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Jane’s Advanced Strike Fighters - Test

Mehr als ein Jahrzehnt und DAS ist es, womit der Name zurückkehrt?!?

Nummer Drei in dieser erstaunlich Flugsimulations-gefüllten Woche und es ist ein Abschluss in Unwürden. Dabei hätte nach dem Blick auf das Cover doch alles so schön werden sollen. Die Jane's-Reihe war bis zur Jahrtausendwende Electronic Arts' Steckenpferd im Hardcore-Simulationsbereich und ließ dort Hubschrauber und Jets unter Anleitung dicker Handbücher abheben. Falcon 4 war noch etwas härter, aber auch Jane's fuhr schon auf dieser Spur ganz gut.

Umso größer die Freude natürlich, endlich mal, nach über einem Jahrzehnt, den bekannten Namen wiederzusehen. Auch nicht bei EA, also, Chance auf ein Nischengenre gestiegen. Hässlich, mit einem belanglosen Flieger drauf, ist die Box auch noch, das muss doch eine Simulation sein...

Nach vier Minuten in den Lüften von Jane's Advanced Strike Fighters folgt die Ernüchterung. Der Joystick ließ sich dermaßen umständlich und dämlich konfigurieren, weil das hier keine Simulation ist, sondern ein Pad-ausgerichtetes Ballergame. Ohne Wenn und Aber. Gas, Bremse, Raketen, nächstes Ziel, mehr braucht Maverick nicht. Gut, dann halt den Sessel in die hintere Position konfiguriert, ein bisschen Action-Dogfight ist ja auch nicht verkehrt. Sprach der Tester und döste nach einem Stündchen weg.

Jane's Advanced Strike Fighters - Trailer

Fangt das nicht zu später Stunde an, ich sage euch, ihr schlaft einfach mit dem Pad in der Hand ein. Keines der 30 Flugzeuge, einige davon bekannt und beliebt aus echten Simulationen, ist etwas Besonderes oder fliegt sich ernsthaft wie sein Vorbild. Aber eben doch wieder leider so "realistisch", dass auch kein Top-Gun-Lovin'-Feeling aufkommen will. Das trifft nicht auf die Waffen zu. Jeder Jet hat sein festes Arsenal an Raketen und Bomben, anpassen lässt es sich nicht und ihr habt einen unbegrenzten Vorrat an Bord. Feuer frei.

Angesichts der Vielzahl der Feinde der drögen Kampagne, die im fiktiven Land Elbogistan (den vom Spiel erfundenen Namen hab ich vergessen, aber es spielt auch keine Rolle) den Himmel unsicher machen, ist das wohl auch nötig. Der böse "Norden" hat scheinbar genug Kanonenfutter und Raketen, wir im guten "Süden" haben nur die Raketen. Reicht auch. Immer schön drehen und feuern, wird schon was werden. Hört ihr auf zu drehen, ist übrigens schnell Schluss. Ganz billig kommt das Spiel nun auch nicht daher, der eigene Jet hält nicht sonderlich viel aus.

Spannender macht das die Luftkämpfe nur bedingt. Was der KI fehlt, wird durch Masse ausgeglichen und ihr fehlt einiges. So wie auch den Missionen der Mut fehlt, das Terrain einer dynamische Kampagne zu betreten, wie auch der Mut, euch mehr machen zu lassen als endlose Dogfights, Anflüge auf verdächtig stabile Bodenziele oder beides in Kombination. Zugegeben, viel größer ist das Angriffs-Aufgabenfeld der meisten Jets nicht, aber kommt schon! Irgendwas, was sich nicht wie eine zufallsgenerierte Mission anfühlt, bitte! Nicht mal Wingmen gibt es! Was ist das hier? 1988?

Zumindest fühlt sich die Kampagne nicht nur lang an, sie ist es auch. Damit kann man schon ein paar belanglose Abende totschlagen. Erstaunlicherweise sieht es im Multiplayer-Modus weit besser aus. Theoretisch zumindest, praktisch saß ich sowohl am PC wie auch an der PS3 vor nahezu leeren Servern. Tauchten doch mal ein paar Leute auf, gab es ein paar echt nette Runden Team-Dogfight und Basen-Angriffe beziehungsweise -Verteidigungen. Ich will nicht lügen, als netter Action-Baller-Pseudo-Simulator war das durchaus erfreulich. Schade, dass keiner auch nur zwei Missionen lang in der Kampagne mitmachen wollte, die sich zu viert spielen lässt. Echte Wingmen sind die Besten, aber nur, wenn sie auch für einen da sind. Oder überhaupt da sind.

Aber vielleicht sind sie ja auch nur vor der sehr, sehr, sehr, mittelmäßigen Grafik geflüchtet. Was auf der PS3 nicht ganz so dramatisch ins Auge fällt und als authentischer Durchschnitt davonkommt, kann auf der hohen PC-Auflösung keine Sekunde täuschen. Ich bin mit ziemlich sicher, dass eine HD-Version der alten Jane's-Simulationen auch nicht groß anders wirken würde. Nur die Explosionen waren damals sogar in Low-Res hübscher. Und was den PC angeht, ist es ehrlich gesagt sogar eine Schande. Nicht mal so sehr die Optik im Spiel, vielmehr alles an Technik drumherum. Kaum Einstellungsmöglichkeiten, keine Stick-Kalibrierung - erstaunlich überhaupt, dass sie nur für dieses Spiel plötzlich nötig ist - und wenn man schon einen billigen Konsolenport rüberzieht, dann sollte wenigstens das Pad vom Start weg unterstützt werden. Man kann halbwegs mit dem Keyboard spielen, aber ist das der Weg, den eine Action-FluSi gehen sollte? Schande.

Das große Highlight in der technischen Gestaltung ist das Land Absurdistan selbst. 65.000 Quadratmeilen sind ziemlich groß, es gibt ein paar nette Städte, Berge, Wüsten und Fabrikanlagen und alles zusammen wirkt das hier in der Ausführung noch toter als jede Modelleisenbahn, die direkt aus dem Starterset kam. Die bewegt sich wenigstens, hier tut sich nichts, wenn es nicht gerade als Missionsziel deklariert wurde. Und selbst dann ist es meist starr und verschreckt in die grau-braun-grünen Hügel gedrückt.

Ganz ehrlich, bevor ich Jane's Advanced Strike Fighters spiele, drehe ich lieber noch mal mit HAWX 2 eine Runde und das ist nichts, was ich leichtfertig sage. Eine so generische, nach allen Standardpunkten ohne ein Extra zu streifen abgearbeitete Kampagne kommt einem nicht alle Tage unter. Es ist wirklich schade um die Multiplayer-Modi, dass das hier keiner spielen will. Seid ihr in einer festen Gruppe von zehn bis 16 Leuten unterwegs - sehr unwahrscheinlich, ich weiß -, dann ist das hier ganz ... unterhaltsam. Nicht großartig, nicht mal wirklich richtig gut, aber hey, man kann es fast Spaß nennen. Letztlich aber auch egal. Simulations-Fans winken eh ab, Action-Spieler bleiben auf dem Battlefield oder von mit aus bei HAWX. Das hier ist billige Ramschware und in dieser Umsetzung insbesondere für die PC-Spieler ein Schlag ins Gesicht.

4 / 10

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