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Keine Ausreden mehr: Die Zeit ist reif, in Elite: Dangerous einzusteigen

Das Engineers-Update ist der größte Entwicklungssprung bisher.

Ähm... wow!? Hatte ich zum Verkaufsstart des Elite-Season-Pass namens Horizons noch ein Problem damit, für die Versprechen neuer Features gewissermaßen den Vollpreis eines Spiels vorzustrecken, muss ich heute vor Frontier wirklich zu Kreuze kriechen. Mit dem jüngsten Update, das Horizons unter dem Spitznamen "The Engineers" auf Version 2.1 bringt, ist meine Liebe für dieses Spiel wieder vollkommen neu entfacht. Die satten 8,4 GB, die nach einer ausgedehnten Betaphase gestern Abend hinzukamen, lassen keinerlei Ausreden bisher abwartender Spieler mehr zu. Sie ergänzen Elite um einiges an Charakter, Schönheit, Motivation und Möglichkeiten zur Individualisierung. Jetzt ist der Zeitpunkt einzusteigen.

Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wo ich anfangen soll. Die Patch-Notes sind ein halber Roman - und schlüsseln die Unterschiede zwischen den Verbesserungen, die Horizons-Besitzer und User des Basisspiels bekommen deutlich besser auf, als man es in einem Artikel könnte - aber unterm Strich muss man sagen, dass das Spiel ohne Horizons wirklich nur mehr wie ein Gerippe wirkt. Dabei ist das als Kompliment für Horizons gemeint und nicht als Kritik am "nackten" Elite: Dangerous. Wenn man einmal die frisch überarbeiteten und mittlerweile schlichtweg atemberaubenden Planetenoberflächen sieht, weiß man, das hier ist das Spiel, auf das man als junger Sternengucker ewig gewartet hat.

In VR trotz drastischen Hardware-Hungers vielleicht eines der beeindruckendsten Spiele. Hier der Anflug auf Felicit Farseers Engineer-Basis im Deciat System (1:26).Auf YouTube ansehen

Man kann nach dem Abheben sogar anhand der Reifenspuren seines futuristischen Marsmobils sehen, wo man langgefahren ist. Jede Landung und jeder Start auf und von einem Mond verblüffen aufs Neue. Aus kleinen Pocken auf einem steinernen Golfball werden allmählich kilometerhohe Berge. Und da das neue, dynamischere Missionssystem (das die Missionen nun zwar nach Rang einstuft, niederrangige Kommandanten aber nicht ausschließt) mit seinen neuerdings individualisierten Questgebern einen auch öfter auf diese Planeten schickt, kommt man noch häufiger ins Staunen, als ohnehin schon. Überhaupt gibt es mehr zu finden und entdecken: Nicht nur auf Planetenoberflächen findet man verlorene Fracht, abgestürzte Rettungskapseln und Materialien, sondern auch im All - vornehmlich, wenn mal wieder ein Feind in einem gleißenden Feuerball aufgegangen ist.

Diese Werkstoffe werden von den aktuell um die 30 Ingenieuren gebraucht, die in eigenen Außenposten jeweils ihren Spezialbereichen nachgehen. Sie tunen Schilde, Manövrierschubdüsen, Hyperraumantrieb und andere Komponenten auf verschiedene Weisen. Waffen können nach dem Zufallsprinzip Nebeneffekte bekommen, die etwa den Gegner überhitzen lassen oder die Schilde eines Flügelmannes aufladen. Als Gegenleistung müsst ihr ihnen nicht nur Zutaten bringen, sondern über Transaktionen natürlich auch ein Verhältnis zu ihnen aufbauen. So schaltet ihr nach und nach höherrangige Verbesserungen frei.

Klar, auch das ist ein Weg, der zu Grind führen kann, aber zum einen ist es immer die Frage, wie sehr man sich auf eine Sache versteift und zum anderen lohnt es sich durchaus, weil ihr eurem Schiff so eine persönliche Note verleiht. Einem einst zu trägen Kahn könnt ihr so zum Beispiel eine neue Leichtfüßigkeit beibringen, indem ihr seine Schubdüsen verbessern lasst. Und ein notorisch kurzbeiniges Schiff wie die Fer-de-Lance gewinnt so einige Lichtjahre Sprungreichweite hinzu - ein gewaltiger Flaschenhals in einem ansonsten tollen Schiff lässt sich so etwas abmildern.

Die neuen Planetenoberflächen laden zur Landung ein: In diesem Video habe ich die Rechnung aber ohne die brutale Schwerkraft dieses fremden Planeten gemacht. (1:53)Auf YouTube ansehen

Neue Missionsstruktur also, die mit Wendungen oder plötzlichen Zusatzzielen oder neuen Informationen im laufenden Einsatz überrascht, ein neues Craftingsystem und schönere Planeten und Raumstationen - darüber legt sich noch eine gewaltige Schicht kleinerer Verbesserungen, die das Spiel insgesamt einfach runder gestalten. Im Kampf spielen die endlich nützlichen Raketen und Torpedos nun eine gewichtigere Rolle. Sie fliegen jetzt deutlich schneller und sind wahre Modulkiller, wenn die Schilde erst einmal unten sind. Im Landeanflug auf eine Station oder einen Außenposten wird man von der Flugverkehrsüberwachung angefunkt und mit eigenem Rufzeichen versehen. Die Kollegen merken sogar an, wenn man vom Radar verschwindet, weil im Schleichfahrtmodus geschmuggelte Ware auf die Station bringen will.

Hinzu kamen auch neue Waffenklassen für die größten Ausrüstungssteckplätze und überhaupt ist das Ausrüstungsmenü nun nicht nur deutlich schöner, sondern auch übersichtlicher. Unidentifizierte Signalquellen werden nun schon vorab gescannt und lassen so schon Rückschlüsse darauf zu, was einen erwartet. Selbst die Grafik- und Steuerungsmenüs sind dank ausklappbarer Baumstruktur nun übersichtlicher und leichter zu handhaben, während man auf der Galaxiekarte Lesezeichen absetzen darf, mittels derer man wichtige Systeme leichter wiederfindet. Es gibt noch so viel mehr, über das euch das umfassende Changelog deutlich besser unterrichtet, als in einen Text passen würde, aber das sind die größten Aufhänger für einen Patch, wie er massiver und gleichzeitig maßvoller nicht sein könnte.

Die Engineer-Basen sind beeindruckend anzuschauen - nach und nach findet man neue Ingenieure.

Horizons löst also endlich das Vollpreis-Versprechen vom Verkaufsstart ein. Es verjüngt Elite: Dangerous in seinem Engineers-Update optisch und inhaltlich und merzt alte Kritikpunkte aus. Die Missionen sind weniger anonym, verlaufen insgesamt überraschender - und die umfassenden Möglichkeiten, sein Schiff weiter zu individualisieren, üben eine ungemeine Anziehungskraft aus. Es gibt mehr Gründe, sich Planeten zu nähern, und was man dort an Tiefflug-Dogfights erlebt und die Entdeckungen die man mit dem Rover macht, das rechtfertigt endlich die Inklusion des Landemoduls.

Es gibt aktuell kein besseres Spiel über den Weltraum und darüber, der Kapitän seines eigenen Schiffes zu sein. Tatsächlich gibt es vielleicht nicht einmal ein besseres Aushängeschild für Virtual Reality. Ob mit oder ohne HTC Vive oder Oculus Rift zählt jedoch: Elite: Dangerous ist auch zwei Jahre nach seinem ersten Erscheinen wissbegierig auf der Suche nach neuen Horizonten. Wer würde da nicht dabei sein wollen?

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Alexander Bohn-Elias Avatar
Alexander Bohn-Elias: Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
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Elite: Dangerous

PS4, Xbox One, PC, Mac

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