James Bond: Ein Quantum Trost
Gerührt, nicht geschüttelt
Skeptisch beäugte die Fangemeinde die Ankündigung einer eher ungewöhnlichen Bond-Umsetzung, die auf dem Papier mehr nach Shooter als nach Agentenspiel aussah. Unterstützt durch die sehr ballerlastige Präsentation wirkte Ein Quantum Trost auf den ersten Blick wie ein Call of Duty-Verschnitt mit anderen Charaktermodellen und dezent schlechterer Grafik. Der neue Bond Daniel Craig überzeugt zwar vor allem durch seine Körperlichkeit, doch so ganz ohne Eleganz und Zusatz-Schnickschnack schien das Konzept einfach nicht aufzugehen.
Zumindest in diesem Punkt kann man nach unserer exklusiven Hands On-Session Entwarnung geben. Ein Quantum Trost ist kein verkappter Shooter im Bond-Kleid, sondern ein vielseitiges Actionspiel mit hervorragenden Feuergefechten, abwechslungsreichen Leveln und sogar ein paar glaubwürdigen Schleicheinlagen. Vor allem da sich der Titel zusätzlich noch um den ersten Craig-Film Casino Royale kümmert, bietet er ein interessantes Paket, das ohne Probleme als beste Filmumsetzung 2008 punkten dürfte.
Auch was die Inszenierung angeht, scheint der Titel seinem Vorbild gerecht zu werden. Gleich der erste Level aus dem Ein Quantum Trost-Teil begeistert mit einer wilden Verfolgungsjagd durch eine explodierende Kanalisation. Bond ist hinter einem einzelnen Mann her, der von fremden Häschern abgeschirmt wird. Der Name des Gejagten bleibt ungeklärt, ebenso wie seine Funktion. Treyarch musste die Zwischensequenzen rausschneiden, damit nichts, aber auch gar nichts von der Story verraten wird.
So jagt unser fantastisch digitalisierter Held durch dunkle Gänge, erschießt plötzlich auftauchende Feinde und wird in harte Auseinandersetzungen verstrickt. Um das Geschehen eindrucksvoll in Szene zu setzen, werden geskriptete Ereignisse in Zeitlupe dargestellt. Zum Beispiel brechen dicke Säulen zusammen und schlagen breite Schneisen in die Levelgeometrie. Momentan bremsen diese wilden Kameraschwenks zwar das Spielgeschehen, laut den Entwicklern wird an diesen Elementen aber noch gearbeitet.
Optisch liefert der Titel dank der Call of Duty 4-Engine gehobene Mittelklasse. Während die erstklassigen Charaktermodelle samt glaubwürdiger Animationen sofort begeistern, wirken einige matschige Texturen noch unfertig. Auch präsentiert sich das Physik-System nicht immer schlüssig. Manche Gegenstände werden in Folge eines Treffers durch die Gegend geschleudert, andere bleiben dagegen felsenfest stehen, sind aber wenigstens kugeldurchlässig. Tadellos präsentiert sich derweil die Steuerung, die nahezu eins zu eins von Infinity Wards Kriegs-Epos übernommen wurde und entsprechend locker von der Hand geht.
In einer trüb beleuchteten Halle ist der wilde Sturmlauf dann aber erst einmal zu Ende. Gleich mehrere Bösewichter haben sich hinter Säulen und Maschinenteilen verschanzt. Bond muss selbst in Deckung gehen und presst sich hinter eine dicke Betonwand. Schüsse prasseln gegen das Gestein und lassen ihm kaum Zeit zum Atmen. Gegenstände fliegen durch die Luft und der ganze Bildschirm bebt. Dann, nach knapp einer Minute, fliegt eine Handgranate auf ihn zu.
Langes Ausruhen ist gerade auf den höheren Schwierigkeitsgraden keine Option. Die aufgeweckten Gegner versuchen Euch zu umgehen, geben sich gegenseitig Feuerschutz und nutzen Sprengmaterial, um Euch aus der Deckung zu locken. Gut, dass unser Superagent auf Knopfdruck einfach hinter das nächste Trümmerteil hechtet und so wieder vor den Attacken sicher ist. Immer nur kurz auftauchen, ein paar Treffer anbringen, Stellung wechseln und selbst Granaten werfen. Ein wildes, hartes Feuergefecht bricht aus, das sich über mehrere Minuten hinzieht. Zur Auflockerung lassen sich die zerstörbaren Elemente der Levelumgebung, beispielsweise Generatoren und Scheinwerfer, als Waffe missbrauchen. Mit ein paar gezielten Schüssen werden die rot schimmernden Gebilde in die Luft gejagt und nahe Gegner gleich mit.