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Jesse Schell: Microsofts größter Fehler war, auf die Kunden zu hören

Die Kunden wollen immer das Gleiche und mögen keine Veränderungen.

Nach Ansicht von Game Designer Jesse Schell war Microsofts größter Fehler, dass man bei der Xbox One wieder zurückgerudert ist und ursprünglich geplante Features gestrichen hat.

„Eure Kunden wollen, dass ihr euch nicht verändert, selbst wenn euch das ruiniert", so Schell im Gespräch mit GamesIndustry. „Aus irgendeinem Grund dachte Microsoft wohl, dass dies nicht stimmt oder kein Problem wäre."

„Die Realität ist, dass sie nicht das tun können, was die Kunden wollen. Im Grunde sagten sie: 'Wir werden wie Steam sein. Ihr mögt Steam, nicht wahr?' Und wir alle sagten: 'Nein, wir hassen das. Wir hassen euch. Ihr seid Idioten, wenn ihr das tut.' Sie sagten einfach, 'wir werden diese neue Sache machen.' Und die Kunden antworteten, 'nein, das wollen wir nicht, wir hassen das' - obwohl es eigentlich das ist, was sie wirklich wollen und letzten Endes kaufen werden."

„Microsoft musste nun also sagen, dass sie all das nicht machen werden. Aber irgendjemand wird es tun", so Schell.

„So läuft es immer. Das ist das Dilemma eines Wegbereiters. Warum scheitern große Unternehmen, wenn sich die Technologie verändert? Es passiert in jeder Industrie, aber wie sieht das Muster dahinter aus? Was machen sie alle falsch? Jeder sagt: 'Oh, weil sie dumm sind. Große Unternehmen sind dumm.' Sie können nicht dumm sein. Wie sind sie so groß geworden und es geblieben, wenn sie dumm sind? Microsoft ist nicht dumm."

Die Ursache liegt für ihn auf der Hand: „Es gibt einen Fehler, den sie alle machen. Und der ist, dass sie auf ihre Kunden hören."

Auch Valve sei heute nur so erfolgreich, weil es zuvor keine vergleichbare Plattform gegeben habe.

„Das Problem ist, dass die Hardcore-Leute immer das Gleiche wollen: 'Wir wollen genau das, was ihr uns zuvor gegeben habt, aber es muss völlig unterschiedlich sein.'"

„Wenn man etwas wirklich Anderes machen möchte - die Lösung für das Problem dieser Wegbereiter -, kann man nicht einfach seine große Marke nehmen und sagen, dass sich alles verändern wird. Man muss etwas nebenbei etablieren, doch davor sträuben sich große Unternehmen. Auf die Art und Weise hat es Valve [mit Steam] geschafft, weil sie zuvor nichts dergleichen hatten."

„Ich nehme an, wir werden irgendwann in einer solchen Welt leben. Aber werden wir das mit diesen Konsolen tun? Ich weiß es nicht. Es könnte sein, dass sich vielleicht irgendein Außenseiter erhebt. Oder auch Apple. Vielleicht findet jemand einen besseren Weg."

Mit Xbox One und PlayStation 4 haben Microsoft und Sony zudem erstmals die Möglichkeit, auf die aufstrebenden Mobile- und Tablet-Markt zu reagieren. Gänzlich überzeugt ist Schell jedoch nicht.

„Die E3 hat mich davon überzeugt, dass sie Schwierigkeiten haben werden", sagt er. „Ich habe nichts gesehen, dass mich davon überzeugt hätte, dass sie ihre Marktanteile zurückbekommen werden. Ich bin sicher, dass all die Konsolen in den kommenden Jahren Marktanteile verlieren werden, denn Tablets fressen ihre Marktanteile mehr und mehr auf. Und auch andere Plattformen werden sich erheben und einen Teil für sich beanspruchen."

„Was in den kommenden vier Jahren den größten Unterschied machen würde, wäre die Veröffentlichung eines großartigen Gaming-Tablets - ein echtes A-Klasse-Tablet für Spiele. Was das genau bedeutet, weiß ich nicht, vielleicht ein separater Hand-Controller. Und ich bin sicher, man könnte es ohne Probleme mit dem TV verbinden. Ich weiß nicht, wer so etwas machen könnte, aber ich habe nicht den Eindruck, dass es Microsoft, Sony oder... nun, wer weiß, was Nintendo noch in der Hinterhand hat?"

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