräumen der angenehm schweren Karossen versteckter Spieltiefe. Wer nicht weiß, wo die Bremse ist, spielt einige Abschnitte dieser kurzen Vollgas-Sequenzen zwangsweise mehrmals.

Optisch macht der Titel eine vollkommen zufriedenstellende, abwechslungsreiche, nicht aber herausragende Figur. Aber was tut das schon noch in einer Hardware-Generation, die mittlerweile fünf Jahre auf dem Buckel hat? Außerdem ist es bis zum November noch eine Weile hin. Bis dahin hören wir hoffentlich auch mehr von den umfangreichen Mehrspielermodi für bis zu 16 Spieler, die sich hauptsächlich um den Shooter-Part drehen sollen und laut Bizarre einige interessante Variationen der Ur-Formel aufweisen – Erfahrungspunkte für Ränge und Kostüme inklusive.

Es mag nicht das inspirierteste Konzept sein und die Mischung aus Autofahren und Duck-and-Cover-Shooter reichlich zerfahren erscheinen, im Kontext eines neuen Bond-Abenteuers könnte daraus aber ein überaus motivierendes Ganzes entstehen. Dem Thema ist das Gameplay jedenfalls absolut angemessen: Was sollte man in einem Spiel über Superagenten und entführte Wissenschaftler mit der Bauanleitung für die Doomsday-Maschine auch großartig anderes machen?

Was ich aber bisher sehen und spielen konnte, macht jedenfalls nicht nur Lust auf das Spiel, seit gestern wünsche ich mir sogar umso mehr, dass MGM möglichst bald einen potenten Geldgeber für einen dritten Daniel-Craig-Bond findet. Und wenn das kein Kompliment für den Titel ist, dann weiß ich nicht mehr.

James Bond 007: Blood Stone erscheint im November für PS3, Xbox 360 und PC.

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