James Cameron's Avatar: The Game
Wer hat schon 3D?
Das Klima ist perfekt. 37 Grad, extrem hohe Luftfeuchtigkeit, der Schweiß fließt und trotzdem braucht man die volle Aufmerksamkeit. Mit anderen Worten: Dem viel zu guten Wetter der gamescon sei dank, konnte Ubisoft während seiner Präsentation von Avatar perfekt die Dschungelumgebung auf dem von James Cameron erdachten Planeten Pandora simulieren.
Um zu wissen, worum es hier überhaupt geht, muss man ein wenig ausholen. 14 Jahre, um genau zu sein. So lange werkelt der Titanic- und Aliens-Regisseur bereits an seiner Idee für einen mehr oder weniger revolutionären Science-Fiction-Streifen. Warum das doch etwas dauerte, wird dem geneigten Genre-Fan nicht sofort beim Lesen der Story klar. Diese hätte auch mit Leichtigkeit an einem Wochenende reifen können, speziell beim Anschauen des wenig SF-lastigen Disney-Streifens Pocahontas.
In der Zukunft fällt die Menschheit auf dem Planeten Pandora ein. Wertvolle Rohstoffe, Schätze, Gold, der Bogen zu den Conquistadores lässt sich schnell spannen. Nur unbewohnt sind die bewehrten Gebiete auch diesmal nicht. Die sehr hoch entwickelte lokale Alienrasse nennt sich Na'vi und mag es als naturverbundenes Völkchen gar nicht, dass auf einmal Raubbau betrieben werden soll.
Und auch wenn ihre Waffen eigentlich alles andere als High-Tech darstellen, entpuppen sich Keulen und Bögen, geschickt eingesetzt, als sehr effektiv. Praktisch als Bonus gibt es noch die gesamte wehrhafte Fauna und Flora der neuen Welt dazu. Fleischfressende Bäume, seltsam gefleckte Raubkatzen und extrem große Saurier. Alles dabei.
14 Jahre? Dafür? Sicher nicht. Aber Cameron wollte visuell das Ganze so inszenieren, dass es den Kinobesucher erschüttert. Und falls es euch in den letzten zwölf Monaten noch nicht auffiel: 3D ist im Kino angekommen. In aller Glorie. Dank frischer Erweiterungen alter Ideen und der Perfektion der Technik von 2 HD Kameralinsen stören die neuen Brillen nicht mehr oder weniger als jede andere. Der Effekt ist beachtlich und die volle Farbtiefe und Bildschärfe bleibt gewahrt. Cameron setzt voll auf dieses Spielchen und Avatar präsentiert sich von vorn bis hinten in 3D. Schon bald in einem geeigneten Kino in eurer Nähe.
Wahrscheinlich nicht ganz so nah dürfte der nächste Laden liegen, der euch das perfekte Display für das „Spiel zum Film“ verkauft. Der Entwickler schätzt diese Formulierung natürlich gar nicht. Schließlich gibt es in der Spielebranche kaum etwas, was mit einem so ramponierten Ruf wie Filmumsetzungen aufwarten kann. Und eigentlich tut es dem Ansatz von Avatar auch ein wenig unrecht, aber dazu später mehr. Erst einmal präsentiert sich das Game komplett in 3D, einen für aktuell ungefähr 8000 Euro vertriebenen Spezial-TFT vorausgesetzt. Echtes 3D. Mit Brille und Tiefeneffekt. Ich will hier nicht lügen, das sieht wahnwitzig nett aus. Der Saurier lehnen sich bösartig aus dem Screen heraus, der Dschungel wirkt, als müsste man nur hineingreifen, um fremdartige Früchte herauspflücken zu können. Und das Gefühl plastischer Tiefe zu Freund und Feind ist erstaunlich überzeugend.
Nur setzte nach ungefähr 15 Minuten beim Spielen ein sehr ähnliches Resultat wie beim Betrachten eines hochauflösenden Films ein. Die ersten Minuten springt einem eine neue Welt ins Wohnzimmer. Erlösung, Offenbarung und vieles mehr. Dann verblasst der Effekt graduell und trotzdem zügig. Man beginnt eben immer mehr auf das Spiel und weniger auf die optische Wirkung zu achten.
Meine persönliche Erfahrung nach 15 Minuten war, dass die subtropischen Temperaturen des Messezimmers schon bald wesentlich intensiver zur Atmosphäre des Dschungels beitrugen als die 3D-Tricks. Ihr konzentriert euch auf das Fadenkreuz und das Ziel, auf die Mini-Map und die zu sammelnden Items - und mitunter auch auf eure Teamkameraden. All das lässt euch wenig Zeit für Sightseeing. Erst wenn es wieder in die Zwischensequenzen geht, wenn ihr aus der aktiven in die passive Rolle gestoßen werdet, erobert sich das aktuell vielleicht teuerste Gamingzubehör eure Aufmerksamkeit zurück.