Jurassic World Evolution: Return to Jurassic Park ist der Schuss Nostalgie, auf den Dino-Fans gewartet haben
Am 10. Dezember dürfen Dino-Fans eine längst überfällig Zeitreise antreten.
"Versagt als Park-Sim, aber gefällt als virtueller Streichelzoo" - mit diesen Worten urteilte Kollege Alexander im Juni 2018 über Jurassic World Evolution. Doch auch die Kritiken vieler anderer Medien fielen eher verhalten aus und führten zu einer Metacritic-Durchschnittswertung von 69/100 Punkten für die PC-Fassung. Dino-Fans weltweit jedoch waren dem Spiel gegenüber deutlich positiver eingestellt und bescherten Entwicklerstudio Frontier Developments klingelnde Kassen. Sagenhaft: Nach knapp sieben Monaten hatte sich Jurassic World Evolution bereits über zwei Millionen Mal verkauft.
Kein Wunder also, dass die Briten mit Hauptsitz in Cambridge haufenweise Content nachschoben. Neben vier Dinosaurier Packs folgten mit "Dr. Wus Geheimnisse" und "Claires Zuflucht" gleich zwei Premium-DLCs. Im Rahmen von Gratis-Updates wurden außerdem Features wie ein Tag-Nacht-Zyklus, ein überarbeitetes KI-Verhalten und ein halbes Dutzend Saurier aus dem Kinofilm Jurassic World: Fallen Kingdom nachgerüstet.
Knapp eineinhalb Jahre nach Spielveröffentlichung folgt nun am 10. Dezember 2019 der nächste große Content-Rundumschlag. Return to Jurassic Park skizziert ein interessantes Was-wäre-wenn-Szenario und spielt kurz nach den Ereignissen des ersten Films. Das Abschalten des Sicherheitssystems durch den frustrierten Programmierer Dennis Nedry hat seine Spuren hinterlassen und vielen gefährlichen Urzeit-Reptilien ermöglicht, aus ihren Gehegen zu fliehen. Dazu gesellen sich die Schäden durch den Tropensturm, der in Spielbergs erstem Dino-Klassiker tobte.
Multimilliardär John Hammond will seinen ambitionierten Dino-Freizeitpark dennoch nicht aufgeben und beauftragt Dr. Ian Malcolm, Dr. Alan Grant, Dr. Ellie Sattler sowie den Jungspund Cabot Finch, die Anlage wieder auf Vordermann zu bringen. Was folgt, ist eine brandneue, in sieben Missionen aufgeteilte Story-Kampagne, die Kennern des Films bereits nach wenigen Minuten ein breites Grinsen aufs Gesicht zaubert.
Ein Grund hierfür ist der überzeugende Retro-Look. Sei es nun das ikonische Reetdach des Besucherzentrums, die mit Fackeln besetzten Parkeingangstore, die Lackfarbe der Ranger-Jeeps, der V-förmige Eingangsbereich der Schutzbunker oder die Tatsache, dass Gäste auf einem Helipad landen - man fühlt sich sofort ins Jahr 1993 zurückversetzt. Nicht zu vergessen das legendäre Raptoren-Gehege. Angefangen bei den Suchscheinwerfern auf dem Wachturm über die roten Alarmleuchten an den Ecken der Elektrozäune bis hin zum automatischen Schiebedach - die Liebe zum Detail ist allgegenwärtig.
Hinzu kommt: Gebäude, die nicht im Film zu sehen waren, aber spielmechanische Relevanz besitzen - wie etwa das Geothermie-Kraftwerk - fügen sich optisch ebenfalls gut ins Gesamtbild ein und zeigen, dass das Artdesign-Team seine Hausaufgaben gemacht hat.
Doch damit hört der Fan-Service nicht auf. Ob Ankylosaurus, Brachiosaurus, Parasaurolophus, Stegosaurus, Triceratops, Tyrannosaurus Rex oder Velociraptor - Frontier spendiert fast allen Sauriern brandneue Skins. Da Elemente aus Vergessene Welt: Jurassic Park ebenfalls Teil der Spielerfahrung sind, dürft ihr streckenweise sogar zwischen mehreren Retro-Skins wählen. Eine nette Idee! Genau wie die beiden Saurier-Neuzugänge.
Den Anfang macht der 1859 erstmals von Joseph Oberndorfer entdeckte Compsognathus (griechisch für "zierlicher Kiefer"). Der Winzling, der in Vergessene Welt sein Filmdebüt feierte, wiegt ausgewachsen höchstens 3,5 Kilogramm, gilt aufgrund seiner beeindruckenden Geschwindigkeit und Agilität aber immer noch als einer der gefährlichsten Fleischfresser des späten Jura-Zeitalters.
Zweiter Neuzugang ist der Pteranodon, ein Kurzschwanzflugsaurier mit einer Flügelspannweite von bis zu sieben Metern. Auch ihn dürft ihr im Spielverlauf heranzüchten und zur Schau stellen. Voraussetzung hierfür ist allerdings ein sündhaft teures, unfassbar großes Hightech-Vogelhaus, hier Aviarium genannt. Gespickt mit einer Vielzahl von röhrenartigen, komplett vergitterten Wegen schreiten Besucher darin umher und bewundern die anmutigen Könige der Lüfte. Ihr als Spieler wiederum überwacht die Aktivitäten im Aviarium mit Hilfe verschiedener Kameras, zwischen denen ihr auf Knopfdruck wechselt.
Schade: Zwar können die Pteranodons durch wetterbedingte Umstände auch aus ihrem millionenschweren Zuhause ausbrechen, dann jedoch flüchten sie umgehend in Richtung Horizont. Eine Gefahr für Parkbesucher oder andere Saurier stellen sie somit zu keiner Zeit dar.
Ganz anders sieht es mit den Sauriern am Boden aus. Sie greifen - je nachdem mit welcher Spezies man es zu tun hat - Ranger in Fahrzeugen nun erstmals auch aktiv an und können Vehikel sogar zum Umkippen bringen. Hat ein Ranger-Team nach einem solchen Vorfall keine Lebensenergie mehr, verschwindet es von der Bildfläche und muss durch ein neues ersetzt werden. Gelingt es euch dagegen, die Ranger-Einheit aus der Gefahrenzone zu manövrieren und zurück zur Basis zu lotsen, wird das Fahrzeug repariert und kann später wieder ganz regulär seinen Dienst verrichten.
Im Gegensatz zum bisherigen Status Quo injiziert Frontier den Dinos also endlich eine gewisse Bedrohlichkeit. Und zwar nicht nur im Premium-DLC, sondern dank des zeitgleich geplanten Patches auf Version 1.12 auch im Hauptspiel. Positiver Nebeneffekt: Ihr habt endlich wieder einen triftigen Grund, bereits fertig gestellte Parks noch einmal zu laden und weiter zu optimieren. Haben meine Mitarbeiter ausreichend Fluchtrouten? Oder soll ich noch mehr Tore ergänzen? Sollte ich in T-Rex-Gehegen über zusätzliche Sicherheitszonen nachdenken? Oder vertraue ich darauf, dass meine Ranger die Biester in Ernstfall mit der brandneuen Leuchtmunition ablenken? Solche und andere Überlegungen sorgen für zusätzliche Nervenkitzel und impfen auch bereits erhältlichem Content eine neue Dynamik ein.
Eine weitere interessante Neuerung sind Toilettenanlagen. Denn Besucher verspüren nun erstmals das Bedürfnis, sich erleichtern zu müssen. Entsprechend wichtig ist es, flächendeckend die dazu nötigen Einrichtungen zur Verfügung zu stellen. Doch Obacht: Nachlässigkeit beim Toilettenmanagement kann sich schnell rächen und für viel Frust bei euren Gästen sorgen.
Schön zudem, dass die Entwickler Spielern endlich eine solide Bandbreite an Dekorationselementen an die Hand geben und damit ein weiteres Feature ergänzen, das anfangs schmerzlich vermisst wurde. Wer mag, pflanzt nun zum Beispiel imposante Redwood-Mammutbäume, erhellt den Park bei Nacht mit Lichtern oder stellt Schilder auf, die den Weg zu den einzelnen Attraktionen weisen.
Klingt sowie alles ziemlich spannend? Durchaus. Etwas Bauchschmerzen bereitet mir allerdings der Umfang der DLC-Kampagne. Auf dem Hands-on-Event in München sprach Frontier von einer Spielzeit von lediglich knapp über fünf Stunden, um alle sieben Story-Missionen abzuschließen. Immerhin: Sämtliche Herausforderungs- und Sandbox-Level des Hauptspiels lassen sich noch einmal mit dem neuen 1993-Overlay erleben. Ob der geforderte Preis von 19,99 Euro tatsächlich gerechtfertigt ist, können wir euch allerdings erst ab dem 10. Dezember verlässlich sagen.
Entwickler/Publisher: Frontier Developments Erscheint für: PC, PS4 Xbox One- Geplante Veröffentlichung: 10. Dezember2019 - Angespielt auf Plattform: PC