Just Cause 2
I've been looking for freedom
Ein weiteres Spielzeug, das euch eine ganze Weile beschäftigen wird, ist der Greifhaken. Im ersten Spiel noch als eigene „Pistole“ vorhanden, ist er diesmal praktischerweise direkt am linken Unterarm befestigt und kann so jederzeit abgefeuert werden. Auch hier bieten sich einem vielfältige Einsatzmöglichkeiten. Gegner von einem Wachturm ziehen? Kein Problem. Einen Widersacher an einem fahrenden Auto befestigen und ihn von diesem mitschleifen lassen? Ein Kinderspiel. Wer will, kann damit sogar Fahrzeuge mit einem Helikopter transportieren und auf Feinde fallen lassen. Oder ihr tackert einen Soldaten an einer Gasflasche fest, feuert einmal darauf und seht zu, wie sie in den Himmel abhebt und den hilflosen Kontrahenten mit sich zieht.
Das sind nur jedoch einige der Möglichkeiten, die euch zur Verfügung stehen. Just Cause 2 lässt euch die Wahl, wie ihr es angehen wollt. Nimmt man nun Flugzeug, Auto, Boot oder Fallschirm zum Ziel? Sollte man lieber gleich zu Fuß angreifen oder vorher mit dem Kampfheli ein wenig aufräumen? Fragen über Fragen, die man zu jeder Zeit für sich selbst beantworten muss und eben auch kann.
Ein wenig aufpassen sollte man bei seinem Vorgehen aber doch. Insbesondere dann, wenn man etwa freundlich gesinnte NPCs beschützt. Auf der zuvor erwähnten Insel mit den Japanern aus dem Zweiten Weltkrieg fiel mein Truck, mit dem ich die hier verlorene Ladung zum Strand befördern sollte, dummerweise auf halber Strecke um. Kein Problem, dachte ich mir, und befestige das Fahrzeug mit dem Greifhaken am nächsten Baum. Dadurch kippte es zwar wieder auf alle vier Räder, allerdings stand mein Begleiter noch direkt davor und wurde von dem tonnenschweren Gefährt zermatscht. Blöd gelaufen.
Was ihr letztendlich aus diesem Spiel macht, liegt also in eurer Hand. Die Macher geben euch das Grundgerüst und die Missionen, für den Rest seid gewissermaßen ihr verantwortlich. Und genau darin wird für den einen oder anderen das Problem liegen. Wer mehr oder weniger an der Hand geführt werden will, ist hier falsch. Wer auf eine starke, tiefgründige Story steht, wird auch nicht unbedingt glücklich. Just Cause 2 ist einfach großes Popcorn-Kino in Spieleform, das sich selbst nicht ernst nimmt, häufig etwas verrückt und over the top ist, aber gleichzeitig eine Menge Spaß versprüht.
Und obendrein ist es noch ein optischer Leckerbissen. Seinerzeit sah der erste Teil zwar ganz gut aus, ist aber mittlerweile doch sichtlich gealtert. Just Cause 2 punktet heuer mit seiner gewaltigen Weitsicht, den abwechslungsreich gestalteten Inseln, den im Vergleich zum Vorgänger deutlich feineren Animationen und detaillierten Objekten. Wer auf Panau unterwegs ist, möchte am liebsten gleich dort Urlaub machen. Insbesondere, weil es immer wieder tolle Anblicke zu bestaunen gibt. Etwa dann, wenn man auf dem höchsten Gipfel steht und den Sonnenaufgang beobachtet oder mitten durch ein Gewitter fliegt, während der Regen vom Himmel peitscht und man weit unten die schimmernden Lichter der Großstadt sieht. Kurzum: Just Cause 2 ist eines der derzeit schönsten Open-World-Spiele.
Angesichts dieser Größe stören erfreulicherweise kaum Bugs das Spielvergnügen. In den 17 Stunden bis zum Ende der Story wurde lediglich zweimal in Nebenmissionen ein bestimmtes Ereignis nicht ausgelöst, wodurch ein Neustart vom letzten Checkpoint nötig war. Einmal landete Rico in einem Pier, nachdem er sich mit dem Greifhaken dorthin befördert hatte und irgendwie durch den Boden rutschte. Einzige Lösung: Alten Spielstand laden oder sich selbst in die Luft jagen, sofern genügend Sprengstoff in der Tasche steckt.
Just Cause 2 ist genau das geworden, was ich mir davon erhofft habe. Eine Weiterentwicklung des ersten Teils, die auf dessen Stärken aufbaut und bestimmte Elemente, etwa den Greifhaken oder die Nebenmissionen, sinnvoll verbessert. Ich liebe beide Spiele, weil sie einfach große Spielwiesen sind, auf denen man sich nach Lust und Laune austoben kann, ohne sich währenddessen großartig Gedanken über irgendwelche Konsequenzen machen zu müssen.
Die eigentliche Hauptstory hätte gerne noch ein wenig länger sein können und auch in den Ortschaften wäre sicherlich etwas mehr Variation möglich gewesen. So oder so macht Just Cause 2 aber einfach Spaß. Insbesondere dann, wenn man experimentierfreudig ist, bietet das Spiel wahnsinnig viele Optionen, um mit seiner Umgebung, den Objekten und Feinden diverse Dinge anzustellen. Wenn Avalanche den repetitiven Inhalt in einem etwaigen dritten Teil noch mehr vermindern kann, winkt vielleicht mal die 9 als Note. So bleibt es aber bei einer 8, weil gerade die mehr als 300 Locations im Spiel stets nur nach gleichem Muster lösbar sind und den Spaß auf Dauer doch ein klein wenig mindern. In punkto Neben- beziehungsweise Gruppenmissionen hat Just Cause 2 aber doch schon merklich zugelegt. Wer den Vorgänger gerne gespielt hat, kann beim Nachfolger daher unbesorgt zugreifen. Für alle anderen empfiehlt sich ein Blick auf die Demo, die für sämtliche Plattformen erhältlich ist.
Abschließend bleibt mir nur noch eins zu sagen: I've been looking for freedom. And i found it.
Just Cause 2 erscheint am 26. März 2010 für PC, Xbox 360 und PlayStation 3.